„An der Donau tut sich was“

Einmündung Donau
Ein wichtiger Bestandteil des Renaturierungskonzeptes zwischen Staustufe und Glacis-Brücke ist der Bereich rund um diese Einmündung – dieser Uferbereich sei ökologisch besonders wertvoll, sagen Naturschützer. Foto: BUND
Bürgerredakteurin Carmen Effinger recherchiert: Gute Konzepte für das Leben am Fluss

Wie steht es um das Leben am Fluss in Ingolstadt? Zwar hat sich in den vergangenen Jahren in Sachen Zugänglichkeit schon einiges getan, doch immer wieder wird auch diskutiert, dass die Stadt ihre Donau besser einbeziehen könnte. Eine aktuelle Recherche der Bürgerredaktion zeigt: Rund um den Fluss gibt es einige Ideen – von der Bürgerbeteiligungsumfrage über Tourismus und den Donau-Loop bis hin zum Renaturierungskonzept.

Die Donau hat Alexander Häusler vom Architekturbüro Oficinaa schon vor fast zehn Jahren beschäftigt: Damals entstand das Projekt „Landschaft Stimmung – ein Stadtpark an der Donau“, im Auftrag und mit Unterstützung des Referates für Stadtentwicklung und Baurecht der Stadt Ingolstadt.

Das Projekt untersucht das Potenzial der Donau als städtisches Verbindungsglied und deren positiven Einfluss auf die klimatischen Verhältnisse für die Stadt, die so genannte mikro-klimatische Infrastruktur. Es sollte außerdem Raum für gemeinschaftliches Denken schaffen, wie Häusler erklärt. Das Konzept sah vor, dass durch die Renaturierung der Donau und das Einbringen von Kies in den Fluss lebendige Kiesinseln entstehen, die wiederum für viele Fischarten neuen Lebensraum schaffen. Mit diesem ökologischen Ansatz entstehe an der Donau auch die Möglichkeit, die Bürger näher an den Fluss zu bringen. Durch kleine räumliche Eingriffe mit großer Wirkung könne die Besonderheit des Flusses in den Fokus und in das Bewusstsein der Menschen geholt werden, die hier in, an und um die Donau leben. Der Stadtpark, auch Donau-Loop genannt, soll einen circa 12 Kilometer langen Rundweg einschließen, der es erlaubt, in verschiedene Flusslandschaften einzutauchen und das Besondere zu entdecken - um zu verweilen und Energie zu tanken. Er sollte die Stadt und den Fluss verknüpfen und diese durch klar festgelegte Zugänge und Wegeführungen wieder miteinander verbinden. Strategische Stationen wie Lichtungen am Flussufer laden zum Wahrnehmen ein. Das Konzept wurde im Sommer 2014 im Museum für Konkrete Kunst und Design in Ingolstadt vorgestellt. Ein wenig Bewegung kommt aktuell wieder in das Projekt: An der Südseite am Brückenkopf sollen Neue Bänke im Gelbton platziert werden, wie die Stadt kürzlich mitgeteilt hat.

Aus der Sicht des Tourismus und der Regionalentwicklung kann Elina Gavriljuk die Donau beurteilen: Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Tourismus der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und hat dort an einer Resilienz-Studie im Auftrag der Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt e.V. (IRMA) mitgearbeitet. Dabei wurden unter anderem Bürger danach gefragt, was in Zukunft in der Region Ingolstadt passieren muss, damit sich Einheimische weiterhin wohlfühlen. Die Teilnehmer nannten dabei auch das Thema Leben am Fluss, erläutert Gavriljuk: Die Bürger wünschten sich die weitere Belebung des Donau-Ufers und die Einbeziehung des Naturraums ins Stadtbild. „Wenn das die Einheimischen so direkt in die Umfrage schreiben, dann gibt es da noch viel Nachholbedarf und Potenzial, an dem man arbeiten muss, um die Donau in die Stadt zu integrieren“, meint die wissenschaftliche Mitarbeiterin. Für den Tourismus sieht Gavriljuk an der Donau ebenfalls Möglichkeiten. Sie sei zusammen mit dem Baggersee ein attraktiver Erholungsraum sowohl für Einheimische als auch für Gäste. Wichtig für den Tourismus in Ingolstadt ist dabei aus Sicht der Expertin die Stärkung der Zusammenarbeit: Beispielsweise die Einbindung der umliegenden Städte wie Eichstätt, Neuburg, Schrobenhausen sei wichtig. Auch das Altmühltal, das vor den Toren Ingolstadt liegt, sei ein interessanter touristischer Einfluss auf die Region. Laut Gavriljuk könne eine nachhaltige touristische Entwicklung Brücken schlagen, wenn man alle Interessengruppen daran beteilige: von der Politik über die Wirtschaft und Wissenschaft bis hin zu den Einheimischen.

