Bilanzierung von gravitativen Massenbewegungen in proglazialen Systemen

Das Teilprojekt 2 erforscht die räumliche und zeitliche Variabilität des Auftretens von gravitativen Massenbewegungen im Locker- und Festgestein. Die Schwerpunkte liegen hierbei zum einen bei der Erforschung der geologisch- geotechnischen Ursachen, wie beispielsweise dem Trennflächengefüge der Festgesteine oder der Korngrößenzusammensetzung der Lockergesteine. Diese und weitere Geofaktoren werden flächendeckend über eine Geländekartierung, unterstützt durch eine Auswertung der ALS-Daten und Orthofotos, ermittelt und in Form einer digitalen Karte in Arc-Gis visualisiert. Weiterhin ist es Ziel, die Disposition aller steilen Festgesteinsbereiche im Untersuchungsgebiet, hinsichtlich der Intensität von Felswanderosionsprozessen zu ermitteln. Dafür werden die Felswände nach einem RMS- (rock mass strengh) System klassifiziert, das quantitative Angaben bezüglich der Intensität der Felswanderosionsprozesse im Untersuchungsgebiet ermöglicht.

automatische Messung von Bewegungsraten
Hochaufgelöste automatische Messung von Bewegungsraten und Temperaturverläufen durch ein Drahtextensometer an frischen Gleitklüften in einer seit wenigen Jahren eisfreien Felswand (Foto L.Vehling)
Frischer Felssturz
Frischer Felssturz an einer Felswand nahe des Weißseeferners (Foto L.Vehling)
Flache Anbrüche
Flache Anbrüche auf einer talzuschubartigen Großhangbewegungim Fernergries (Foto L.Vehling)
Flache Anbrüche
Flache Anbrüche auf einer talzuschubartigen Großhangbewegungim Fernergries (Foto L.Vehling)

Messungen der Materialtransportraten an aktiven Massenbewegungen dienen einer Bilanzierung des Sedimenttransportes durch gravitative Prozesse. Dies geschieht an repräsentativen großräumigen Hangbewegungen mit Konvergenzmessstrecken und durch hochaufgelöste Messungen mit elektrischen Weggebern an kleinräumigen Massenbewegungen. Extremereignisse, beispielsweise nach Starkniederschlägen, werden direkt nach ihrer Auslösung im Gelände kartiert und bilanziert. Größere Ereignisse sind auch in schwer zugänglichen Regionen durch die ALS-Daten und Orthofotos erfassbar.  
Die Bilanzierung der aktuellen Steinschlagprozesse erfolgt durch Sammelnetze am Fuß von ausgewählten Wandabschnitten. Zusätzlich werden diese Felswandflächen durch KollegInnen des Teilprojekts 5 multitemporal mit einem Laserscanner aufgenommen, sodass eine Quantifizierung der Steinschlagmenge innerhalb des Messzeitraumes ermöglicht wird. Um die Entwicklung der längerfristigen Erosionsaktivität der Felswände seit dem Ende der Kleinen Eiszeit zu berücksichtigen, werden die Ablagerungen historischer Ereignisse quantifiziert und mit Hilfe der seit 1850 dokumentierten Gletscherstände des Gepatschferners datiert.