Liegt die Schönheit in der Landschaft selbst oder im Auge der Betrachter/-innen?

Dies wurde in einer Masterarbeit zur Wahrnehmung und Messung der Landschaftsschönheit in den Alpen untersucht.

Dabei wurde erforscht, wie attraktiv Versuchspersonen hochalpine Landschaften finden und ob sich dies mit verschiedenen Indizes erklären lässt. Letztere beruhten auf dem Höhenmodell und der Landbedeckung. Weitere Fragen untersuchten den Unterschied zwischen historischen und aktuellen Bildern, der vor allem an der Veränderung der vergletscherten Fläche ersichtlich wird, sowie persönliche Einflussfaktoren wie die Sorge bezüglich des Klimawandels.

Für diese Studie bewerteten Versuchspersonen anhand von historischen und aktuell gerenderten Fotos auf einer Skala von 1 bis 100, wie schön sie die abgebildeten Landschaften im Kaunertal (AT) und Martelltal (IT) finden. Von den 30 untersuchten Landschaftsausschnitten erhielt das Bildpaar in Abbildung 1a/1b die besten Bewertungen mit Werten für die Schönheit von 75,2 für das historische Bild bzw. 66,9 für das aktuelle Bild. Der Wunsch, an diesen Ort zu reisen, wurde mit 67,1 bzw. 61,4 beziffert.

Für jedes Bildpaar wurden dann auf Basis der Landbedeckung und des Höhenmodells mit Geographischen Informationssystemen wie ArcGIS und SAGA GIS sowie Fragstats Parameter berechnet, z. B. Hangneigung oder Geländerauigkeit, welche als Stellvertreter für die Schönheit der Landschaft dienen sollten. Dies ist beispielhaft in Abbildung 2 zu sehen, welche die Hangneigung für das Bild 1a/b darstellt.

Mithilfe mathematischer Modelle wurde dann in der Programmiersprache R ermittelt, welche der erhobenen Parameter die wahrgenommene Landschaftsschönheit erklären. Hier ergab sich, dass der Einfluss der einzelnen Versuchspersonen bei Weitem größer ist als der der untersuchten Parameter. Lediglich die maximale Sichtweite, die Reliefenergie (Höhenunterschied zwischen höchstem und tiefstem Punkt) und der Anteil der vergletscherten Fläche haben einen positiven Einfluss auf die Landschaftsschönheit. Insgesamt hängt deren Wahrnehmung aber stärker von den Versuchspersonen ab. Zudem stellte sich heraus, dass die historischen Bilder im Allgemeinen mehr gemocht wurden als die aktuellen.

Bei der Betrachtung der Bilder für deren Bewertung wurden zudem die Augenbewegungen verfolgt. Die Ergebnisse dieser Eyetracking-Analyse in der Programmiersprache R wurden in Heatmaps dargestellt, die zeigen, wo Hotspots liegen, d. h. Bereiche, die besonders häufig bzw. lange betrachtet werden. Diese befinden sich vor allem auf vergletscherten Gipfeln in der Mitte des Bildes, wie in Abbildung 3 beispielhaft zu sehen ist.

Aus dieser Arbeit lässt sich schließen, dass die Schönheit der Landschaften mehr von den Versuchspersonen abhängt als von Landschaftsparametern, das heißt, die Schönheit liegt eher im Auge der Betrachter*innen.