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Forschungsschwerpunkte

Bildungsökonomik  |  Arbeitsmarktökonomik  |  Innovationsökonomik  |  Experimentalökonomik

 

Aktuelle Forschungsergebnisse

Die Weitergabe von Kompetenzen innerhalb der Familie

Weitergabe von Kompetenzen

Eltern beeinflussen ihre Kinder auf vielerlei Weise. Aber welche familiären Faktoren sorgen dafür, dass der Erfolg von Kindern häufig sehr stark mit dem Erfolg ihrer Eltern zusammenhängt? In ihrer neuen Studie liefern Prof. Simon Wiederhold und seine Ko-Autor*innen erstmals kausale Evidenz für die Weitergabe von Kompetenzen innerhalb der Familie. Konkret untersucht die Studie, wie sich die Mathematik- und Sprachkompetenzen der Eltern, die während der Schulzeit getestet wurden, auf die Kompetenzen ihrer Kinder in ähnlichen Tests auswirken. Die Untersuchung basiert auf einer einzigartigen Datenbank, in der die Autor*innen umfassende Erhebungsdaten von etwa 25 000 Eltern mit administrativen Schuldaten von rund 40 000 Kindern in den Niederlanden verknüpfen. Zur Identifikation kausaler Effekte nutzen die Autor*innen Unterschiede in den Kompetenzen zwischen den Fächern innerhalb einer Familie. Die Idee ist hier also zu untersuchen, ob Kinder von Eltern mit höheren Kompetenzen in Mathematik als in Sprachen ebenfalls relativ besser in Mathematik abschneiden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Kompetenzen der Eltern stark auf die Kompetenzen ihrer Kinder auswirken: ein Anstieg der Kompetenzen der Eltern um eine Standardabweichung erhöht die Kompetenzen der Kinder um 0,1 Standardabweichungen. Eine zusätzliche Instrumentvariablen-Schätzung, die den Teil der elterlichen Kompetenzen isoliert, der in der Schule entwickelt wird, führt zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Schließlich legt die Studie nahe, dass politische Maßnahmen zur Verbesserung der Schulqualität nicht nur die Kompetenzen der heutigen Generation verbessern, sondern auch die Kompetenzen der späteren Kinder. Diese intergenerationalen Effekte sollten bei der Evaluation von bildungspolitischen Maßnahmen berücksichtigt werden.

Bewerbungsunterstützung verringert Ungleichheit bei der Kita-Inanspruchnahme

Treatment Eccects of Information on Application and Enrollment

Die Vorteile aus dem Besuch einer Kindertageseinrichtung (Kita) sind für Kinder unter drei Jahren aus benachteiligten Familien besonders groß. Dennoch erhalten gerade diese Kinder seltener eine solche Kinderbetreuung. Prof. Simon Wiederhold und seine Ko-Autor*innen Henning Hermes, Philipp Lergetporer und Frauke Peter untersuchen in einem neuen Arbeitspapier mögliche Ursachen für diese Diskrepanz auf der Nachfrageseite. Sie gehen insbesondere der Frage nach, ob die Bereitstellung von Informationen und Unterstützung bei der Bewerbung für einen Kita-Platz die Ungleichheit in der Kita-Inanspruchnahme verringert. In einer randomisierten Kontrollstudie (RCT) in Westdeutschland mit über 600 Familien erhalten zufällig ausgewählte Eltern Bewerbungsinformationen und persönliche Unterstützung bei der Antragstellung für Kitas. Bei bildungsferneren Familien erhöht sich durch die Maßnahme die Wahrscheinlichkeit, dass sich Eltern für Kitas bewerben, um 21 Prozentpunkte und die tatsächliche Kita-Inanspruchnahme um 16 Prozentpunkte. Auf bildungsnähere Familien hat die Maßnahme keinen Effekt. Die Beseitigung von Verhaltensbarrieren bei den Familien durch Bereitstellung von Informationen und Bewerbungsunterstützung kann also die sozioökonomische Ungleichheit im Kita-Besuch stark reduzieren.

