Bereits der Anfang des Jahres zeigte sich verglichen mit der Referenzperiode als deutlich wärmer und trockener, für den Winter wurde eine Abweichung von 3,0 °C gemessen. Auch gab es im Januar und Februar nur einen „Eistag“, an dem das Thermometer dauerhaft unter dem Gefrierpunkt blieb. Die mittlere Temperatur im Februar betrug 3,8 Grad Celius. Allergiegeplagte belastete nicht nur, dass der Pollenflug angesichts milder Temperatur noch früher einsetzte. „Auch die Niederschläge fielen im Februar und März deutlich geringer aus. Durch diese Bedingungen wurden die Pollen weniger aus der Luft herausgewaschen und führten so zu einer hohen Pollenbelastung“, schildert Professorin Jochner-Oette. Generell war 2022 deutlich trockener als das Vorjahr: Während 2021 noch 732,7 mm Niederschlag an der Wetterstation auf dem Eichstätter Campus registriert wurden, waren es im vergangenen Jahr insgesamt nur 588 mm. Zu Jahresbeginn registrierten die Messinstrumente auch im Altmühltal ein außergewöhnliches Ereignis in weiter Entfernung: Der Tonga-Vulkanausbruch im Südpazifik machte sich zwischen dem 14. und 15. Januar mit zwei Druckwellen in den aufgezeichneten Werten bemerkbar.
Auf den bereits sehr milden Winter folgte ein ebenfalls milder, extrem trockener und sehr sonniger März mit Temperaturen bis über 20°C und nur 7,4 mm Niederschlag an insgesamt zwei Tagen. War der April noch von wechselhafter Witterung mit Temperaturen zwischen -6,6 °C Minimum und 24,1 °C Maximum sowie leicht überdurchschnittlich viel Regen geprägt, gab sich der darauffolgende Mai mit durchschnittlichen Temperaturen von 15,9°C und Maximaltemperaturen bis zu 32,9 °C deutlich zu warm. Im Mai war es nicht – wie noch im März – Sand aus der Sahara, der weite Teile Bayerns färbte, sondern der gelbe Pollenstaub der Fichten. Das als „Mastjahr“ bezeichnete Phänomen umschreibt die zyklische, übermäßige Produktion von Pollen und Früchten bei gewissen Baumarten.
Die hohen Temperaturen von Juni bis August, sowie die geringeren Niederschläge, spiegeln die deutschlandweit aufgetretene Sommerdürre wider. Professorin Jochner-Oette schildert: „Der Sommer 2022 war der sechst trockenste Sommer und gehört zu den vier wärmsten Sommern seit Aufzeichnungsbeginn in Deutschland. Wie warm dieser Sommer war, lässt sich auch an unserem Parameter der Biergartentage feststellen. An ganzen 40 Tagen konnte man sich noch um 20 Uhr bei 20 °C draußen aufhalten. Alleine im August gab es nur vier Tage, an denen das Thermometer nicht über 25 °C kletterte.“
Die Fruchtreife des Holunders läutet den Frühherbst ein. 2022 zeichneten die Landschaftsökologinnen diese phänologische Phase am 8. August auf und somit 15 Tage früher als im Jahr zuvor. 236 Tage nach Beginn der Vegetationsperiode wurde am 27. September, mit der Blattverfärbung der Stiel-Eiche, der Spätherbst und damit das Ende der Vegetationsperiode angezeigt. Den ersten Frost, der ein wichtiger Faktor für Blattverfärbung und Blattfall darstellt, gab es in Eichstätt erst am 13. November und damit über einen Monat später als im Vorjahr. Der phänologische Winter wurde anschließend durch den Blattfall der Stiel-Eiche gekennzeichnet.
Mit einer mittleren Temperatur von 1,6°C war der Dezember um 0,5°C wärmer als das Vorjahr. Und besonders herausgestochen haben die letzten Tage des Jahres: Am Silvestertag wurde an der Wetterstation der Universität um 13:10 Uhr ein Maximalwert von 17,1 °C gemessen.