News am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft

Neuerscheinungen im August

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Aktuelle Publikationen am Lehrstuhl beschäftigen sich mit der dänisch-schwedischen Verstehbarkeit, intra-individueller Variation bei Dialektsprechern und dem Verhältnis von Sprechen und Handeln.

Wieviel Dänisch verstehen Schwedischsprecher?

In der Studie zur dänisch-schwedischen Verstehbarkeit wird der Frage nachgegangen, in welchem Umfang die Sprecher einer nordgermanischen Sprache (Schwedisch) eine andere nordgermanische Sprache (Dänisch) schriftlich verstehen, ohne dass diese zuvor erlernt wurde. Insbesondere wird der Rolle von Lehn- und Erbwörtern nachgegangen. Das Verstehen des Dänischen wurde experimentell getestet: einerseits in Übersetzungstests bei isolierten dänischen Wörtern, andererseits durch sog. Cloze Tests anhand zweier längerer schriftsprachlicher Texte. Die Studie zeigt, dass dänische Lehnwörter besser erkannt und verstanden werden als dänische Erbwörter und dass Texte mit vielen Lehnwörtern besser zu verstehen sind als solche mit wenigen. Die Verstehbarkeit einzelner Wörter hängt dabei davon ab, wie ähnlich die lautlichen und graphischen Merkmale im dänisch-schwedischen Vergleich sind, wobei Erbwörter (und auch alte Lehnwörter) durch unterschiedliche Lautwandelprozesse beider Sprachen in stärkerem Maße divergieren als jüngere Lehnwörter.

Der Artikel „The role of loanwords in the intelligibility of written Danish among Swedes" von Charlotte Gooskens (Groningen), Sebastian Kürschner (Eichstätt) und Vincent J. van Heuven (Leiden) ist als Open-Access-Publikation im Nordic Journal of Linguistics erschienen.

Variation im individuellen Sprachgebrauch von Sprechern bayerischer Dialekte

Der Sprachgebrauch eines individuellen Sprechers weist in hohem Maße Variation auf. Gleichzeitig wird etwa in der Dialektologie mit dem Konzept der repräsentativen Einzelinformation gearbeitet: In Forschungsprojekten werden ältere, ortsansässige Gewährspersonen befragt, deren Sprachgebrauch möglichst homogen und repräsentativ für den (alten) Ortsdialekt sein sollte. In der Studie wurde das Datenmaterial eines solchen Projekts der traditionellen Dialektologie dahingehend ausgewertet, wieviel Variation im Sprachgebrauch der Gewährspersonen zu finden ist. Im Fokus der Untersuchung steht dabei intra-individuelle Variation bei der Flexion des Substantivs in den Dialekten Bayerns. Obwohl der Anteil intra-individueller Variation (auch bedingt durch die Erhebungsmethodik) relativ gering ist, zeigt die qualitative Analyse der Daten, dass Variation ein Indikator von Dialektwandel (hier von morphologischem Wandel) sein kann. Gleichzeitig ist Variation als optionale Pluralmarkierung in einigen der untersuchten Dialekte funktionalisiert: Immer dann, wenn der Kontext keinen eindeutigen Hinweis auf die Pluralinformation liefert, wird der Plural am Substantiv markiert; in eindeutigen Kontext bleibt die Pluralmarkierung aus.

Der Artikel „Intra-individual variation in nominal inflection: Analyses of directly elicited data of the Bavarian Linguistic Atlas" von Grit Nickel ist in dem Band Intra-Individual Variation in Language (hrsg. von Alexander Werth, Lars Bülow, Simone E. Pfenninger und Markus Schiegg) bei de Gruyter erschienen.

Im Anfang war das Wort! – Oder die Tat?

Das neue Buch von Thomas Fritz beschäftigt sich mit der dynamischen Struktur von Denken, Sprechen und Handeln. Inwiefern bedingt Sprache den Prozess und das Ergebnis des Handelns? Den Ausgangspunkt und Fokus der Darstellung bildet die Modalität im Deutschen. Die Genese von Wirklichkeiten wird als pragmatischer Prozess beschrieben, der in einem unmarkierten Nullpunkt einsetzt und vom Handlungsschluss über die Handlung selbst zum Handlungserfolg führt. Die dynamische Struktur unseres Denkens, Sprechens und Handelns ergibt sich dabei aus den verschiedenen Wegen und unseren kreativen Lösungen, die zum Handlungsziel führen. Fritz analysiert diesen Komplex sprachlich-modal für die Praxisbereiche Politik und Werbung sowie für die Optimallösungen von Pflichtethik, Tugendethik und Nutzenethik.

Das Buch „Modalität, Nullpunkt und Synthese – Die dynamische Struktur von Sprechen, Denken und Handeln" von Thomas Fritz ist bei Kovač erschienen.

Weitere aktuelle Publikationen und ein Überblick über die Forschungsschwerpunkte am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft finden sich hier.