Die internationale Non-Profit Organisation „Spoke Context“ arbeitet seit vielen Jahren mit Schülerinnen und Schülern, Kunstschaffenden, Jugendorganisationen sowie dem öffentlichen und privaten Sektor zusammen. Gründerin Elif Ucan beschreibt das Wirken ihrer Organisation: „Wir entwickeln, organisieren und ermöglichen die Zusammenarbeit zwischen Jugendlichen und internationalen zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern. Dabei ist es das Kernziel von Spoke Context, die positiven Energien und die identitätsstiftende Kraft des Kunstschaffens im öffentlichen Raum zu nutzen, um wesentliche Kompetenzen und ein Bewusstsein für kulturelles Verständnis, Kollaboration, Diversität, innovatives Denken und bürgerliches Engagement durch Kunst in Communitys auf der ganzen Welt zu fördern.“ Durch solche Projekte wollen die Beteiligten Schülerinnen und Schüler auf ihr aktives Mitgestalten unserer Welt vorbereiten. „Damit bereiten wir sie auf Ihr Leben in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontexten vor und wir motivieren sie dabei zu bürgerschaftlichem Engagement. Die Begegnung mit Kunst und künstlerischem Schaffen bieten dazu ein vielfältiges und kraftvolles Medium für die Vermittlung und das Erreichen dieser Lernziele“, erklärt Ucan.
Das Projekt „Future Forward“ will Kinder und Jugendliche mit einem gestalterisch-produktiven Denken vertraut, das nicht nur auf handwerkliche Prozesse gerichtet ist, sondern auf die Aneignung allgemein bedeutsamer Fähigkeiten wie Beobachten, Erkunden und reflektiert über und mit Bildern zu kommunizieren. „Von besonderer Bedeutung ist, dass das Kunstprojekt analoge, hybride und digitale Anteile beinhaltet. Die Kinder sammeln am Beginn bei einer Exkursion verschiedene Formen in der Natur und entwickeln daraus individuelle Kompositionen. Sie zeichnen Blätter, Pflanzen und binden dabei auch Wahrnehmungen ihrer unmittelbaren Umwelt mit ein“, schildert Professor Wenrich.
Aus den zunächst statischen Bildern entstehen mithilfe von Tablets dann „bewegte Bilder“ in Form von mithilfe der Stop-Motion-Technik erstellten Filmen. Die Kinder lernen also, wie sie ihre statischen Zeichnungen mithilfe digitaler Technik zum Leben erwecken können. Während der gesamten Zeit ist der Künstler Hiroyasu Tsuri via Videoschaltung dabei, er befindet sich also auch im Klassenzimmer und ist mit den Schülern im Austausch. Ebenso haben die Schüler Kontakt zu ihren Mitschülern, die sich ggf. in einem anderen Raum befinden um dort zu malen oder mit Wenrich und Ucan über ihre Werke zu sprechen. „Dieser kommunikative Austausch während des Projekts - auf analogem und digitalem Weg - ist uns sehr wichtig, denn die Schüler haben viel Bedürfnis sich mitzuteilen oder auch über ihre gestalterische Arbeit zu sprechen“, erläutert die aus New York stammende Wissenschaftlerin Ucan. Die Mischung von analogen und digitalen Wegen der Kommunikation und des Ausdrucks seien unabhängig von den Corona-Bedingungen entwickelt worden. Aktuell seien sie jedoch besonders hilfreich für die Umsetzung. Im Ergebnis entsteht ein großformatiges Werk, das digital in Form einer Außenprojektion präsentiert wird.
Ucan und Wenrich sind überzeugt davon, dass die Kinder an den Mittelschulen durch den engen persönlichen Austausch mit kulturell unterschiedlich sozialisierten und internationalen Kunstschaffenden die Chance erhalten, Vielfalt als positive Ressource zu erfahren. Der Künstler Hiroyasu Tsuri erklärt: „Die Schülerinnen und Schüler verleihen ihrer Kreativität Ausdruck. Die Gestaltung führt sie zu neuen Ideen und sie erfahren auch viel Neues über ihre eigenen Fähigkeiten. Ihre Imagination hilft ihnen dabei ganz eigenständige Lösungen zu finden. Sie machen Erfahrungen, die sie für ihre eigene Zukunft und das Zusammenleben mit anderen Menschen verwerten können.“
Den gesamten Prozess des Projekts dokumentieren die Beteiligten durch Beobachtungen sowie die Befragung der Kinder und Jugendlichen, Lehrkräfte und Schulleitungen. So soll der Projektablauf auch nach Abschluss weiter erforschbar und die Teilprojekte in den einzelnen Städten auch untereinander vergleichbar sein. „Ziel unserer wissenschaftlichen Begleitung ist es, ein Modell zu entwickeln, dass auf andere Projekt-Anlässe übertragen werden kann. Daher evaluieren wir unser Vorgehen auf bestmögliche Umsetzbarkeit“, so Wenrich.
Dominic Panzner, an der Mittelschule Eichstätt auch als Beratungslehrkraft tätig, fungiert innerhalb des Projekts als pädagogischer Berater. Auch er sieht in dem Projekt die Stärkung von Kreativität, Imagination, Kommunikation, Kollaboration und Teamfähigkeit von zentraler Bedeutung: „Schule bietet uns einen Rahmen für die projekthafte Auseinandersetzung, begleitet von zeitgenössischen Künstlern. Die Schülerinnen und Schüler erleben das Projekt in dem Bewusstsein, etwas Eigenes geschaffen zu haben, das von besonderem Wert ist und in die Gesellschaft hineinwirkt. Begeistert versinken die Schüler in ihrer Arbeit, sie haben Ideen, entwickeln diese weiter und setzen sie um. Die Auseinandersetzung mit Kunst und die Integration digitaler Medien verhelfen dabei zu eindrucksvollen Ergebnissen“, so Panzner.
Weitere Informationen unter www.spokecontext.org sowie www.ku.de/ppf/kunst.