Die hohe Eigendynamik aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen ruft Fragen auf, die in der Geschichte der Literatur, Kunst und Philosophie unter dem Stichwort des Absurden verhandelt werden. Können wir dem Leben eines Individuums, der Ordnung einer Gesellschaft, der Welt als solcher eine Bedeutsamkeit unterstellen, die über sie hinausweist? Oder müssen wir zugleich mit der Kontingenz dieser Phänomene auch die Tatsache anerkennen, dass die Widersinnigkeit das letzte Wort hat? Vielfach begegnet der Gedanke der Absurdität dabei in fragmentarischer oder atmosphärischer Gestalt, wenn etwa Ironie in Sarkasmus, Melancholie in Depression, Empörung in Gewalt umschlägt – aber auch widerständiges Engagement oder umfassende Akzeptanz können auf Erfahrungen der Absurdität antworten. Diese Ambiguität lädt dazu ein, die Verwendungsformen, Implikationen und Konsequenzen des Absurden begrifflich zu systematisieren und nach Ressourcen im Umgang mit demAbsurden zu fragen.
Vom 30.09. bis 02.10.2024 stellt sich die Jahrestagung 2024 der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie (ET) dieser Aufgabe aus theologischer Perspektive. Die Tagung findet in Kooperation mit dem ZRKG an der Katholischen Akademie in Berlin statt. Sie geht dabei von einer eigentümlichen Doppelrolle der Theologie aus. Einerseits hält diese einen Vorrat an Denkfiguren bereit, die es ermöglichen, über die bestehenden Verhältnisse hinauszugehen und – gegen allen Augenschein – die Hoffnung auf eine Sinnhaftigkeit aller Wirklichkeit zur Geltung zu bringen. Andererseits erzeugt die Theologie auch ihre eigenen Absurditäten. Lassen sich heute solche theologische Antworten auf die Erfahrung der Absurdität (wieder-)entdecken? Oder ist das Projekt der Theologie seinerseits absurd, gerade im Hinblick auf die Gegenwart? Wie könnte eine Theologie des Absurden aussehen? Wie könnte sich die Theologie konstruktiv in den theoretischen wie praktischen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Umgang mit Absurditäten einbringen?
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