Demo 1
Foto: Karin Scherschel

Neuigkeiten & Veranstaltungen

Rückblick auf die Ausstellung "Standing for Freedom"

Menschen im Exil ein Gesicht und eine Stimme geben – das ist das Ziel der internationalen Wanderausstellung "Poser pour la Liberté / Standing for Freedom“, die vom Zentrum Flucht und Migration (ZFM) der Katholischen Universität nach Eichstätt geholt wurde und vom 20. Juni bis 5. Juli 2023 in der ehemaligen Johanniskirche am Domplatz zu sehen war.

Die Ausstellung, entwickelt von der Politologin Pascale Laborier und dem Fotografen Pierre-Jérôme Adjedj, zeichnet in Texten und eindrücklichen Fotokompositionen die Lebenswege von Forschenden aus aller Welt nach, die ins Exil gezwungen wurden, und den Menschen, die diese Wissenschaftler:innen unterstützen.

Am 20. Juni eröffnete das ZFM die Wanderausstellung mit einer Podiumsrunde: Pierre-Jérôme Adjedj (Fotograf der Ausstellung), Dr. Zekeriya Aktürk (TU München/Universität Augsburg) und Prof. Karin Scherschel (KU Eichstätt-Ingolstadt) sprachen unter anderem über das Gut freier Meinungsäußerung und die Situation von Wissenschaftler:innen, die ihrer Arbeit oder ihrem Engagement unter undemokratischen Bedingungen nicht nachgehen können, ohne Bedrohung, Zensur und Schikane fürchten zu müssen. Die Porträts in der Ausstellung seien – so wurde es in der Podiumsrunde treffend zum Ausdruck gebracht - eine Würdigung und Anerkennung der Werke dieser Menschen.

Am 5. Juli endete die Wanderausstellung mit einer Lesung der Schriftstellerin Shida Bazyar. Die Autorin las aus ihrem Debütroman „Nachts ist es leise in Teheran“, der über vier Jahrzehnte hinweg die Geschichte einer deutsch-iranischen Familie aus der Perspektive der einzelnen Familienmitglieder erzählt. Das Werk wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt und u.a. mit dem Bloggerpreis für Literatur, dem Ulla-Hahn-Autorenpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet. Die Zuhörer:innen erhielten im Rahmen der Lesung auch einen Einblick in den zweiten Roman „Drei Kameradinnen“, der von verschiedenen Rassismuserfahrungen, aber auch von der Freundschaft dreier junger Frauen handelt und mit dem Bazyar auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis stand.

Musikalisch gerahmt wurde die Lesung durch die Kamancheh-Spielerin Sara Hasti und den Percussionisten und Tombak-Spieler Omid Niavarani, die durch ihre traditionelle iranische Musik eine besondere und gespannte Atmosphäre im Raum entstehen ließen.

In Eichstätt nahmen insgesamt etwa 350 Personen und 11 Gruppen das Angebot wahr und haben die Ausstellung – teils im Rahmen der vom Zentrum Flucht und Migration angebotenen Führungen – und das Rahmenprogramm zur Ausstellung besucht.

Zu den Macher:innen und zum Hintergrund der Ausstellung

Pierre-Jérôme Adjedj

Pierre-Jerome Adjedj
© Pierre-Jérôme Adjedj und Pascale Laborier

Pierre-Jérôme Adjedj ist Fotograf, Videokünstler und Autor (früher Theaterregisseur). Er lebt und arbeitet in Berlin und beschäftigt sich mit verschiedenen Arten von Fotos und Videoarbeiten (Porträts, Städte, Körper etc.), deren gemeinsamer Nenner die Hinterfragung der Identität und die Beziehung zwischen Erinnerung und Geschichte ist.

Mit dem Historiker Nicolas Offenstadt gestaltete er die Ausstellung Éclats DDR/RDA Splitter (2017) und mit Amandine Thiriet die Installation À mur découvert (2019). Mit Pascale Laborier ist er der Fotograf und Co-Autor der Ausstellung "Poser pour la Liberté / Standing for Freedom".

Pascale Laborier

Pascale Laborier
© Pierre-Jérôme Adjedj und Pascale Laborier

Pascale Laborier ist seit 1999 Professorin für Politikwissenschaft und Forschung und seit 2011 an der Universität Paris Nanterre. Von 2005 bis 2010 war sie Direktorin des Marc Bloch Centre in Berlin. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie.

Sie ist Fellow des Convergence Institute, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des PAUSEs und des Horizon 2020-Projekts InSPIREurope (MSCA für gefährdete Forscher).

