Gelände- und Forschungsseminare

In unseren großen und kleinen Gelände- und Forschungsseminaren erlernen Studierende die Anwendung geographischer Methoden, differenzierte Analyse von allgemeingeographischen und regional­geographischen Aspekten in einem größeren zusammenhängenden Raum und die Fähigkeit zum autonomen, akademischen Selbststudium. Sie erhalten Präsentationskompetenz und durch die abwechslungsreichen, teils auch internatoionalen Reiseziele zudem Einblicke in fremde Kulturen.

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Großes Geländeseminar "Garmisch-Patenkirchen" mit dem Masterstudiengang

Garmisch-Partenkirchen
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Im Rahmen der großen Projektstudie führten Masterstudierende selbstständig konzipierte Forschungsarbeiten im Themenfeld Tourismus und nachhaltige Regionalentwicklung in der international bekannten Tourismusdestination Garmisch-Partenkirchen durch. Die erforschten sozialgeographischen Fragestellungen deckten ein breites Spektrum ab: Von der Resonanzherstellung in neuen Wohnquartieren über das Phänomen der Lifestyle-Migration, die sozial-räumlichen Aushandlungsprozesse im Rahmen der Neugestaltung der Bahnhofsfreifläche, die sozialen Mobilitätspraktiken bei der Anreise zum Eibsee bis hin zu politisch-ökologischen Analysen von Naturverständnissen bei der Ski-WM 1978. Die Kleingruppen arbeiteten mit verschiedenen Methoden der empirischen Sozialforschung (z.B. qualitative Interviews, Beobachtungen, Walking Interviews, Archivarbeiten). Die  Anwendung dieser Methoden wurde in intensivem Austausch mit den Lehrveranstaltungsleitern Prof. Dr. Christian Steiner und Dr. Gerhard Rainer  an den Abenden gemeinsam reflektiert wurden.

Kleine Exkursion "Bamberg" mit dem Bachelorstudiengang

Rathaus Bamberg
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Die Exkursion greift anhand aktueller sozialräumlicher und städtebaulicher Entwicklungen in der Stadt Bamberg sozial- und wirtschaftsgeographische Fragestellungen auf. Anhand kontrastierender Positionen von Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft soll vermittelt werden, wie gesellschaftliche Auseinandersetzungen auch abseits von Großstädten die Raumproduktion prägen. Inhalte der Exkursion sind insbesondere:

  • Verkehrsprojekt Deutsche Einheit: Neugestaltung des Schienenverkehrs als städtebauliche Herausforderung
  • Regionaler Strukturwandel: Herausforderungen und Chancen
  • Migration und Asyl: Zwischen Refugees Welcome und ANKER-Zentrum
  • Das fränkische Brauereiwesen: Microbrewing aus Tradition
  • Der Status Weltkulturerbe: Standortfaktor oder Ballast?
  • Kultur braucht Raum: Kulturpolitik abseits von Welterbe und Eventisierung
  • Gartenstadt und Urban Gardening: Städtebauliche Interventionen damals und heute

Große Exkursion "Seidenstraße" mit dem Masterstudiengang

Seidenstraße

Chinas „Belt and Road Initiative“ (BRI) birgt das Potenzial, die wirtschaftlichen und geopolitischen Gefüge der Welt zu verändern. Im Rahmen dieser möglichen Transformation analysierten Studierende des Masterstudiengangs „Tourism and Regional Planning“ im Rahmen der großen Exkursion im September 2019 unter anderem den Erfolg der „Neuen Seidenstraße“ als möglichen Treiber für Handel und Mobilität zwischen Asien und Europa.  

