Jochner-Oette hat an der KU die Professur für Physische Geographie / Landschaftsökologie und nachhaltige Ökosystementwicklung inne und forscht seit vielen Jahren zum Einfluss des Klimawandels auf den Pollenflug. Sie hat festgestellt, dass der Klimawandel nicht nur den Beginn und das Ende der Pollensaison beeinflusst, sondern bei manchen Pflanzen auch dazu führt, dass mehr und allergenere, also „aggressivere“, Pollen produziert werden. Luftverschmutzung könnte die Effekte noch verstärken. Da etwa 15 Prozent der Menschen in Deutschland unter Allergien leiden, sind genauere Informationen über diese Zusammenhänge wichtig, um sich besser an die veränderten Bedingungen anpassen zu können.
Nun beginnen Jochner-Oette und ihr Team in Ingolstadt mit der Messung von Daten für das Projekt „PECurban“, das den ausführlichen Titel trägt: „Räumliche und zeitliche Variabilität von Pollen in städtischen Gebieten – mittels Pollenproduktion und Pollenemission zur Vorhersage der Pollenkonzentration“. Die Forschungsgruppe möchte den Pollengehalt der Blüten von Birken quantifizieren, um genauere Vorhersagen über die zu erwartende Pollenflugintensität machen zu können. Dabei wird die tägliche freigesetzte Pollenmenge für 20 Birken erfasst und in Beziehung zur aktuellen Wetterlage sowie der gemessenen Pollenkonzentrationen in der Luft gesetzt. „Bisher gibt es nicht viele Untersuchungen darüber, wie Pollen sich in Städten ausbreiten. Um das besser zu verstehen, nutzen wir ein besonderes Computerprogramm. Die hochauflösende 3D-Modellierungssoftware soll uns zeigen, wie sich das Wetter und die Umgebung auf die Bewegung der Pollen auswirken“, erläutert Jochner-Oette.
Um zu messen, wie viele Pollen sich in der Luft befinden, werden an zehn Orten im Stadtgebiet Fallen aufgestellt, die Pollen aus der Luft einfangen. Sie sind außerdem mit kleinen Wetterstationen ausgestattet. „Damit können wir abgleichen, wie die Witterung die Pollenverteilung beeinflusst“, so Jochner-Oette. An bestimmten Messtagen – zu Beginn der Blüte, während der Hauptblüte und an deren Ende – würden sogar stündliche Messungen durchgeführt, um die Pollenkonzentration zu bestimmen. Auf dem Dach des Universitätsgebäudes am KU-Campus Ingolstadt wurde eine weitere Falle installiert, welche die so genannte Hintergrundkonzentration der Pollen als zweistündige Werte misst. Außerdem wurden in der Nähe von 20 Birken kleine Luftschadstoffsammler angebracht zur Bestimmung der Ozon- und Stickstoffdioxid-Konzentration. Alle Messdaten werden mit der phänologischen Entwicklung – also dem jahreszeitlichen Entwicklungsstand der Pflanzen – und meteorologischen Parametern in Verbindung gesetzt.