Valentin Kramer gewinnt den Werner-Ernst-Preis 2015

In den Wettbewerb "Internationale Migration - Stadt - Region" brachte Kramer seine Dissertation über Identitätskonstruk-tionen in deutschen Einwanderervereinen in Argentinien ein. Die Preisverleihung fand am 19. Juni 2015 im Rahmen des Kongresses der Akademie für Raumforschung (ARL) in Köln statt, der sich in diesem Jahr mit dem Thema "Migration, Integration - Herausforderungen für die räumliche Planung" befasste. Der Werner-Ernst-Preis wird seit 2002 jährlich vom Förderkreis für Raum- und Umweltforschung (FRU) vergeben.

In seiner Doktorarbeit beschäftigt sich Kramer mit der Konstruktion und dem Wandel ethnischer und nationaler Identitäten in den deutschen Einwanderervereinen der argentinischen Provinz Santa Fe. Im Mittelpunkt stehen die Organisationen in den Städten Rosario und Esperanza im Zeitraum zwischen 1856 und 1933. Die von Prof. Dr. Thomas Fischer (Professur für Geschichte Lateinamerikas) und Prof. Dr. Angela Treiber (Professur für Europäische Ethnologie/Volkskunde) betreute Dissertation wurde im Dezember 2014 von der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt angenommen.

Den Ausgangspupnkt für die sozial- und kulturgeschichtlich orientierte Regionalstudie bilden einschlägige politische und kulturelle Entwicklungen auf beiden Seiten des Atlantiks: Etwa der Nationsbildungsprozess und die patriotische Vereinsbewegung im Deutschland des 19. Jahrhunderts oder die argentinische Öffnungspolitik im Zeitalter der europäischen Massenemigration.

Daran anschließend zeichnet Kramer die Entstehungsgeschichte des deutschen Vereinswesens in der Provinz Santa Fe nach. Er zeigt, wie sich die Organisationen in städtischen und ländlichen Settings entwickelten und welche Stellung sie innerhalb der Einwanderergemeinschaften einnahmen. Typische Organisationsformen kommen dabei ebenso zur Sprache wie die lokale, regionale, nationale und sogar internationale Vernetzung der Vereine.

In einem weiteren Kapitel untersucht der Autor, wie das "Deutschtum", wie deutsche Sprache, Kultur und Werte im Vereinsleben thematisiert wurde. Entlang der Beschreibung von Kaisergeburtstagsfeiern oder überregionalen Sängerfahrten in Rosario und Esperanza entsteht ein lebendiges Bild von der ethnisch-patriotischen Erinnerungs- und Festkultur, dem zentralen identitätsstiftenden Instrument der Organisationen. Die Analyse offenbart allerdings auch das allgegenwärtige Überlegenheitsdenken der "Auslandsdeutschen" und die Entstehung abgeschotteter Parallelgesellschaften.

Parallel dazu konzentriert sich Kramer auf die Brüche und Wandlungsprozesse im Selbstverständnis der deutschen Einwanderer. Verschiedene interne und externe Faktoren ließen noch im 19. Jahrhundert einen zweiten Diskursstrang entstehen. Neben dem "Deutschtum" rückte in den Vereinen verstärkt das Verhältnis zur "zweiten Heimat" Argentinien ins Zentrum von Reden und Veranstaltungen. Einschneidende Ereignisse wie der Erste Weltkrieg mit seinem desaströsen Ausgang für Deutschland verstärkten diese Tendenz. Die Arbeit vieler Vereine war mehr und mehr von dem Bemühen gekennzeichnet, die Vorzüge des "deutschen Wesens" zum Wohle der argentinischen Nation einzusetzen.

Deutsche Schulen und deutsche evangelische Kirchengemeinden in Rosario und Esperanza spielten dabei laut Kramer eine zentrale Rolle. Sie waren der Dreh- und Angelpunkt eines vereinsübergreifenden Bildungskonzepts, das einerseits auf die Bewahrung deutscher Sprache und Kultur, andererseits auf die Erziehung der Nachkommen zu mustergültigen argentinischen Staatsbürgern abzielte. Lehrpläne, Vereinsfeste und der Konfirmandenunterricht wurden auf dieses Vorhaben abgestimmt. Nicht mehr die Vergangenheit der Einwanderer, sondern die Zukunft ihrer Kinder in der "neuen Heimat" Argentinien stand nun im Vordergrund.

