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Dr. Riyako Hikota neues Mitglied im ZRKG

Dr. Riyako Hikota arbeitete an der KU, Lehrstuhl für Theologie in Transformationsprozessen der Gegenwart, bereits als DAAD-Gastforscherin von Oktober 2018 bis März 2019 und als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Mai 2019 bis April 2020. Im März 2021 hat sie ihr Projekt "Towards a 'dancing theology'. An exploration of dance as a Christian form of art" gestartet. Das Projekt wird von der VolkswagenStiftung in der Initiative "Originalitätsverdacht? - Neue Optionen für die Geistes- und Kulturwissenschaften" für ein Jahr gefördert. Vor Kurzem wurde sie als assoziiertes Mitglied im ZRKG, Forschungsfeld III, aufgenommen. Im Interview gibt sie einen Einblick in ihre Arbeit.

 

ZRKG: Sie arbeiten gerade an einem selbst eingeworbenen Forschungsprojekt. Was hat es damit auf sich?

A: Ich arbeite daran, eine Theologie des Tanzes zu konstruieren, die, wie ich erwarte, letztendlich eine „tanzende Theologie“ sein wird, d.h. eine lebendige und dynamische, eher „inkarnative“ Art von Theologie. Anders ausgedrückt, als Projekt der theologischen Ästhetik möchte ich den Tanz als eine sehr christliche Kunstform präsentieren, obwohl er im westlichen Christentum seit Jahrhunderten übersehen oder sogar geleugnet wurde. Ich möchte es tun, indem ich mich mit dem Kern des Christentums (nämlich der Inkarnation und der Trinität) beschäftige und gleichzeitig ein „verlorenes Gedächtnis“ in der christlichen Tradition des Tanzes erkenne.

ZRKG: Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen? Hat es so etwas wie einen starken Impuls, ein zentrales Motiv gegeben?

A: Mein Ausgangspunkt war ganz einfach; ich studiere und unterrichte Theologie, und habe in meinem Privatleben den Tanz immer geliebt (sowohl Tanzperformance zu sehen als auch selbst zu tanzen). Ich hatte immer die Frage im Hinterkopf: warum gibt es nicht viel Interaktion zwischen Theologie und Tanz? Warum sollte es keine geben? Dann habe ich festgestellt, dass es tatsächlich ein ganzes Projekt braucht, um dieses „Warum“ zu beantworten. Es ist keine bloße Vernachlässigung oder ein Zufall, dass es nicht viel Wechselwirkung zwischen Tanz und Theologie gegeben hat. Die Einstellung des Christentums zum Tanz ist tief mit seiner ambivalenten Haltung zum Körper verbunden. Es gibt also einen zutiefst theologischen / philosophischen Grund dafür. Es gibt einen tiefgreifenden Grund, warum Nietzsche, der das scharf kritisierte, was er als „lebensverleugnende“ Charakter des Christentums ansah, erklärte:"Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde."

ZRKG: Was motiviert Sie, einem interdisziplinären Forschungszentrum beizutreten?

Das Projekt ist ein sehr interdisziplinäres, das verschiedene Forschungsbereiche berührt. Zum einen sind historische Ressourcen zur Verwendung des Tanzes in der Kirche für diese Forschung sehr wichtig. Ich denke, es ist möglich, die Kunst des Tanzes irgendwo zwischen Spiritualität und Politik zu verorten. Darüber hinaus kann Tanz als Kunst der Verkörperung tatsächlich die gesamte menschliche Person berühren. Ich würde also sagen, dass ich an allem interessiert wäre, was unser Verständnis der menschlichen Person im Körper und im Geist vertiefen könnte.

ZRKG: Gibt es eine Disziplin neben Ihrem eigenen Fach, der Sie sich besonders verbunden fühlen?

A: Ich fühle mich mit verschiedenen Arten von Kunst verbunden. Künstlerische Vorstellungskraft nährt den Glauben und inspiriert das theologische Denken. Es versteht sich von selbst, dass die Werke der Musik, Literatur und bildenden Kunst wichtige Quellen für den christlichen Glauben und die Theologie sind. Neben diesen traditionellen Kunstformen interessiert mich besonders das Theater, die andere performative Kunst. Theater und westliches Christentum hatten ebenfalls eine sehr ambivalente Beziehung. Was über die Beziehung zwischen Tanz und Christentum gesagt werden kann, kann sicherlich teilweise auf die Beziehung zwischen Theater und Christentum zutreffen. Vielleicht könnte das ein Thema für mein nächstes Projekt sein.