„Die Formulierung ist offensichtlich auch provakant gewählt worden. Die ersten Christen, die diesen Satz beteten, hatten sicherlich auch die Versuchung Jesu im Hinterkopf. Der Heilige Geist führte Jesus in die Wüste, wo er von Satan verführt wird“, schildert Gerwing. Zwar hätten sich die ersten Christen in der Nachfolge Jesu gesehen, aber wollten nicht in diese Versuchung geraten, weil sie sich nicht so stark wie Jesus sahen.
„Wir bekennen uns als Christen zur Allmächtigkeit Gottes, der Urgrund von allem ist. Auch der Satan, auch die Versuchung wären nicht ohne Gott“, so Gerwing weiter. Denke man an das alttestamentliche Buch Hiob, woran die ersten Christen sicher auch bei diesem Gebet dachten, so gebe es zwar Situationen, in denen Gott die Menschen prüfe. Diese Prüfung sei aber nicht das letzte Wort des barmherzigen Vaters. „Ich bin der Meinung, man sollte an der Übersetzung nichts ändern, weil sie dem Original sehr nah kommt. Zudem entspricht sie einer 500-jährigen Tradition, die wir zudem mit den evangelischen Christen sowie den Orthodoxen gemeinsam haben“, resümiert der Dogmatik-Professor.