In den Wettbewerb "Internationale Migration - Stadt - Region" brachte Kramer seine Dissertation über Identitätskonstruktionen in deutschen Einwanderervereinen in Argentinien ein. Die Preisverleihung fand am 19. Juni 2015 im Rahmen des Kongresses der Akademie für Raumforschung (ARL) in Köln statt, der sich in diesem Jahr mit dem Thema "Migration, Integration - Herausforderungen für die räumliche Planung" befasste. Der Werner-Ernst-Preis wird seit 2002 jährlich vom Förderkreis für Raum- und Umweltforschung (FRU) vergeben.

In seiner Doktorarbeit beschäftigt sich Kramer mit der Konstruktion und dem Wandel ethnischer und nationaler Identitäten in den deutschen Einwanderervereinen der argentinischen Provinz Santa Fe. Im Mittelpunkt stehen die Organisationen in den Städten Rosario und Esperanza im Zeitraum zwischen 1856 und 1933. Die von Prof. Dr. Thomas Fischer (Professur für Geschichte Lateinamerikas) und Prof. Dr. Angela Treiber (Professur für Europäische Ethnologie/Volkskunde) betreute Dissertation wurde im Dezember 2014 von der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt angenommen.

Den Ausgangspupnkt für die sozial- und kulturgeschichtlich orientierte Regionalstudie bilden einschlägige politische und kulturelle Entwicklungen auf beiden Seiten des Atlantiks: Etwa der Nationsbildungsprozess und die patriotische Vereinsbewegung im Deutschland des 19. Jahrhunderts oder die argentinische Öffnungspolitik im Zeitalter der europäischen Massenemigration.

Daran anschließend zeichnet Kramer die Entstehungsgeschichte des deutschen Vereinswesens in der Provinz Santa Fe nach. Er zeigt, wie sich die Organisationen in städtischen und ländlichen Settings entwickelten und welche Stellung sie innerhalb der Einwanderergemeinschaften einnahmen. Typische Organisationsformen kommen dabei ebenso zur Sprache wie die lokale, regionale, nationale und sogar internationale Vernetzung der Vereine.

In einem weiteren Kapitel untersucht der Autor, wie das "Deutschtum", wie deutsche Sprache, Kultur und Werte im Vereinsleben thematisiert wurde. Entlang der Beschreibung von Kaisergeburtstagsfeiern oder überregionalen Sängerfahrten in Rosario und Esperanza entsteht ein lebendiges Bild von der ethnisch-patriotischen Erinnerungs- und Festkultur, dem zentralen identitätsstiftenden Instrument der Organisationen. Die Analyse offenbart allerdings auch das allgegenwärtige Überlegenheitsdenken der "Auslandsdeutschen" und die Entstehung abgeschotteter Parallelgesellschaften.

Parallel dazu konzentriert sich Kramer auf die Brüche und Wandlungsprozesse im Selbstverständnis der deutschen Einwanderer. Verschiedene interne und externe Faktoren ließen noch im 19. Jahrhundert einen zweiten Diskursstrang entstehen. Neben dem "Deutschtum" rückte in den Vereinen verstärkt das Verhältnis zur "zweiten Heimat" Argentinien ins Zentrum von Reden und Veranstaltungen. Einschneidende Ereignisse wie der Erste Weltkrieg mit seinem desaströsen Ausgang für Deutschland verstärkten diese Tendenz. Die Arbeit vieler Vereine war mehr und mehr von dem Bemühen gekennzeichnet, die Vorzüge des "deutschen Wesens" zum Wohle der argentinischen Nation einzusetzen.

Deutsche Schulen und deutsche evangelische Kirchengemeinden in Rosario und Esperanza spielten dabei laut Kramer eine zentrale Rolle. Sie waren der Dreh- und Angelpunkt eines vereinsübergreifenden Bildungskonzepts, das einerseits auf die Bewahrung deutscher Sprache und Kultur, andererseits auf die Erziehung der Nachkommen zu mustergültigen argentinischen Staatsbürgern abzielte. Lehrpläne, Vereinsfeste und der Konfirmandenunterricht wurden auf dieses Vorhaben abgestimmt. Nicht mehr die Vergangenheit der Einwanderer, sondern die Zukunft ihrer Kinder in der "neuen Heimat" Argentinien stand nun im Vordergrund.

Preisverleihung Kramer
Quelle: Fotostudio Eidens-Holl
Bild Kramer
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