Mehr Chancengleichheit durch Mentoring

Rock Your Life - Effect of Mentoring on Labor-Market Prospects

Seine Familie kann man sich nicht aussuchen – und doch beeinflusst der familiäre Hintergrund Bildungs- und Arbeitsmarktchancen enorm, gerade in Deutschland. Während sich viele traditionelle Maßnahmen für Jugendliche zur Bekämpfung der Chancenungleichheit als wenig erfolgreich herausgestellt haben, sind Mentoring-Programme, die den Jugendlichen Mentor*innen zur Seite stellen, bisher kaum erforscht. Mit einem deutschlandweiten Feldexperiment, dessen Ergebnisse in einem aktuellen Working Paper veröffentlicht wurden, liefern Simon Wiederhold und seine Ko-Autoren Sven Resnjanskij, Ludger Wößmann (beide ifo Institut) und Jens Ruhose (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) den ersten empirischen Beleg für große positive Effekte von Mentoring auf die Arbeitsmarktchancen von Jugendlichen aus stark benachteiligten familiären Verhältnissen. Ein Jahr nach dem Start des untersuchten Mentoringprogramms „Rock Your Life!“ haben sich die Arbeitsmarktaussichten der teilnehmenden Jugendlichen aus stark benachteiligten Verhältnissen deutlich verbessert. Positive Effekte finden sich insbesondere auf die schulischen Leistungen – beispielsweise auf die Mathenote – und auf Aspekte wie Geduld und Sozialkompetenzen, die ebenfalls wichtig für den späteren Arbeitsmarkterfolg sind. Außerdem nimmt die Fokussierung der Jugendlichen auf eine gute und realistische berufliche Zukunft durch die Programmteilnahme erheblich zu. Für die stark benachteiligten Jugendlichen übersteigt der zu erwartenden Einkommenszuwachs durch die Programmteilnahme die Kosten des Programms um ein Vielfaches. Demgegenüber hat das Programm bei Jugendlichen aus günstigeren familiären Verhältnissen keine positiven Effekte. Die Ergebnisse legen also nahe, dass es den Mentor*innen gelingt, die elterliche Unterstützung dort zu ergänzen, wo es ganz besonders benötigt wird.

Schlechte ökonomische Bedingungen am Ende der Schulzeit wirken langfristig positiv auf Kompetenzerwerb und Arbeitsmarkterfolg

Effekt ökonomischer Bedingungen am Ende der Schulzeit auf späteren Kompetenzerwerb

In einem aktuellen Working Paper untersucht Simon Wiederhold zusammen mit Marc Piopiunik und Franziska Hampf (beide ifo Institut) die Effekte von Rezessionen am Ende der Schulzeit auf weitere Bildungsentscheidungen und Arbeitsmarkterfolg. Die Analyse basiert auf internationalen Daten für 28 OECD-Länder. Die Autoren finden, dass eine schlechtere gesamtwirtschaftliche Situation am Ende der Sekundarschulzeit dazu führt, dass Schüler*innen häufiger studieren, was sich auch langfristig positiv auf deren kognitive Fähigkeiten und den Arbeitsmarkterfolg auswirkt. Dabei haben nur die ökonomischen Bedingungen am Ende der Schulzeit einen Einfluss, aber nicht frühere oder spätere Bedingungen. Dieser Befund spricht dafür, dass es eine beträchtliche Anzahl marginaler Schüler*innen gibt, die ihre tertiären Bildungsentscheidungen relativ kurzfristig treffen und dabei von den ökonomischen Bedingungen beeinflusst werden. Außerdem verringern schlechtere ökonomische Bedingungen am Ende der Schulzeit die langfristigen Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen, da die Bildungs- und Arbeitsmarktentscheidungen von Frauen besonders stark auf die Arbeitsmarktsituation am Ende der Schulzeit reagieren.

Zahlen sich digitale Kompetenzen am Arbeitsmarkt aus?

Bild digitale Kompetenzen am Arbeitsmarkt

Trotz der politischen Überzeugung, dass sich Kompetenzen in der Beherrschung von Informations- und Kommunikations-technologien (IKT) am Arbeitsplatz auszahlen, gibt es dafür wenig belastbare Evidenz. In einer neuen Studie zeigt Simon Wiederhold zusammen mit Oliver Falck (ifo Institut) und Alexandra Heimisch-Röcker (acatech), dass höhere IKT-Kompetenzen, wie sie im „Erwachsenen-PISA“ gemessen wurden, in der Tat zu höheren Löhnen am Arbeitsmarkt führen. Dafür nutzen die Forscher den Umstand, dass Menschen in einigen Gemeinden Deutschlands unabhängig von ihren sonstigen Kompetenzen aufgrund der besseren Verfügbarkeit von Breitband-Internet im IKT-Bereich versierter sind. Die Studie wurde kürzlich in Research Policy, der führenden Zeitschrift im Bereich der Innovationsökonomik, zur Veröffentlichung angenommen.

