Auf den Spuren Wolframs von Eschenbach

Exkursion des Lehrstuhls für Ältere Deutsche Literaturwissenschaft

Er gilt nicht nur als wirkungsreichster deutschsprachiger Dichter des Mittelalters, gleichzeitig ist Wolfram von Eschenbach einer der wenigen mittelhochdeutschen Dichterpersönlichkeiten, zu welchen wir heute etwas genauere Vorstellungen zu Ursprungs- und Wirkungsorten haben.

All dies hat sich der Lehrstuhl für Ältere Deutsche Literaturwissenschaft zum Anlass genommen, um im Rahmen eines Parzival-Seminars eine Exkursion auf den Spuren Wolframs zu unternehmen: Die mittelfränkische Ortschaft Wolframs-Eschenbach liegt nur gute 60 Kilometer von Eichstätt entfernt, am Fuße der Fränkischen Alb und direkt an der Burgenstraße. Der Ort, welcher bis 1917 den Namen Obereschenbach trug und auf Initiative von Prälat Johann Baptist Kurz in Wolframs-Eschenbach umbenannt wurde, gilt nahezu zweifelsfrei als gesicherter Ursprungsort des um 1160/80 geborenen mittelalterlichen Dichters und Sängers Wolfram von Eschenbach.

Zahlreiche geographische Ortsnennungen aus seinem Werk weisen auf die nähere und weitere Region um das damalige Obereschenbach hin. So beschreibt er in seinem höfischen Roman Parzival die Burg „z Abenberc“ (Abenberg), die „Trühendingære phanne“ (Hohen-/Wassertrüdingen) und verweist auf die närrischen Marktfrauen von „Tolenstein“ (Eichstätts Nachbarort Dollnstein). Auch andere zeitgenössische Dichter bekräftigen die Lokalisierung nach Mittelfranken: Der Dichter des ‚Jüngeren Titurel‘ Albrecht bezeichnet Wolfram als seinen Freund von „Bleyenfelden“ (Pleinfeld).

Mindestens so präsent wie die Umgebung in seinen Werken ist der Dichter selbst in Wolframs-Eschenbach noch heute. Gleich nach dem Ortsschild kreuzt der Besucher die Parzival- und die Titurelstraße, am Tor der alten Stadtmauer findet er anschließend Zitate und Weisheiten aus seinen Werken, und im Zentrum neben dem Rathaus blickt das Wolfram-Denkmal quasi leibhaftig auf das Herzstück des Städtchens: Das Museum Wolfram von Eschenbach.

Im Museum findet der Spurensucher Wolframs zehn aufwendig und sehr lebendig gestaltete Räume, in welchen Wolframs Werk eindrucksvoll in Szene gesetzt wird. Für jeden Raum sind feste Themen von der Biographie über Parzival, Titurel, Willehalm bishin zur Rezeption ausgewählt, welche sich nicht nur stimmig und einfallsreich durch die ausgestellten Exponate ziehen, sondern sich darüber hinaus sehr eindrucksvoll in der kompletten Gestaltung des Raumes widerspiegeln.

Die festzustellende Liebe zum Detail macht das Museum zu einem Exkursionsziel, das die Reise wert ist – ein Fazit, welches sich auch auf die Ortschaft Wolframs-Eschenbach als reales Gesamt-Zeugnis des Lebens und Wirkens eines mittelhochdeutschen Dichters, Schriftstellers und Minnesängers übertragen lässt.