Große Exkursion "Bodensee" mit dem Bachelorstudiengang

Von Holzdalben, Straßenbegleitgrün und Spinnanker-Fundamenten:

Studierende der Geographie erkunden per Rad Konflikte, Triebkräfte und Lösungsansätze einer nachhaltigen Entwicklung in der Vierländerregion Bodensee

Der Leitgedanke der nachhaltigen Entwicklung ist in der Bodenseeregion augenfällig – im wahrsten Sinne des Wortes – sehr präsent: Ein innovatives technisches Verfahren, mittels dem es dem Projektkonsortium CoAct unter Beteiligung der Bodenseestiftung gelingt, aus bislang ungenutzten (Rest-)Biomassen wie etwa Trester oder dem Rasenabschnitt, der bei der Pflege von Grünstreifen am Straßenrand anfällt, einen wertvollen speicherfähigen Energieträger und Aktivkohle herzustellen; die Aktivkohle kann dann für die Abwasseraufbereitung in Kläranlagen eingesetzt werden – ein wichtiges Thema in der Region, handelt es sich beim Bodensee doch um eines der größten Trinkwasserreservate Europas. Dazu eine Photovoltaikanlage auf Stahlstelzen in ca. acht Metern Höhe, mit der die darunterliegenden Ackerflächen etwas beschattet werden, die aber noch genügend Niederschlag sicherstellt und auch Platz für große Landmaschinen lässt, befestigt mit Hilfe von Fundamenten, die nach Vorbild des Wurzelwerks von Bäumen ganz ohne Beton auskommen und recht einfach und vor allem rückstandslos zurückgebaut werden können. Oder die sog. „Dalben“ (dieser Ausdruck steht in der Fachsprache von Seeleuten für die Pfähle zwischen den Liegeplätzen einzelner Boote in Hafenanlagen) aus Holz statt wie sonst üblich aus Stahl, allerdings doch mit einem Lack versehen (mit einem entsprechenden Schwermetalleintrag in den See); diese Dalben müssen jedoch bereits alle 12 bis 15 Jahre ausgetauscht werden.

Auf diese und zahlreiche weitere Innovationen bzw. Lösungen (z.B. die multimedial gestützte Besucherlenkung im Naturpark Nagelfluhkette, der Solarturm im Hafen Moos bei Radolfzell zum Betrieb der Solarboote im Untersee oder auch ein vor allem am Gedenken der Kreislaufwirtschaft orientiertes Blockheizkraftwerk zur Wärmeversorgung einer größeren Hofgemeinschaft) stieß eine Gruppe von angehenden Geographinnen und Geographen während ihres Großen Geländeseminars in der Bodenseeregion im September 2019 unter der Leitung von H-M. Zademach. Welche dieser Lösungen können wirklich als wichtige Entwicklungen im Sinne des Gedankens der Nachhaltigkeit, möglichst sogar einer „starken“ Nachhaltigkeit, eingeordnet werden? Welche sind eher Lippenbekenntnisse, wo der Gedanke der Nachhaltigkeit z.B. schlicht als Marketing-Instrument missbraucht wird? Die Dalben – oder auch die Wegbeläge aus Kies statt Asphalt – im Yachthafen Langenargen wurden von der Gruppe dabei mit dem größten Fragezeichen versehen, gerade auch in Anbetracht der vielen SUVs und sonstigen hochmotorisierten Fahrzeuge in der Anlage; auch die Vertreterin des Instituts für Seenforschung in direkter Nachbarschaft ließ wissen, dass ihr eine möglichst natürliche Uferzone der liebere Nachbar wäre. Ganz anders hingegen bei der Agrophotovoltaik-, kurz APV-Anlage im Demeter-Landwirtschaftsbetrieb Heggelbach. Bei der Anlage handelt es sich weltweit um die erste ihrer Art, mit ihren 192 KWp Leistung können ca. 65 Haushalte mit Strom versorgt werden. Jetzt, nach drei sehr genau beobachteten Testjahren kann sie recht präzise evaluiert werden. Fazit: Der Mehrerwerb der Stromernte gleicht die Ertragseinbußen beim Getreide- und Gemüseanbau darunter mehr als aus – offensichtlich eine wirklich sinnvoll, auch gut praktikable Lösung in der gut bekannten, durchaus hitzig geführten Debatte „Tank versus Teller“. Ähnlich bei CoAct: Auch hier konnten aus Perspektive des Nachhaltigkeitsgedankens keine Fallstricke oder echten Nacheile erkannt werden.

