FF III: Forschungsseminar "Die politisch-kulturelle Bedeutung des Religiösen in post-säkularer Zeit" - Teil 6

Die politisch-kulturelle Bedeutung des Religiösen in post-säkularer Zeit / The political-cultural significance of religion in post-secular times

Interdisziplinäres Forschungsseminar im Rahmen von FF 3 des ZRKG (Schweidler/Kirschner) 

Die politische und kulturelle Bedeutung der Religion in den Umbrüchen der Gegenwart lässt sich nur schwer auf einen Begriff bringen. Auf der einen Seite steht eine rasant fortschreitende Erosion institutionalisierter Religion und ein Bedeutungsverlust von Religion für breite Schichten der Gesellschaft, nicht nur (aber besonders) in Westeuropa. Auf der anderen Seite gibt es gegenläufige Tendenzen: eine individualisierte Suche nach Spiritualität; eine mit Globalisierung und Migration verbundene, oft konfliktreiche Pluralisierung des religiösen Feldes; eine Hinwendung zu theologischen Fragen und religiösen Motiven außerhalb der Theologie und jenseits kirchlicher Orthodoxie; ein wachsender Einfluss fundamentalistischer und auch fanatisierter Religion; vor allem aber eine wachsende und höchst ambivalente politische Bedeutung von Religion – sei es in einer Symbiose von Religion und Politik (wie im Iran, aber auch zunehmend in Russland oder Indien), in einer Politisierung und Militarisierung der Religion wie im Dschihadismus, in identitätspolitischer Vereinnahmung des Christentums (Ungarn, Polen, identitäre Bewegungen in Europa), oder auf der anderen Seite in Formen der weltgesellschaftlichen Anwaltschaft im Hören auf den „Schrei der Armen und der Erde“ wie bei Papst Franziskus. Die Polarisierungen der Gesellschaft in den USA, aber auch in Europa und Lateinamerika spiegeln sich auf religiösem Feld und sind auch eine Auseinandersetzung um verschiedene Glaubensstile.

Das Forschungsseminar setzt sich in interdisziplinärer Perspektive mit der Bedeutung des Religiösen im Zeichen der „Post-Säkularität“ auseinander, und zwar entlang folgender Leitthemen:

  • Methodische Zugänge zum Phänomen des Religiösen und der Postsäkularität (30.04.)
  • Die „vorpolitischen Grundlagen des Politischen“ und das Projekt „Gabe und Gemeinwohl“ (14.05.)
  • Das Verhältnis von Glauben und Theologie zur „Welt dieser Zeit“ auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (25.06.)
  • Die öffentliche Bedeutung des Religiösen in Europa in Auseinandersetzung mit den Ansätzen von J. Derrida und J. Habermas (09.07.)
  • Zur Stellung des Gewissens und der Religionsfreiheit im Kontext einer (post-)säkularen Gesellschaft  (16.07.)
  • Diskussion des Konzepts der Postsäkularität aus Sicht der beteiligten Disziplinen, Auswertung des Seminars und Ausblick auf das Seminar im WS (23.07.)