Ausstellung hinterfragt das Bild von Flüchtlingen in den Medien

Zu Hunderten zusammengepfercht in einem Boot. Kinder, die weinend auf dem Schoss ihrer Mutter sitzen. Wenn Flüchtlinge in den Medien dargestellt werden, dann meist auf stereotype Weise. Ob es nun Bilder wie diese sind, die Mitleid erregen, oder Debatten über angebliche „Wirtschaftsflüchtlinge“, die Gemüter erhitzen – die Perspektive ist immer die gleiche: Deutsche blicken auf Flüchtlinge. Die Perspektive, die in den Medien fast gänzlich fehlt, ist die der Flüchtlinge selbst.

Der deutsche Journalist und Fotograf Andy Spyra wechselt die Perspektive und beschreitet damit einen Weg, der eher selten und ungewöhnlich ist. Er fragt: Wie ist es für die Flüchtlinge, in einem ihnen vollkommen unbekannten Land zu leben, in dem sie meist weder die Sprache sprechen, noch die kulturellen Gepflogenheiten kennen? Wo sind die kulturellen Befremdlichkeiten am Größten? Aber auch: Wo kommen die Flüchtlinge und die Bürger zusammen, in welchen Punkten sind sich ähnlich?

Spyra hat zehn minderjährige Flüchtlinge aus Afghanistan, Äthiopien und Somalia dabei begleitet, ihre Sicht auf die Bischofsstadt festzuhalten. Die 28 Fotografien, die in dem Workshop entstanden sind, haben die Flüchtlinge selbst aufgenommen und sind derzeit in der Ausstellung "Rahmenlos. Flucht auf dem Papier" im Foyer der KU Eichstätt-Ingolstadt zu sehen. Die Fotografien sollen den BetrachterInnen die Möglichkeit geben, den Alltag der Flüchtlinge, die derzeit in Eichstätt und Umgebung untergebracht sind, mit ihren Augen zu sehen. Den Fotografien gegenüber gestellt sind neun Collagen aus Magazinen, in denen sich die Flüchtlinge mit ihrem Selbst- und Fremdbild auseinandersetzen – in Zusammenarbeit mit der iranischen Künstlerin Golnar Tabibzadeh.

Die Journalistik-Mitarbeiterin Susanne Wegner war an der Konzeption beteiligt. Auf der Ausstellungseröffnung am 12. Juni 2015 stellte sie das Projekt vor und sprach von der Relevanz, das medial geprägte Bild von Flüchtlingen auch aus wissenschaftlicher Sicht zu hinterfragen. Aktuell befasst sich das crossmediale Magazin Einsteins mit dem Thema „Fremd in Deutschland.“

Die Ergebnisse der beiden Workshops sind nur zwei Exponante der Ausstellung, die im Rahmen des InterKulturOpenAirs "Refugium" organisiert wurde.  Weitere Bilder sind in der Frühlingsschule der Eichstätter Organisation TUN.Starthilfe entstanden. Die Arbeiten sind bis zum 1. Juli 2015 im Foyer der KU Eichstätt zu sehen und werden am letzten Tag versteigert. Der Erlös kommt den Flüchtlingen zugute.


Foto: Christoph Eiben