Auf allgemein-konzeptioneller Ebene konnte die Gruppe herausarbeiten, dass alle im Sinne der Nachhaltigkeit wirklich vielversprechenden Lösungen regelmäßig mit komplexen Akteurskonstellationen einhergingen: Private-Public-Partnerships, in denen kleinere und größere regionale und überregionale Unternehmen mit kommunalen oder anderen öffentlichen Organisationen, eng zusammenarbeiten, meist auch im Verbund mit bestimmten Forschungseinrichtungen / Universitäten und zu einem gewissen Grad auch unterstützt mit öffentlichen Mitteln (z.B. BMBF Programm FONA, Interreg). Besonders augenfällig jedoch: Als die ganz entscheidenden Triebkräfte lassen sich immer wieder Einzelpersonen identifizieren, die ihre Projekte mit Tatkraft, Überzeugung, Geduld und Empathie vorantreiben, die eine gewisse Risikobereitschaft haben, vor allem aber auch über eine hohe Frustrationstoleranz verfügen, also immer wieder größere und kleinere Rückschläge wegstecken und weiter „tüfteln“. Vielfach fehlt es schlicht noch an der kritischen Masse, oder anders gesagt: der Frage der Skalierung und Skalierbarkeit der einzelnen beobachteten Ansätze bleibt eine zentrale Herausforderung. Ein während der Reise interviewter Ökolandwirt brachte dies mit einem fröhlichen „Wenn's sonst keiner macht, dann mach's halt ich“ sehr anschaulich auf dem Punkt. Nur mit der hier anklingenden Trägheit unserer Gesellschaft, einer (noch) zu häufigen Skepsis gegenüber Neuen und vielfachem Zögern, kann sich die Gruppe erklären, warum die so schlichte und doch in allen Belangen des Nachhaltigkeitsgedankens voll überzeugende Lösung der APV nicht bereits viel weiter verbreitet ist – zumindest vorerst. Die Weiterentwicklung und Verbreitung der neuen, von uns als wertvoll eingeordneten Ansätze wird die Gruppe jedenfalls mit Interesse weiter verfolgen. 

Hans-Martin Zademach und Jessica Niehoff

Bodensee
Bodensee
Bodensee

Große Exkursion "Schottland" mit dem Masterstudiengang

Schottland

Die Arbeitsgruppe Humangeographie mit Prof. Dr. Christian Steiner und MSc Verena Schröder veranstaltete im September 2018 eine Große Exkursion nach Schottland.

Treffpunkt war die Stadt Edinburgh, in der das Thema „Städtetourismus und Gentrifizierung“ im Mittelpunkt stand. Dafür organisierten die Studierenden ein Experteninterview mit Councillor Donald Wilson und identifizierten am Leith Walk anhand von Beobachtungen und Interviews mit Bewohner*innen eine Reihe von Gentrifizierungsmerkmalen.

Die Gruppe mit Schwerpunkt „Filmtourismus“ nahm sich der Serie „Outlander“ an und versuchte an Drehorten wie dem Midhope oder dem Doune Castle sowie dem bekannten Glenfinnan Vidakut aus den Harry Potter Filmen herauszufinden, wie Filme und TV-Serien zur Imagebildung von Destinationen beitragen.

