Lesung aus dem Roman "Der Schwimmer"

Lesung und Gespräch Zsuzsa Bánk

Alles fließt in den Water Studies

Anlässlich eines transdisziplinären Seminars über Wasser liest die Bestseller-Autorin Zsuzsa Bánk am 11. Juni um 19 Uhr aus ihrem Debütroman Der Schwimmer im Holzersaal der Sommerresidenz. Im Anschluss daran diskutieren die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Friederike Reents (KU), die Theologin und Umweltethikerin Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl (Universität Augsburg) und der Soziologe Prof. Dr. Joost van Loon (KU) mit Zsuzsa Bánk über die Bedeutung von Wasser, Fließen und Strömen aus literarischer und ökokritischer Perspektive.  
Wasser ist Grundlage allen Lebens und wesentlicher Bestandteil des Naturhaushalts und Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen, den es effektiv zu schützen gilt. Als Ressource ist es dem Menschen Energiequelle, Transportmedium und Rohstoff, genutzt für Ernährung, aber auch für tägliche Hygiene und Freizeitaktivitäten. Mit dem Erfahren des Fließens und der erlebten Macht und Ohnmacht (vgl. Fluten) darüber, beschäftigen sich dieses Sommersemester Studierende der Universitäten Augsburg und Eichstätt aus umweltethischer, soziologischer und literaturwissenschaftlicher Sicht in dem transdisziplinären Seminar Alles fließt. Gegenstand des Seminars ist dabei das Potential poetischer, umweltethischer und epistemischer Praktiken des Eindämmens ebenso wie des Fließen Lassens, aber auch einer Poetik des Erfassens von Flüssen und Strömen und deren literarischer Wahrnehmung. Damit wird das im deutschsprachigen Raum noch weitgehende unbeackerte Forschungsfeld der Water Studies oder Blue Humanities in den Blick genommen.
Von Macht und Ohnmacht, von Stillstand und Bewegungslosigkeit, aber auch von der Möglichkeit, sich durch den Sprung ins Wasser zu befreien, die Starre aufzubrechen und sich trotz allem über Wasser zu halten, davon erzählt der Roman Der Schwimmer der Autorin Zsuzsa Bánk, aus dem sie anlässlich des Seminars und auf Einladung der Universitäten am 11. Juni 2024 im Holzersaal der Universität Eichstätt liest.  
Im Anschluss an die vom „Zentrum für Religion, Kirche und Gesellschaft im Wandel“ (ZRKG), dem Lehrstuhl für neuere deutsche Literaturwissenschaft der KU und der Universität Augsburg geförderten Lesung diskutiert die die Autorin mit der Umweltethikerin und Theologin Kerstin Schlögl-Flierl (Augsburg), dem Soziologen Joost van Loon und der Literaturwissenschaftlerin Friederike Reents (beide Eichstätt) darüber, dass alles, also auch wir Menschen, sich immer im Fluss befindet. Dabei stehen wir nicht nur im Fluss des Lebens, sondern auch in dem des Bewusstseins, aber – anders als Pflanze und Tier – wissen wir zugleich darum und tragen daher u.a. Verantwortung. Denn wir lenken, leiten, deichen ein, begradigen und renaturieren. Im Gespräch mit der wasseraffinen Autorin wird es darum gehen, wie alles Leben im Fluss, in ein Ambiente lebensspendenden Wassers eingebunden ist – und dass wir Menschen dem Fließen doch stets auch zusehen und dies, wie Zsuzsa Bánk in ihren Romanen, beschreiben.

Zur öffentlichen Lesung:
Am Dienstag, 11. Juni, um 19.00 Uhr liest Zsuzsa Bánk im Holzersaal der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt aus ihrem Roman Der Schwimmer. Im Anschluss an die Lesung gibt es ein Gespräch zwischen Zsuzsa Bánk, Prof. Dr. Friederike Reents (Neuere deutsche Literaturwissenschaft, KU), Prof. Dr. Joost van Loon (Soziologie, KU) und Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl (Moraltheologie, Umweltethik, Universität Augsburg). Der Eintritt ist frei.
Zur Autorin:  
Aufgrund des Ungarnaufstandes im Jahr 1956 flohen Zsuzsa Bánks (*1965) Eltern nach Deutschland, wo die Autorin in Frankfurt am Main zweisprachig aufwuchs. Nach einer Ausbildung zur Buchhändlerin studierte Bánk Publizistik, Politik und Literatur in Mainz und Washington D.C. Seit 2000 arbeitet sie als freie Schriftstellerin und zuvor war sie noch als Wirtschaftsredakteurin tätig. 
Für ihren Debütroman Der Schwimmer (2002) erhielt sie den Mara-Cassens-Preis, den aspekte-Literaturpreis, den Mara-Cassens-Preis, den Adelbert-von-Chamisso-Preis, den Jürgen-Ponto-Preis und auch den Deutschen Bücherpreis. Danach folgten Romane wie Die hellen Tage (2011), Schlafen werden wir später (2017) oder das Theaterstück Alles ist groß (2020). Zuletzt erschien ihr Roman Sterben im Sommer (2020).  
Zum Buch:
Der Schwimmer spielt in Ungarn im Jahr 1956. Nachdem die Mutter Katalin ihren Sohn Isti, ihre Tochter Kata und ihren Mann verlassen hat, zieht der Vater mit den Kindern wahllos durchs Land. Um Halt zu finden, flüchtet sich der Junge in Traumwelten, wohingegen sich die Tochter Kata den Menschen und ihren Geschichten widmet, um den Bezug zur Realität nicht zu verlieren. Die Tragik ihrer Lebensumstände können der Vater und seine Kinder wenigstens zeitweise ausblenden, wenn sie gemeinsam Zeit am und vor allem im Wasser verbringen, das jedoch zuletzt sein lebensbedrohliches Potential entfaltet.