ZILAS-Vortragsreihe im Winter 2019/20: Urwälder Lateinamerikas. Lebensräume, Kontaktzonen, fragile Biotope

Die 12. Vortragsreihe des Zentralinstituts für Lateinamerikastudien (ZILAS) möchte im kommenden Wintersemester 2019/20 einen Fokus auf die Urwaldgebiete Lateinamerikas legen und Experten dazu einladen, den Gegenstand aus ihrer jeweiligen Forschungsperspektive in einem Abendvortrag vorzustellen.

Die Vortragsreihe ist dezidiert interdisziplinär: Linguisten, Ethnologen, Politikwissenschaftler, Historiker, Soziologen, Juristen, Ökologen, Geographen, Literaturwissenschaftler, Archäologen sowie andere Referenten, die dem Themenkomplex nahestehen, sind eingeladen, ihre Standpunkte zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen.

Von der Selva Lacandona in Mexiko, über das weitläufige Amazonasgebiet, bis hin zum Valdivianischen Regenwald in Chile, bilden die Urwälder Lateinamerikas Orte, an welchen sich das heutige Bewusstsein für ein krisenhaftes Anthropozän entzündet. Als Projektionsfelder umfangreicher Erschließungsvisionen, die einen ersten Kontakt mit einer unberührten Wildnis suggerieren, waren lateinamerikanische Urwaldgebiete von jeher auch interkulturelle Kontaktzonen und Schnittstellen konträrer Zivilisationsmodelle. Konkurrierende Vorstellungen über Zugang, Kontrolle oder Nutzung der Urwälder und der in ihnen enthaltenen Ressourcen durchdringen dabei stark die regionalen und überregionalen entwicklungspolitischen Debatten und Praktiken. Nicht selten waren die fatalen Kulturkontakte in den Urwäldern auch Zerreißproben und Endpunkte neuzeitlicher Utopien. Ausgehend von der konfliktreichen Geschichte der Urwaldgebiete, lässt sich ein Verständnis für die historische und kulturgeographische Evolution Lateinamerikas ableiten, die man als innere Kolonisierung weitläufiger und selektiv erschlossener Territorien verstehen kann. Nicht zuletzt haben Urwaldgebiete auch ihren festen Platz als Sehnsuchts-, Erinnerungs- oder Tabuorte in den Narrativen lateinamerikanischer Selbstverständigung.

Hier das Programm der Vortragsreihe 2020/21.