In der Stadt Fort William stand das Thema „Alpin-und Sporttourismus“ im Mittelpunkt. Mit dem Stoizismus als theoretischen Hintergrund verfolgte die Gruppe die Fragestellung, was Menschen zu Abenteuertourismus antreibt und welche unterschiedlichen Typen sich in den Sportarten Mountainbiking, Wandern und Klettern identifizieren lassen. Ein Highlight in dem Zusammenhang war der Besuch der Kletterhalle Ice Factor, in der die Masterstudierenden die Möglichkeit bekamen, ausgestattet mit Seil, Klettergurt, Steigeisen und Eispickel, selbst die Eiswände zu erklimmen.

Am Loch Nessbefassten sich die Exkursionsteilnehmer*innen mit „Mythen und Legenden“ und untersuchten nach dem Mythenverständnis von Roland Barthes, warum dieses Thema bei den Reisenden eine solche Faszination auslöst. Ein sehr eindrückliches und spannendes Expertengespräch über die Geschichte und Hintergründe des Mythos rund um das Loch Ness Monster, gaben uns in dem Zusammenhang Willie Cameron, auch bekannt als „Mr. Loch Ness“ gemeinsam mit Alan Rawlinson von Visit Inverness Loch Ness. Auf einer Bootsfahrt haben wir Ausschau nach dem Seemonster gehalten, doch hatte es sich an diesem Tag scheinbar besonders gut versteckt.

In Invercharron und Inverness nahmen die Studierenden das Thema „Authentizität und Inszenierung“ am Beispiel der Schottischen Highland Games und des Golftourismus in den Blick. Dabei identifizierten die Studierenden verschiedene Kennzeichen der Authentifizierung und durften auf einem der vielen Golfplätze Schottlands selbst ihr Können unter Beweis stellen.

Bevor es über den Cairngorms Nationalpark und Aberdeen wieder zurück nach Edinburgh ging, widmete sich die Exkursionsgruppe der Besichtigung und Analyse mehrerer Whiskydestillerien. Entsprechend einer „Economy of Qualities“ von Michel Callon, identifizierte die Gruppe verschiedene Mechanismen im Qualifizierungsprozess der schottischen Whiskyindustrie und durfte selbst den ein oder anderen Whisky verköstigen.

Große Exkursion "Neuseeland" mit dem Bachelorstudiengang

Neuseeland
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Den Hauptfokus der Exkursion bildete die Einbindung Neuseelands in den Prozess der Globalisierung. Die Exkursion beschäftigte sich daher mit einem breiten Spektrum an Themen von der kolonialen Eroberung über die heutige Steuerung internationaler Immigration, die Positionder Maori in der neuseeländischen Gesellschaft bis hin zur Neoliberalisierung Neuseelands seit den 1980er Jahren. Gerade letztere hat mit dem Abbau des vormals existierenden neuseeländischen Wohlfahrtsstaates skandinavischer Prägung zusammen mit der Privatisierung der öffentlichen Infrastruktur, der Deregulierung und starken Exportorientierung der Landwirtschaft (Fleisch, Obst, Wein und Milchprodukte), dem Ausbau des internationalen Tourismus sowie dem Aufbau der neuseeländischen Filmindustrie und eines sich dynamisch entwickelnden Finanzmarktes eine der am meisten der Globalisierung ausgesetzten Gesellschaften der Welt hervorgebracht. Das Ergebnis ist eine tiefgreifende Restrukturierung der Stadtentwicklung wie auch des ländlichen Raumes.

Den zweiten thematischen Schwerpunkt der Exkursion bildeten gesellschaftliche Naturverhältnisse. Um sich diesen zu nähern, wurden zunächst einige Grundlagen im Bereich der Physischen Geographie Neuseelands erarbeiten (Klima, Vegetation, Geologie und Geomorphologie, Vulkanismus, etc.). Von diesen ausgehend wurden Themen, wie der Umgang mit invasiven Arten, des Umweltschutzes und des damit zusammenhängenden Naturverständnisses, der Governance von Raumnutzungskonflikten im Zuge der Regionalplanung, der Nutzungregenerativer Energien oder auch Konzepte eines naturverträglichen Tourismus behandelt.