Untersuchungsgebiet

Das Untersuchungsgebiet liegt am Talende des Kaunertals in Tirol. Es umfasst das Einzugsgebiet des Faggenbachs mit Gepatschferner und Weißseeferner bis zur Mündung in den Gepatschstausee und besitzt eine Fläche von 62,54 km². Dabei liegt die Vergletscherung des Gebiets bei 39%. Das Gebiet weist große Höhenunterschiede zwischen dem niedrigsten Punkt, der Mündung des Faggenbachs in den Gepatschstausee 1765 m ü.M. und dem höchsten Punkt, der Weißsee Spitze 3510 m ü.M., auf. Neben der daraus resultierenden hohen Reliefenergie (1745 m) liegt auch ein großes Angebot an Feststoffherden (Moränen-, Schutt- und Schotterablagerungen) vor. Durch verschiedene Hangprozesse werden diese hangabwärts, teilweise bis zum Bett des Faggenbachs, verlagert. Dadurch besitzt der Faggenbach hohe Feststofftransport-Raten. Das transportierte Geschiebe wird zu einem Teil im Einzugsgebiet in Sedimentspeichern temporär abgelagert. Desweiteren erreichen auch große Mengen die Mündung des Faggenbachs in den Gepatschstausee. Grobe Schätzungen gehen von ca. 12 400 m³ Geschiebefracht aus, welche jährlich im Stausee abgelagert wird. Durch eine Absenkung des Seespiegels um durchschnittlich 40 m durch den Betreiber vor Beginn der Schneeschmelze ist die Deltaschüttung des Faggenbachs für Scanaufnahmen zugänglich. Dadurch lassen sich die jährlichen Ablagerungen im See hochaufgelöst quantifizieren.

Neben den guten naturräumlichen Voraussetzungen ist das Gebiet auch infrastrukturell gut erschlossen. Eine Teerstraße reicht bis auf 2750 m ü.M., wodurch das Gebiet auch mit schweren Instrumenten und Geräten zu erreichen ist. Zudem werden durch den Betreiber des Stausees Klimadaten (Temperatur, Niederschlag und Schneehöhe) im gesamten Gebiet erhoben, auf die zurückgegriffen werden kann. Für Langzeitbeobachtungen der Veränderungen des Gletschers und der Landschaft stehen Luftbilder der letzten 50 Jahre zur Verfügung.

Gepatschferners
Vorfeld des Gepatschferners mit zerschnittenen Ufermoränen (c. 1850) und dem Faggenbach (Photo: J Dusik 2012)
Ufermoränen
Ufermoränen (c. 1850) des Gepatschferners werden durch Hangmuren, lineare Erosion und Abspülung abgetragen; an dieser Stelle ist der steile Seitenhang gut an den Faggenbach gekoppelt (Photo: F Neugirg 2012)