Die Katholische Universität beteiligt sich außerdem gemeinsam mit der Stadt Ingolstadt an dem europäischen Forschungs- und Stadtgestaltungsprojekt Blue Green City. Welche Sichtweise haben die Bürger zu ihrer Donau? Diese Frage wird aktuell in einer großen Umfrage untersucht. Kultur, Natur und Tourismus durch ein ökologisches Flusskonzept und unter sozialem Aspekt zu entwickeln, das ist das Ziel. Interessierte Bürger können sich unter www.ingolstadt.de/Leben/Umwelt-Natur-Klima/Donauraum an der Umfrage beteiligen.

Eine ganz andere Herangehensweise an die Gestaltung der Donau-Ufer hat aktuell der Bund Naturschutz Bayern, Region Ingolstadt: Die Delegierte und Beauftragte Reglind Seyberth erklärt bei einer Donaubegehung das Renaturierungskonzept „die Donau und ihre Auen“, das das Areal von der Ingolstädter Staustufe bis zur Autobahnbrücke einschließt. Das Eschensterben sorgt derzeit für umfangreiche Baumfällungen am Baggersee und an den Ufern der Donau. Das gab Anlass dazu, dass durch diesen Eingriff in die Natur am Treidelweg entlang des nordwestlichen Ufers der Donau das Wasserwirtschaftsamt eine Neugestaltung des Donauufers vornimmt. Dem Bund Naturschutz liegt es jedoch am Herzen, das gesamte ökologische Projekt zu betrachten, betont Reglind Seyberth, und zwar von der Staustufe bis hin zur Autobahnbrücke und das rechts und links der Donau. Das sei besonders in Zeiten von Klimawandel und fortschreitendem Artensterben wichtig. Daher habe man mit dem Landschaftsarchitekten Georg Kestel, der bereits die Renaturierung der Isar in Platting mit Erfolg durchgeführt hat, ein Grobkonzept entwickelt. Hierbei geht es um die Herstellung von Biotopverbunden von West nach Ost. Genauso wichtig ist es dem Bund Naturschutz aber auch, dass Bürger die Donau und ihre Aue bewusst erleben. Daher ist das Ziel des Renaturierungskonzeptes, durch ökologische Umgestaltungen Areale zu schaffen, die zum Teil nur für die Natur und zum anderen für die Besucher der Donau gedacht sind. So können die Bürger die Ruhe genießen oder sich treffen und verweilen. Durch Renaturierungsmaßnahmen, das heißt Kiesvorschüttungen in die Donau, bekomme dieser Fluss seine natürliche Dynamik im Laufe der Zeit zurück und es entwickeln sich neue Lebensräume für Mensch und Tier. Das sei das Wichtigste, betont Frau Seyberth. Nachzulesen ist dieses Konzept auf der Internetseite des Naturschutzbund Bayern Region Ingolstadt unter www. ingolstadt.bund-naturschutz.de.

Und was sagen diejenigen, die Tag für Tag an der Donau spazieren gehen? Eine Spaziergängerin mit Hund bringt es auf den Punkt: Dieses Stück unberührte Natur fasziniere sie immer wieder aufs Neue., „Ich würde gerne näher an die Donau herankommen“, sagt sie.

Panorama Donau
Für das Areal unterhalb der Ingolstädter Staustufe gibt es viele Pläne: Den Stadtpark Donau-Loop und ein Renaturierungkonzepte, die Erholungsräume für Menschen und Lebensräume für Tiere und Pflanzen schaffen sollen. Foto: Effinger
Donau Loop
Gelb ist die Symbolfarbe des Stadtparks Donau-Loop. Laut der Idee des Architekten Alexander Häusler sollen am Fluss Aufenthaltsplätze zum Innehalten entstehen. Foto: Effinger
Vorschau Ragionalentwicklung

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Autorin

Carmen Effinger

Carmen Effinger ist selbst gerne mit Hund an der Donau unterwegs. Für ihre Recherche hat die Ingolstädter Dozentin viele Kilometer am Fluss zurückgelegt und mit vielen Menschen gesprochen.