Vor 50 Jahren im Petersdom: Die Liturgiekonstitution wird feierlich verabschiedet. Das ZDF sendet live, Balthasar Fischer kommentiert die Verlesung des Dokumentes für die Zuschauer: «Sie alle erleben mit uns eine denkwürdige, kirchengeschichtliche Stunde. Eine innerkirchliche Bewegung, die vor einem halben Jahrhundert bei uns in Mitteleuropa aufgebrochen ist, kommt in dieser Stunde zu ihrem Ziel. Was zunächst nur wenigen undeutlich vorschwebte, was dann mehr und mehr – nicht zuletzt bei uns in Deutschland – in den Herzen anwuchs, wird nun auf der Ebene einer Konzilskonstitution von mehr als 2000 Konzilsvätern bejaht, vom Papst bestätigt, zum Gemeingut der Kirche. Einer jener ersten Pioniere der Liturgischen Bewegung, der 1960 verstorbene belgische Benediktiner Lambert Beauduin, hat das Ziel dieser Bewegung […] in das schlichte Sätzchen gekleidet: ‹Die Liturgie muss demokratisiert werden›. Er wollte sagen: Liturgie darf nicht etwas sein, was hoch und fern über den Köpfen der Gläubigen schwebt, dem sie als stumme Zuschauer ‹beiwohnen› […]. ‹Die ganz kleinen Leute›, sagt Pater Lambert im gleichen Zusammenhang, das ganze heilige Volk Gottes muss wieder aus den eigentlichen Reichtümern leben lernen, die in unserer Mitte gefeiert werden. In den 50 Jahren seitdem hat man mit immer brennenderer Deutlichkeit erkannt, dass dieses Ziel nur zu erreichen ist, wenn eine verständige und grosszügige Reform der Liturgie dem Volke Gottes die oft allzu engen Türen zu den Reichtümer wieder weit auftut.» (Andreas Heinz: Das «Konzilstagebuch» des Liturgiewissenschaftlers Balthasar Fischer [verst. 2001]. Eindrücke und Gedanken eines Zeitzeugen. In: LJ 62 [2012] 229-259, hier: 246) Zusammengestellt von Birgit Jeggle-Merz. Entnommen aus: http://www.kirchenblogs.ch/d/blogs/konzilsblog/m108206