Am Dienstag, den 20. Dezember um 10:15 Uhr dürfen wir im Master Flucht, Migration, Gesellschaft Bernd Kasparek für eine öffentliche Online-Gastvorlesung begrüßen. "Die unkontrollierbare Agentur? Frontex, Europas Grenzen und die Grenzen der Demokratie" lautet der Titel seines Vortrags.
Bernd Kasparek über seine ethnographische Studie:
"Das Jahr 2022 wird sicherlich einen Wendepunkt in der Geschichte der europäischen Grenzschutzagentur Frontex darstellen. Denn im Frühjahr zwang der Verwaltungsrat der Agentur auf Grund eines Berichts der europäischen Antikorruptionsbehörde OLAF den Exekutivdirektor zum Rücktritt. Inhalt des Berichts, der mittlerweile seinen Weg an die Öffentlichtkeit fand, sind Belege, dass die Spitze der Agentur von grundrechtswidrigen Praktiken an den Grenzen Europas wusste, nichts dagegen unternahm, sondern diese Praxis vielmehr unterstützte. Diese Vorwürfe waren schon seit langer Zeit bekannt. So stellt sich vor allem die Frage, warum der Exekutivdirektor nicht früher entlassen wurde und warum es keine effektive Aufsicht über die Agentur zu geben scheint. Wie ich in meinem Buch "Europa als Grenze. Eine Ethnographie der Grenzschutz-Agentur Frontex" (transcript, 2021) gezeigt habe, ist dies vor allem in der Konstruktion europäischer Agenturen angelegt, die einer spezifischen Kunst, Europa zu regieren, entspringt. So entwickelte sich die europäische Außengrenze gleichzeitig zu einem vermeintlich privilegierten Ort der Migrationskontrolle, gleichzeitig aber auch zum Horizont des demokratischen Gehalts des europäischen Projekts."
Zur Person:
Bernd Kasparek arbeitet als Post-Doc am Berliner Institut für empirische Migrationsforschung (BIM) sowie am Institut für Europäische Ethnologie, beide an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Projekt "Transforming Solidaritites. Praktiken und Infrastrukturen in der Migrationsgesellschaft" erforscht er, interdisziplinar und kollaborativ, die Chancen und Herausforderungen neuer Solidaritäten.
Teilnahme & Anmeldung:
Der Vortrag und die anschließende Diskussion werden live via Zoom übertragen.
Für die kostenlose Teilnahme ist eine formlose Anmeldung per E-Mail an zfm-sekretariat(at)ku.de unter Angabe Bernd Kasparek im Betreff ausreichend.