Zwar sei Wachstum „ein starkes Argument“, betonte Kardinal Marx, es gehe jedoch darum, die Rahmenbedingungen im Blick zu behalten. Mit Blick auch auf die derzeit diskutierten Freihandelsabkommen nannte der Erzbischof zwei zentrale Fragen: „Nützt es den Armen, und zwar weltweit? Ist es möglichst nachhaltig?“ Solche Verträge müssten ein Beitrag für eine bessere Weltordnungspolitik sein und Freiheit und Chancengleichheit fördern. Gefordert seien Politiker, aber auch Verantwortliche in der Wirtschaft und Wissenschaftler. „Ohne solche formulierte Rahmenordnungen werden wir eine möglichst nachhaltige Wirtschaft, die möglichst allen dient, nicht in Gang bringen“, so Kardinal Marx. Eine der großen Herausforderungen der Zukunft sei die Koordination von Verantwortung „in einer Gesellschaft mit vielen Akteuren, die sich gegenseitig ins Gehege kommen“, erläuterte der Erzbischof: „Wenn alle für alles verantwortlich sein wollen, dann ist niemand für irgendetwas verantwortlich.“
Dazu brauche es klare Zuständigkeiten, aber auch „Orte, wo der Überblick geschaffen wird: Das kann ein Diskurs an einer Universität sein, das kann ein Parlament sein, das kann die öffentliche Meinung sein.“ Zwar sei es legitim, dass jeder einzelne seine Interessen verfolge, dabei dürfe aber das Gemeinwohl nicht aus dem Blick geraten, so Kardinal Marx: „Der Individualismus ist nicht die Zukunft! Die Zukunft ist da, wo die Fähigkeit da ist, etwas gemeinsam zu tun.“ Mit Blick auf ihr 25-jähriges Bestehen sagte Kardinal Marx, er unterstütze die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät „mit großer Begeisterung“: „Die Wirtschaftswissenschaften gehören zu den zentralen Wissenschaften für die Zukunft der Menschen!“.
Im Anschluss an den Vortrag fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Unternehmertum und Nachhaltigkeit“ statt. Neben Kardinal Marx nahmen Max Ringlstetter, Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ingolstadt, Felix-Michael Weber, Alumnus der Fakultät, Anne Decker, Studentin der Fakultät, und Axel Strotbek, Vorstandsmitglied der Audi AG, teil.