Geoarchäologische Untersuchungen mit photogrammetrischen und geophysikalischen Methoden, an einer historischen Kulturlandschaft im Süden Münchens

MSc-Arbeit von Ulrich Schmidt (2017)
Betreuer: Prof. Dr. Michael Becht

„Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“, so lautet ein altes Sprichwort für einen Zustand bei dem die Gesamtheit einer Sache verborgen bleibt, weil nur Einzelheiten erkennbar sind. Der Autor dieser Floskel, Christoph Martin Wieland (um 1800), hätte wohl kaum gedacht, dass dies dereinst sprichwörtlich für die damals noch in den Kinderschuhen steckende Archäologie und Landesvermessung zutreffen würde. Denn so wie heute die Rückseite des Mondes als besser erforscht gilt als 95% der Ozeane, gelten im Sinne der Archäologie Waldgebiete ebenso als unerforscht und nur grob durchmustert. Historisches Feinrelief und eingeebnete archäologische Stätten wurden bei den großen topographischen Landesaufnahmen der letzten 200 Jahre kaum
wahrgenommen und nur deutlich sichtbare Objekte wurden vermessen und kartiert. Das flugzeuggestütze Laserscanning, das heute das modernste Verfahren innerhalb der Landesvermessung darstellt, erlaubt nun erstmals eine äußerst detaillierte Einsicht in Waldgebiete. Die unterschiedlichsten Formen der historischer Landnutzung die dabei zum Vorschein kommen, sind visuell äußerst eindrucksvoll und führen bei einem Betrachter schnell zu einem merklichen „Aha-Effekt“.

Allerdings wird genauso ersichtlich, dass historische Kulturlandschaftselemente aus verschiedenen Gründen zunehmend vor ihrer endgültigen Zerstörung bedroht sind. Darum ist es notwendig mithilfe moderner Vermessungstechniken neuzeitliche topographische Detailkartierungen durchzuführen, um bedeutendes Kulturgut im Sinne des Denkmalschutzes zu detektieren und dadurch erhalten zu können. Da die amtlichen Geländedaten in ihrer Auflösung begrenzt sind, sind hierfür zusätzliche Detailvermessungen notwendig, die aufgrund des dichten
Baumbestandes in ihrer Durchführung erschwert sind. Das gleiche trifft auf geophysikalische Prospektionsmethoden zu, wenn eine untertägige Erforschung von Objekten angestrebt wird.

In dieser Arbeit wurde ein großes Waldgebiet im Süden der bayerischen Landeshauptstadt München, mit verschiedenen geodätischen und geophysikalischen Messmethoden sowie historischen Quellen untersucht und kartiert.Trotz einiger sehr schöner Ergebnisse wird deutlich, dass eine individuelle historisch-geographische Untersuchung sämtlicher Einzelobjekte einen sehr großen Aufwand darstellt, da dichtes Unterholz seine Geheimnisse nur widerwillig preis gibt. Die Notwendigkeiten, Methoden und Probleme sowie die Folgen und mögliche Gefahren, die sich aufgrund der modernen Erforschung von Kulturlandschaft ergeben, waren darüber hinaus Gegenstand dieser Arbeit.