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Foto: Karin Scherschel

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Rückblick auf die Gesprächsreihe "In Gesellschaft": Bedrohungen von Rechten im Sommersemester 2024 Gewitter

Gewitter
© Yusuf Evli / Unsplash

Die Vortragsreihe „In Gesellschaft“ des ZFM widmete sich in diesem Sommersemester 2024 den Bedrohungen durch rechte Bewegungen, aber auch den durch diese bedrohten Menschen- und Bürgerrechten.

Nur eine Woche nach mehreren physischen Angriffen auf politisch Engagierte im Europawahlkampf leistete Heike Kleffner einen kenntnisreichen Überblick über rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewaltverbrechen in der Bundesrepublik. Kleffner, freie Journalistin und Geschäftsführerin des Verbands der Betroffenenberatungsstellen, verdeutlichte in berührender Weise, wie das Nicht-Eingreifen und ein Gewalttäter:innen tragendes Umfeld die Bedrohungslage verschärfen. Die Referentin nahm nicht nur auf die „Baseballschläger“ und die Brandanschlagsjahre der 1990er Jahre Bezug, sondern verwies auch auf die Normalisierung rassistischer Brand- und Sprengstoffanschläge ab 2015/2016 und weitere Anschläge als Terror gegen politische Mandatsträger:innen.

Der Historiker Volker Weiß widmete sich den geopolitischen Ordnungsvorstellungen der Neuen Rechten am Beispiel des Ukraine-Krieges. In seinem Vortrag ging er darauf ein, wie die Neue Rechte Bezug auf die Ukraine nimmt und wie sich ursprüngliche proukrainische Positionen (z.B. des III. Wegs) im Zuge des russischen Angriffskrieges in prorussische Positionen wandelten.
In seinen Ausführungen verknüpfte er historische Aspekte mit aktuellen Entwicklungen und verwies dabei auch immer wieder auf Personen wie Alexander Dugin, Armin Mohler oder Caroline Sommerfeld. Die Koexistenz scheinbar paradoxer Positionen (antikommunistische Ideologie gepaart mit DDR-Romantik, radikaler Antiislamismus mit Annäherungen an die „Achse des Widerstandes“) sind Teil des ideologischen Amalgams der Neuen Rechten. 

Judith Strieder von HateAid befasste sich in ihrem Vortrag mit digitaler Gewalt, die etwa in Form von Beleidigungen, Bedrohungen, Hassreden oder die unfreiwillige Veröffentlichung persönlicher Daten in Erscheinung tritt. Dabei ging sie besonders auf die Betroffenengruppen der Kommunalengagierten und weiblich gelesenen Personen ein. Eindrücklich machte sie klar, dass Betroffene sich aus politischen Diskussionen zurückzögen.  Die Relevanz dieser Thematik verdeutlicht die Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“. HateAid widmet sich im Arbeitsalltag besonders der Beratung und Unterstützung von Betroffenen. Angeboten werden u.a. psychosoziale Erstberatung oder auch Sicherheits- und Kommunikationsberatung. Daneben ist die Schaffung von mehr Sichtbarkeit für dieses Thema in der Öffentlichkeit ein großes Anliegen der gemeinnützigen Organisation.

Den Abschluss bildete ein detailreicher Vortrag von Annika Brockschmidt zum Entstehen des Weißen Christlichen Nationalismus in den USA. Sie zeigte auf, wie die Republikanische Partei in den USA sich im Zuge der Wahlkämpfe von Goldwater und Nixon mit diesen Strömungen verband. Den offenbaren Widerspruch zu christlichen Wertvorstellungen erklärte sie damit, dass für die Anhänger:innen Rassismus und strikte Geschlechternormen im Vordergrund stünden.

Wir bedanken uns herzlich bei den Vortragenden und Teilnehmenden. Auch im Wintersemester 2024/2025 führen wir unsere Gesprächsreihe weiter, dazu bald mehr!