Charlotte Horn, Journalistin des NDR und ehemalige ARD-Korrespondentin im Studio Neu-Delhi zu Gast im Journalistischen Kolloquium

Vergangenen Mittwoch, 19.11., war Charlotte Horn zu Gast im Journalistischen Kolloquium. Sie ist derzeit Journalistin im Norddeutschen Rundfunk und war rund zwei Jahre (2023-2024) als ARD-Korrespondentin in Neu-Delhi für das Gebiet Südasien verantwortlich. Sie berichtete in dieser Zeit über acht Länder (Indien, Pakistan, Bhutan, Nepal, Afghanistan, Sri Lanka, Bangladesch und die Malediven). Die Moderatorinnen Julia Wissing und Emilia Ziebura, zwei Studentinnen des Seminars „Qualität und Ethik der öffentlichen Kommunikation: Konzepte journalistischer Qualität”, führten durch den Abend.

ARD-Korrespondentin Charlotte Horn schilderte vier spannende und teils spektakuläre Reisen: nach Sri Lanka, Bangladesch, Afghanistan und Indien. Eine Welt, die im deutschen Medienalltag kaum Raum einnimmt.

Sie berichtet über Probleme mit Visa. Ein Visum in Bangladesch beispielsweise gebe es häufig mit Beziehungen und viel Geduld. Vor Ort sieht Horn, dass Menschen besser mit Klimaschäden umgehen. Im Norden des Landes frisst ein Fluss jedes Jahr bis zu 100 Meter Land. Die Freiwilligenketten, mit denen Dorfbewohnerinnen und -bewohner einander nachts vor möglichen Erdrutschen warnen, funktionieren besser als mancher europäische Katastrophenplan.

In Cox’s Bazar, einem der größten Flüchtlingslager der Welt, trifft Charlotte Horn Kinder, die in den Trümmern abgebrannter Hütten spielen. Ein Mädchen sagt: „Ich will einmal Ingenieurin sein, damit ich Flugzeuge bauen kann. Dann können wir wegfliegen.“ Doch echte Schulen gibt es nicht, es sind Lernzentren bis zur sechsten Klasse vorhanden. Zugleich macht die globale Finanzkrise den Menschen zu schaffen. Die Lebensmittelrationen wurden auf 7,50 US-Dollar pro Monat heruntergesetzt.

Plötzlich ändert sich alles in der Politik. Nach heftigen Protesten der Generation Z tritt die Premierministerin zurück. Ein junger Mann, der bei Demonstrationen schwer verletzt wurde, sagt aus dem Krankenhaus: „Das war es wert“. In Dhakas Straßen liegen überall Glasscherben. Demonstranten räumen das Haus der ehemaligen Premierministerin leer, kommen aber später zurück, um sauber zu machen. Charlotte Horn muss sich zwischen Kontrollpunkten, späten Live-Reportagen und Notizen, die sie im Hotelzimmer unter einer Decke aufnimmt, zurechtfinden. Ihr Job ist einer, in dem kein Tag wie der andere ist.

Und sie berichtet auch von kuriosen Situationen: In Dharamsala trifft sie den Dalai Lama. Keiner weiß, ob er wirklich kommt. Aber dann ist er da, zerbrechlich, aber mit einem Lächeln. Hunderte Leute verbeugen sich. Fünf Sekunden für ein Foto, während er die Hände der Pilger schüttelt.