Die beruflichen Fähigkeiten von Migranten

Bild zu den beruflichen Fähigkeiten von Migranten

Wie unterscheiden sich Migranten von der im Herkunftsland verbleibenden Bevölkerung? Dieser Frage geht Simon Wiederhold zusammen mit Alexander Patt (ehemals KU Eichstätt-Ingolstadt), Jens Ruhose (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) und Miguel Flores (ITESM) nach. Sie finden, dass die auswandernden Mexikaner bessere handwerkliche, aber niedrigere kognitive Fähigkeiten haben als die daheimbleibenden. Diese Ergebnisse können dadurch erklärt werden, dass die ökonomischen Erträge für handwerkliche Fähigkeiten für Mexikaner in den USA (in die mexikanische Migranten mehrheitlich einwandern) größer sind als in Mexiko; bei den kognitiven Fähigkeiten ist es umgekehrt. Die Selektion der Migranten wird durch die beruflichen Fähigkeiten weit besser beschrieben als durch ihr formales Bildungsniveau und ihr Einkommen. Die Studie ist in der angesehen Zeitschrift Journal of the European Economic Association erschienen. Die Arbeit wurde außerdem mit dem renommierten CESifo Young Affiliate Award ausgezeichnet.

Kompetente Lehrkräfte wichtig für Schülerleistungen

Bild Kompetente Lehrkräfte für Schülerleistungen

Die kognitiven Kompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern sind ein wichtiger Bestimmungsfaktor der internationalen Unterschiede in Schülerleistungen. Zu diesem Ergebnis kommt Simon Wiederhold zusammen mit Eric A. Hanushek (Stanford University) und Marc Piopiunik (ifo Institut) in einer Studie, in der sie Kompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern in Mathematik und Lesen aus der PIAAC-Studie mit den individuellen Schülerdaten des PISA-Tests verknüpfen. Die Studie ist in der führenden bildungsökonomischen Zeitschrift, dem Journal of Human Resources, erschienen.

Lehrerkompetenzen und die afrikanische Bildungstragödie

Bild Lehrerkompetenzen und die afrikanische Bildungstragödie

Obwohl sie mehrere Jahre die Schule besucht haben, lernen die meisten Schülerinnen und Schüler in den Ländern Afrikas südlich der Sahara kaum etwas. Wie ließe sich das ändern? In einer Studie zeigt Simon Wiederhold, zusammen mit Marc Piopiunik (ifo Institut) und Jan Bietenbeck (Universität Lund), dass ein besseres Fachwissen der Lehrerinnen und Lehrer die Bildungsleistungen der Schülerinnen und Schüler deutlich erhöhen würde - insbesondere dann, wenn für die Schülerinnen und Schüler im Unterricht Lehrbücher zur Verfügung stehen. Die Studie wurde im renommierten Journal of Human Resources veröffentlicht.

Staatliches Beschaffungswesen beeinflusst Innovationskraft der Wirtschaft

Bild Staatliche Beschaffung und Innovationskraft

Der Staat kauft allerlei Dinge, von Autos bis Zucchini. Spielt die technologische Zusammensetzung der staatlichen Beschaffung eine Rolle für die Innovationskraft von Unternehmen? In einer Studie zeigt Simon Wiederhold zusammen mit Viktor Slavtchev (IWH Halle), dass ein staatliches Beschaffungswesen, das mehr High-Tech-Produkte einkauft, in der Tat zu höheren Forschungs- und Entwicklungsausgaben der Privatwirtschaft führt, ohne dass dafür die Beschaffungsausgaben insgesamt steigen müssen. Dazu wenden sie mikroökonometrische Methoden auf umfangreiche Daten der US-Bundesstaaten an. Die Studie wurde im American Economic Journal: Macroeconomics veröffentlicht, der weltweit führenden Zeitschrift auf dem Feld der Makroökonomie.

Erträge von Kompetenzen am Arbeitsmarkt

Bild Erträge von Kompetenzen am Arbeitsmarkt

Nicht nur für die Volkswirtschaft insgesamt, auch für den Einzelnen zahlen sich bessere Bildungsleistungen aus. Um dies zu untersuchen, nutzt Simon Wiederhold mit seinen Ko-Autoren Eric Hanushek (Stanford University), Guido Schwerdt (Universität Konstanz) und Ludger Wößmann (ifo Institut) die Daten von PIAAC, dem sogenannten „Erwachsenen-PISA“. In der im European Economic Review erschienenen Studie zeigt sich, dass sich höhere Kompetenzen gerade am deutschen Arbeitsmarkt auszahlen: Wer im PIAAC-Test um eine von fünf Kompetenzstufen besser abschneidet, verdient im Durchschnitt fast ein Viertel mehr. Dieser Lohnzuwachs durch höhere Kompetenzen ist lediglich in den USA und in Irland höher als in Deutschland.

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