Sie ist Mitautorin und Kuratorin des Projekts "Poser pour la Liberté / Standing for Freedom".

Zum Hintergrund

Mit ihrer Ausstellung "Poser pour la Liberté / Standing for Freedom" geben Pascale Laborier und Pierre-Jérôme Adjedj ins Exil gezwungenen Wissenschaftler:innen ein Gesicht und eine Stimme. In Texten und eindrücklichen Foto-Kompositionen werden die Lebenswege und Schicksale von Forschenden nachgezeichnet, die ins Exil gezwungen und vom Fotografen Pierre-Jérôme Adjedj portraitiert wurden.

Die Ausstellung ist das Ergebnis des Fotoprojekts RESTRICA (Einblicke in das erzwungene wissenschaftliche Exil in Vergangenheit und Gegenwart), das 2018 von der Wissenschaftlerin Pascale Laborier gemeinsam mit dem in Berlin lebenden französischen Fotografen Pierre-Jérôme Adjedj initiiert wurde. Innerhalb von drei Jahren wurden 51 Porträts von Forscher:innen und Wissenschaftler:innen im Exil, aber auch von Gastgeber:innen erstellt. 15 von ihnen sind in der Ausstellung zu sehen (die meisten anderen Porträts sind in einem Video enthalten, das ebenfalls Teil der Ausstellung ist), die den Themenkomplex Exil in vier Dimensionen aufgreifen: Geschichte des Wissenschaftsasyls; Forschende in Lebensgefahr; Wissenschaft im Exil; Berichten, Beobachten, Bezeugen.

Nach einer Erstausstellung in der Cité du Design in Saint-Étienne (Projektpartner) im Frühjahr 2021 war die Ausstellung bereits u. a. in Städten wie Paris, Straßburg, Berlin, Dresden und München zu sehen. Nachdem die Ausstellung vom 20. Juni bis 5. Juli in Eichstätt 2023 gastierte, setzt sie nun ihre Tournée durch Frankreich, Deutschland und Belgien fort (weitere Informationen unter www.standingforfreedom.eu).

Zu den Gäst:innen

Zekeriya Aktürk

Zekeriya Aktürk
© Zekeriya Aktürk

Zekeriya Aktürk ist einer der ersten zehn Professoren für Familienmedizin in der Türkei. Er hat an verschiedenen Universitäten als Fachbereichsleiter und Dekan gearbeitet. Aktürk, der rund 300 wissenschaftliche Artikel verfasst hat, verlor nach Beginn der Verfolgung im Jahr 2016 seine Stelle, wurde eine Zeit lang inhaftiert und beschloss dann, die Türkei zu verlassen. Seit 2020 arbeitet Zekeriya Aktürk als Wissenschaftler und Dozent an der Technischen Universität München und am Institut für Allgemeinmedizin der Universität Augsburg.

Shida Bazyar

Shida Bazyar
© Tabea Treichel

Shida Bazyar, geboren 1988 in Hermeskeil, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und war, neben dem Schreiben, viele Jahre in der Jugendbildungsarbeit tätig. Ihr Debütroman "Nachts ist es leise in Teheran" erschien 2016 bei KiWi und wurde u.a. mit dem Bloggerpreis für Literatur, dem Ulla-Hahn-Autorenpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. "Drei Kameradinnen" folgte 2021 und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis.

Sara Hasti

Sara Hasti

Sara Hasti wurde im Iran geboren und studierte iranische Musik (B.A.) und Musikethnologie (M.A.) an der Kunst-Universität von Tehran. Momentan studiert sie angewandte Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Als erfahrene Kamancheh-Spielerin nahm sie bereits an zahlreichen Konzerten und Aufnahmen teil, z.B.: "The spirit afar", "From the heart & the soul" oder "In the blaze of songs". Zudem trat Sarah Hasti bei verschiedenen Musikfestivals auf, darunter: "Weltenklang 2023" in Ingolstadt und "Nowruz Festival" 2023 in Zürich.

Omid Niavarani

Omid Niavarani

Omid Niavarani ist ein iranischer Percussionist. Er ist Absolvent der Universität Hildesheim im Fach “Musikwelt - kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung” (M.A.).
Er spielte Musik für Radio und Fernsehen und hat an verschiedenen Konzerten und Festivals wie “Rudolstadt-Musikfestival” teilgenommen. Omid Niavarani wohnt in München und ist Musikmanager des "Termeh Festival Munich" und des "MERET-Festivals".

Einblicke in die Vernissage und Finissage

Podium