von Oleksandr Petrynko
#Rückblick #Ukraine #Orthodox
Anm. d. Red.: Eine Gruppe von Studierenden des Collegium Orientale hat in den Weihnachtsferien 2018/19 Istanbul besucht und nahm am 6. Januar 2019 an der feierlichen Übergabe des Tomos des Ökumenischen Patriarchen zur Autokephalie der Orthodoxen Kirche in der Ukraine teil. Der Erfahrungsbericht, der am 9. Januar 2019 erstmals für die Diözese Eichstätt veröffentlicht wurde, wird hier wieder zugänglich gemacht. Für die Neuveröffentlichung wurde er leicht überarbeitet.
Das griechische Wort „epiphaneia“ = Epiphanie (Erscheinung) bezeichnet nach Aussagen der Lexika „einerseits das Erscheinen einer heilsbringenden Gottheit und die Erfahrung ihres rettenden Heilshandelns, andererseits das kultische Auftreten des gottgleichen Herrschers im hellenistisch-römischen Staatskult.“ Sie ist „sowohl die plötzliche Erscheinung eines übernatürlichen Wesens als auch die sichtbare und zeitlich begrenzte Wirkung von Gottheiten und das bloße Bewusstwerden der Nähe des Heiligen“. Seit dem Neuen Testament und im kirchlichen Sprachgebrauch steht Epiphanie (= die Theophanie oder auch das Jordan-Fest) für die sichtbare und spürbare Erscheinung Gottes in Jesus Christus, die besonders am gleichnamigen Fest – im byzantinischen Ritus am 6. Januar – begangen wird.
2019 wurde dieses Fest im Phanar, dem Sitz des Ökumenischen Patriarchats, der ehrenhaft ersten Kirche in der weltweiten orthodoxen Kirchenfamilie, unter einem besonderen Vorzeichen begangen. Denn an diesem Tag kam Mehrfaches zum Erscheinen. Es kamen gleich mehrere wichtige Ereignisse zusammen und wurden in langen orthodoxen Gottesdiensten mit zahlreichen Gläubigen und Pilgern und vor allem mit einer starken Präsenz der Medien gefeiert.
Als Erstes stand das christliche Hochfest selbst im Vordergrund. Im Unterscheid zur Tradition der römisch-katholischen Kirche, die an diesem Tag die Erscheinung Gottes, die Epiphanie in Jesus Christus durch die Anbetung der sterndeutenden Könige aus dem Morgenland begeht, feiern die byzantinischen Kirchen „das Fest der Taufe unseres Herrn, unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus“. Sie feiern die Erscheinung des dreifaltigen Gottes am Jordan im Augenblick der Taufe Jesu Christi: In der Stimme des Vaters aus den geöffneten Himmeln, im Sohne, der zur Taufe in den Jordan hinabsteigt, und im Heiligen Geiste, der als Taube herabsteigt. An diesem Fest ist daher eine Große Wasserweihe vorgesehen – in Konstantinopel/Istanbul mit einer Prozession zum Bosporus verbunden –, was auch in diesem Jahr wie gewohnt der Fall war.