Bayern 2-Podcast: Radiointerview mit Prof. Dr. Martin Kirschner zum Thema Kirchenaustritte

In einer ausführlichen Reportage mit Titel "Theo.Logik" berichtet der Bayerische Rundfunk über die weiter steigende Zahl der Kirchenaustritte in Bayern. Ab Minute 16:20 bis 24:43 findet sich darin ein Interview mit Prof. Dr. Martin Kirschner, in dem er die Kirchenaustritte in den größeren Zusammenhang der kirchlichen und gesellschaftlichen Umbrüche einordnet, die wir derzeit erleben (Wenn Sie die Datei herunterladen, können Sie das Interview auch gezielt ansteuern).

Kirchenaustritte spiegeln akute Unzufriedenheit, den Glaubwürdigkeitsverlust und Reformblockaden besonders in der katholischen Kirche, sie weisen aber vor allen Dingen auf längerfristige Entwicklungen in den westlichen Gesellschaften und betreffen deshalb ebenso die evangelische Kirche. In einer Gesellschaft, die durch Pluralismus, Religionsfreiheit und eine Suche nach Authentizität geprägt ist, müssen Kirche und Christentum in eine neue Gestalt finden, um das Evangelium glaubwürdig zu leben und zu bezeugen. Es wird u.a. darauf ankommen, dass es lebendige Gemeinschaften und Netzwerke gibt, in denen der Glaube gelebt wird, Menschen sich gegenseitig begleiten und einander helfen zu unterscheiden, was im Leben wirklich trägt. Dabei ist es eine große Herausforderung den Dialog mit denen nicht abreißen zu lassen, die die Kirche verlassen.

Es braucht so etwas wie eine neue „Inkulturation“ des Glaubens in die modernen und postmodernen Lebensrealitäten Europas: Kirche findet oft nur noch in bestimmten Milieus und bei besonderen Ereignissen statt. Damit die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen dieser Zeit“ (Gaudium et spes 1) in der Kirche wieder Raum und Resonanz finden, sind innerkirchliche Reformen wichtig. Den größeren Horizont bilden aber die Herausforderungen, mit denen die Menschheit konfrontiert ist: Die ökologische Krise, soziale Spaltung und Ausgrenzung in einer globalisierten Welt, das Schicksal der Flüchtlinge und an den Rand gedrängten, die Polarisierung und Gewaltdynamiken in der Weltgesellschaft. Die Kirche ist in diesen Konflikten präsent und von ihnen betroffen. Ihre Zukunft entscheidet sich vor allem daran, ob sie in diesen Konflikten das Evangelium bezeugen, die Menschen in ihren Unterschieden zusammenbringen und Hoffnung stiften kann.

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