Jahrestagung 2021 der „Gesellschaft zum Studium des Christlichen Ostens“ (GSCO) in hybrider Form durchgeführt

Am 25. und 26. Juni fand die Jahrestagung 2021 der „Gesellschaft zum Studium des Christlichen Ostens“ (GSCO) statt. Unter dem Rahmenthema „Erben von Byzanz – Kontinuität und Transformation byzantinischer Identitäten“ blickten dabei fünf Vorträge auf die Entwicklung des byzantinischen Erbes in der Zeit nach dem Untergang Konstantinopels 1453 bis in die Gegenwart. Die Preisverleihung der GSCO-Preise sowie eine Autorenlesung mit Mirko Heinemann, gerahmt von musikalischen Beiträgen Eichstätter Studierender, wurden aus dem feierlichen Ambiente des Holzersaals in der Sommerresidenz gestreamt. Die offizielle Mitgliederversammlung sowie Vesper und Liturgie in der Heilig-Geist-Kapelle des Collegium Orientale vervollständigten das Programm.

*  *  *

Eigentlich bereits 2020 in Präsenzform an der KU Eichstätt-Ingolstadt vorgesehen, musste die Jahrestagung 2021 der GSCO aufgrund der gegenwärtigen Bedingungen digital bzw. teilweise in hybrider Form durchgeführt werden. Nach einer thematischen Einführung durch Prof. Dr. Thomas Kremer eröffnete Dr. Elie Dannaoui (Universität Balamand / Libanon) die Sektion „Byzantinisches Erbe der orthodoxen Kirchen in der Neuzeit“. Der libanesische Forscher und langjährige Partner der Forschungsstelle Christlicher Orient spürte dem Einfluss des Patriarchen Meletios Euthymius II. Karmah (1572–1635) auf die Identität der Rum-Orthodoxen Kirche von Antiochien zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach. Zur byzantinischen Tradition im subsaharischen Afrika des 20. Jahrhunderts referierte PD Dr. Ciprian Burlacioiu (LMU München).

In einer Feierstunde am Freitagabend wurde die Verleihung des Nachwuchspreises 2020 nachgeholt sowie der GSCO-Preis 2021 verliehen. Für seine an der Universität Wien entstandene Untersuchung orthodoxer Adaptionen der Eucharistiefeier aus der anglikanischen Tradition in der „Western Rite Orthodoxy“ in Nordamerika wurde Elias Haslwanter mit dem 2020 erstmalig ausgeschriebenen Nachwuchspreis ausgezeichnet. Mit dem Förderpreis für wissenschaftliche Arbeiten aus dem Gebiet des Christlichen Ostens wurden 2021 zwei Dissertationsschriften bedacht: Alexa von Winnings „Leaving Home. The Noble Familiy, Imperial Russia, and Global Orthodoxy, 1855–1936“ sowie Dr. Joachim Jakobs „Syrisches Christentum und früher Islam. Theologische Reaktionen in syrisch-sprachigen Texten vom 7. bis 9. Jahrhundert“.

Der Berliner Autor Mirko Heinemann, als Sohn einer griechischen Mutter und eines deutschen Vaters in Thessaloniki geboren, nahm das virtuell zugeschaltete Auditorium schließlich mit auf die Spurensuche seiner eigenen Familiengeschichte. Das bewegende Schicksal seiner Großmutter Alexandra schildert er eindrücklich in seinem 2019 erschienenen Reisebericht durch den Norden der heutigen Türkei: „Die letzten Byzantiner. Die Vertreibung der Griechen vom Schwarzen Meer“. Fesselnd und persönlich erzählte er vom Schicksal der sogenannten Pontos-Griechen, die dem aufgeschaukelten Nationalismus im Osmanischen Reich und den Interessen der Großmächte während und nach dem Ersten Weltkrieg zum Opfer fielen.

Der Samstag stand unter der Überschrift „‚Byzance après Byzance‘ in den katholischen Ostkirchen“. Dr. András Dobos (Theologische Hochschule Nyíregyháza / Ungarn) widmete sich den Identitätsfragen der ungarischen Griechisch-Katholiken im Wechselspiel zwischen Ritus, Sprache und Nation. Das kulturelle Erbe der Arbëresh und der Italo-Albanesischen Kirche in Süditalien beleuchtete Prof. Dr. Stefano Parenti (Päpstliches Athenaeum Sant’Anselmo Rom / Universität Regensburg). Nach Kroatien führte schließlich der historische Überblick über die byzantinische Identität in der Kirche von Križevci seit der Union von Marča von Dr. Robert Rapljenović (Collegium Orientale Eichstätt).

Ein sehr herzliches Dankeschön gilt an dieser Stelle dem Collegium Orientale Eichstätt für die Kooperation bei der Durchführung der Tagung. Durch die Übertragung der Vesper am Freitagabend und die Göttliche Liturgie am Samstagsmorgen konnten die Teilnehmer der Tagung zumindest digital am liturgischen Leben des Hauses partizipieren.

Die nächste Jahrestagung der GSCO soll am 24. und 25. Juni 2022 zum Thema „Orthodoxie in Europa“ in Straßburg stattfinden und wird von Prof. Dr. Jennifer Wasmuth ausgerichtet.

 

Für weitere Informationen:

Tagungsprogramm

Bildergalerie auf der Website der GSCO

Video-Mitschnitt der Abendveranstaltung auf Youtube

Weiterlesen...