Soziologie: Aktuelles und Veranstaltungshinweise

Gesprächsreihe "In Gesellschaft"

Mahnwache Eichstätt
© Christian Klenk

Im Sommersemester 2022 veranstaltet das ZFM im Rahmen dieser Reihe Vorträge unter der Überschrift "Teilhabe und Solidarität".

Mit der Reihe "In Gesellschaft" bietet das ZFM Gelegenheit zum Austausch mit namhaften Persönlichkeiten, diskutiert mit ihnen in Gesellschaft einer interessierten Öffentlichkeit und bringt nicht zuletzt das wissenschaftliche Interesse des ZFM zum Ausdruck: einen an Flucht und Migration orientierten, analytischen Blick in die Gesellschaft zu werfen.

Im Sommersemester 2022 veranstaltet das ZFM im Rahmen dieser Reihe Vorträge unter der Überschrift "Teilhabe und Solidarität". Flucht- und Migrationsbewegungen stoßen sowohl auf Abwehrhaltungen in der Bevölkerung als auch auf Solidarität und Unterstützung. Dies zeigt sich auch an Kriegen und humanitären Katastrophen: Sie können Mitgefühl und Hilfsbereitschaft auslösen, aber auch Debatten über Aufnahmekapazitäten Schutzsuchender und die Bedrohung europäischer Grenzen. Fragen von Aufnahme, Schutz, Teilhabe und Zugehörigkeit werden in Zeiten steigender Migrations- und Fluchtbewegungen kontrovers diskutiert und ausgehandelt. Die aktuelle Gesprächsreihe steht zwar im Zeichen des aktuellen Ukraine Krieges, sie blickt jedoch auch darauf, wie Erinnerung in einer pluralen postmigrantischen Gesellschaft gestaltet wird. Gemeinsam mit einer interessierten Öffentlichkeit und den Referent:innen diskutiert das ZFM Praktiken und Diskurse um Teilhabe und Solidarität.

Nächster Vortrag: Erinnern für eine postmigrantische Gesellschaft. Projekte und Perspektiven.

 

Zum Vortrag:

Nach rechten Gewalttaten sind die Stimmen von Betroffenen, Überlebenden und Angehörigen in der Vergangenheit vielfach ungehört geblieben. Öffentlich verdrängt wurden Schmerz und Erfahrungen von Menschen, denen als den zu ‚den Fremden‘ Gemachten Gleichberechtigung und Gerechtigkeit vorenthalten und stattdessen mit klassistischer Herabwürdigung und Rassismus – immer wieder auch mit mörderischer Gewalt – begegnet wurde. Erst nach unermüdlichen Anerkennungskämpfen haben sich diese Stimmen Gehör und Resonanz verschaffen können; sie ermöglichen einen Zugang zu einem migrantisch situierten Wissen, über das die Mehrheitsgesellschaft nicht verfügt und das von dieser in Teilen lange tabuisiert, ignoriert und verdrängt wurde. In solidarischen Bündnissen setzen sich Menschen unterdessen nicht für ‚ein Sprechen für‘, sondern im feministischen Sinne eines ‚speaking nearby‘ ein, das in hegemoniale Politiken des Zuhörens interveniert. In Erzählungen rechter Gewalt in Radiosendungen, Podcasts, Instagram-Initiativen können sich somit die Erfahrungen derer, an die die gewaltvolle Botschaft gerichtet ist, deutlicher artikulieren: als Gegendiskurs, als Medium der (An)Klage, der Zeug*innenschaft und des Widerstandes, über das Hör- und Sichtbarkeit, Selbstermächtigung und eine Subjektkonstituierung jenseits meist passiv entworfener Opferpositionen hergestellt werden können. Der Vortrag diskutiert Beispiele, Bedingungen und Perspektiven für ein Doing Memory für eine Gesellschaft der Vielen.

 

Zur Person:

Tanja Thomas ist Professorin für Medienwissenschaft mit dem Schwerpunkt Transformationen der Medienkultur an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Sie lehrt und forscht u.a. zu Kritischen Medientheorien, Medien, Migration und Erinnerung, sozialen Bewegungen und Medien. Sie ist Mitherausgeber*in der Reihe Critical Studies and Communication (transcript) sowie der Zeitschrift feministische studien. Im thematischen Zusammenhang mit dem Vortrag steht der kürzlich erschienene Band Lorenz, Matthias/Tanja Thomas/Fabian Virchow (Hrsg.)(2022): Rechte Gewalt erzählen. Doing Memory in Literatur, Theater und Film. Stuttgart: Metzler.

Termin: 12.07.2022          17:30-19:00 Uhr via Zoom

Anmeldung für den Zoom-Link:

zfm-sekretariat(at)ku.de

Bitte im Betreff "Thomas" angeben.

Näher Infos zur Gesprächsreihe finden Sie hier

Oder auf dem Infoplakat :