33. Eichstätter Tourismusgespräche: Akzeptanz in der Bevölkerung als Leitbild für Destinationen

Die Entwicklungen und Krisen der vergangenen Jahre und ihre Auswirkungen auf das Verhältnis von Stadt und Land haben im Mittelpunkt der 33. Eichstätter Tourismusgespräche der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) gestanden. Gastgeber Prof. Dr. Harald Pechlaner, Lehrstuhl Tourismus, kooperierte für die hybride Veranstaltung mit dem Tourismusverband Naturpark Altmühltal.

Pechlaner schilderte, dass die Frage der Tourismusakzeptanz weiterhin aktuell sei und häufig Missverständnisse über die Rolle des Tourismus im ländlichen Raum bestünden. Es werde immer schwieriger touristische Projekte zu realisieren. Der Geschäftsführer des Naturparks Altmühltal, Christoph Würflein, stellte daraufhin das ganzheitliche Destinationsmanagement im Widerstreit von Partikularinteressen vor. Demnach seien touristische Entwicklungen maßgeblich von Nutzungskonflikten um den Erholungs-, Lebens- und Wirtschaftsraum geprägt. Lösungen für diese Problematiken sieht Würflein vor allem in der breiten Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit.

In ihrer Keynote ging Prof. Dr.-Ing. Bettina Oppermann vom Institut für Freiraumentwicklung der Leibniz Universität Hannover auf „Urlaub in der Stadtregion – Krisenphänomen oder Chance? Die Perspektive einer Umweltplanerin“ ein. Professorin Oppermann sieht den Tourismus in der Verantwortung, mithilfe von Methoden interaktiver Planung und Gestaltung sowie der Bürgerbeteiligung, attraktive Orte zu schaffen. Dies könne durch Kooperation aller relevanten Stakeholder in einer Region geschaffen werden. Die Keynote von Sebastian Geiger, Senior Consultant der dwif-Consulting GmbH, behandelte den höchst relevanten „Megamarkt Tagesreisen – Beitrag zur Lebens- und Aufenthaltsqualität oder neue Nutzungskonflikte?“. Er stellte sowohl den privaten Tagesausflug als auch die Tagesgeschäftsreise vor und prägte den Begriff Gegenstromprinzip, d. h. das Phänomen, dass Bewohner aus der Stadt ins Umland fahren und Bewohner aus dem Umland in die Stadt fahren zum Einkaufen, für Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Veranstaltungen und Feiern.

Bei einer von zwei Podiumsdiskussionen thematisierten Oswald Pehel, Geschäftsführer Tourismus Oberbayern München (TOM) e. V. und Götz Beck, Geschäftsführer Regio Augsburg Tourismus GmbH, ob der Tourismus im ländlichen Speckgürtel der Metropolen stirbt. Beide waren sich einig, dass Tourismustoleranz in der lokalen Bevölkerung gestärkt werden müsse. Es müsse stärker kommuniziert werden, wie wichtig Tourismus wirklich für das Allgemeinwohl sei. Auch Dr. Sabrina Seeler von der FH Westküste und dem Deutschen Institut für Tourismusforschung arbeitete in ihrer Keynote die stagnierende Tourismusakzeptanz heraus.

„Neben diesem Aspekt rücken Nutzungskonflikte der Räume, Partizipation und Wertschöpfung in den Fokus der Debatte. Der Kerngedanke ist, die Kommunikation und Kooperation in der Tourismusbranche zu fördern und die Wünsche und Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern in touristische, regionale Projekte mit einzubeziehen“, so Pechlaner. Die Akzeptanz soll als „Leitbild des Handelns“ verstanden werden. Tourismus bedeutet das Schaffen von attraktiven Orten, welche die Treiber für Lebensqualität sind. Für die zukünftige Entwicklung des Tourismus gelte es also, interdisziplinär zu denken, Tourismusakzeptanz zu fördern und Kooperationen zu schaffen.