400 Jahre „Hortus Eystettensis“: Universitätsbibliothek der KU gibt täglich neue Einblicke

2013 wird das Jahr des „Hortus Eystettensis“: Dieses prachtvoll gestaltete Pflanzenbuch erschien erstmals 1613. Name und Inhalt des Buches nehmen Bezug auf die Gartenanlagen, welche die Eichstätter Fürstbischöfe seit dem Ende des 16. Jahrhunderts um die Willibaldsburg anlegen ließen. Da eines der am besten erhaltenen Exemplare vom Erstdruck der Prachtausgabe in der Obhut der Bibliothek der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) ist, will sie das 400. Jubiläum mit täglich neuen Einblicken würdigen – zum einen ab 2. Januar mit einer Dauerausstellung in der Zentralbibliothek. Dabei wird ein Faksimile des Werkes zu sehen sein, das 2006 auf Wunsch einer italienischen Firma für Arzneipflanzen auf der Grundlage des Hortus-Exemplares der Eichstätter Seminarbibliothek angefertigt wurde und das dem Original in Format und Aufmachung nahe kommt. Parallel zeigt die Universitätsbibliothek über ihre Homepage Digitalisate der Bildtafeln aus dem Eichstätter Exemplar. In beiden Präsentationen wird täglich umgeblättert, um jeden Tag eine andere der 366 Tafeln zu zeigen. Zur Erläuterung werden die Kommentare des Erlanger Professors Werner Dressendörfer beigefügt.

Vom Erstdruck der Prachtausgabe sind heute 28 altkolorierte Exemplare erhalten. Die Pflanzendarstellungen sind von so großer Naturnähe und Genauigkeit, dass eine korrekte botanische Identifizierung möglich ist. Das Werk, welches der Nürnberger Apotheker und Botaniker Basilius Besler im Auftrag des Bischofs Johann Konrad von Gemmingen herausgab, enthält 1.084 Pflanzenarten aus allen Teilen der damals bekannten Welt. Die 366 Tafeln (mit einer Doppeltafel) entsprechen genau der Tageszahl eines Schaltjahres. Welche der abgebildeten Pflanzen sich tatsächlich im fürstbischöflichen Garten an der Willibaldsburg befunden haben, ist ungewiss, da der Garten seit dem 18. Jahrhundert verfiel und heute nicht mehr zuverlässig rekonstruiert werden kann. Im 1998 neu angelegten Bastionsgarten orientiert sich die Bepflanzung an Beslers berühmtem Buch.

„Besler hat, lange vor Linné, kein systematisches Pflanzenbuch im modernen Sinne geschaffen, obwohl die Begleittexte durchaus den Wissensstand seiner Zeit wiedergeben“, erklärt Dr. Gernot Lorenz von der Universitätsbibliothek Eichstätt. Vielmehr sei das Buch als repräsentatives Prestigeobjekt konzipiert worden, das den Ruhm des kleinen Fürstbistums Eichstätt mehren sollte. Darüber hinaus weisen das Vorwort und die Motivwahl der Titelbilder darauf hin, dass sowohl die Gartenanlage an der Willibaldsburg als auch das darauf basierende Pflanzenbuch als Zeit und Raum umspannender Mikrokosmos, als irdisches Paradies aufgefasst wurden.

Die Herstellung des Buches war aufwendig und folglich sehr kostspielig: Besler ließ die Pflanzen nach Nürnberg bringen, wo sie abgezeichnet und von mehreren Stechern in Kupfertafeln gestochen wurden. Die Bildtafeln und die wissenschaftliche Kommentare wurden vermutlich in verschiedenen Werkstätten auf großen Einzelblättern gedruckt und mussten anschließend mühsam geordnet und gebunden werden. Es wurden zwei Versionen gefertigt: bei der Vorzugsausgabe waren die Bildtafeln nur einseitig bedruckt. Ein koloriertes Exemplar kostete 500 Gulden – der Preis für ein kleines Haus in Nürnberg. Die einfachere Ausgabe für den Vertrieb über den Buchhandel wurde durchgehend beidseitig bedruckt und kostete unkoloriert und ungebunden 35 Gulden.

Eine umfassende Darstellung der Gartenkultur in Eichstätt und Umgebung sowie architektur- und gartentheoretische Werke werden ab Mai 2013 in den Räumen der ehemaligen Staats- und Seminarbibliothek zu sehen sein. Darüber hinaus werden auch die Stadt Eichstätt sowie die Bayerische Schlösserverwaltung das Jubiläum zum Anlass für weitere Angebote nehmen.

Weitere Informationen unter www.ku.de/bibliothek.