von Joachim Braun
#BuchdesMonats #Ägypten #Krimi
Als in Alexandria ein hochrangiger Priester tot aufgefunden wird, ist die Stadt in Aufruhr: Was, wenn der seit Jahren schwelende Religionskonflikt hinter dem Mord steckt? Wer sonst könnte ein Interesse am Tod des Geistlichen haben? Die junge Kommissarin Theodora Costanda wird mit dem Fall betraut und ermittelt in alle Richtungen, denn auch Verbindungen in die Unterwelt könnten bei dem Verbrechen eine Rolle spielen, ebenso wie der französische Archäologe, dessen Forschungen in den Gotteshäusern der Stadt vielen ein Dorn im Auge ist. Als Theo durch ihre Ermittlungen einem der größten Geheimnisse der Geschichte auf die Spur kommt, gerät sie selbst in höchste Gefahr, denn ein jahrhundertealter Geheimbund setzt alles daran, es zu wahren - um jeden Preis ...
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Seit 2021 spricht Constantin Schreiber (* 1979) die Hauptausgabe der Tagesschau um 20 Uhr in der ARD. Für die Moderation der deutsch-arabischen Sendung "Marhaba - Ankommen in Deutschland" wurde er 2016 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Seine Reportage "Inside Islam. Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird" schlug 2017 hohe Wellen. 2021 klettere sein Roman "Die Kandidatin", in dem Mitte des 21. Jahrhunderts eine Muslima kurz davor steht, zur Bundeskanzlerin gewählt zu werden, auf die Spiegel-Bestsellerliste. Nun legt der Journalist, der fließend Arabisch spricht, mit "Kleopatras Grab" seinen ersten Krimi vor.
Protagonistin ist Kriminalkommissarin Theodora Costanda, die als Gläubige der griechisch-orthodoxen Kirche gleich mehreren Minderheiten angehört. Als Frau muss sie darum kämpfen in den von Männern dominierten ägyptischen Polizeistrukturen ernst genommen zu werden. Als Christin fremdelt sie zuweilen mit der muslimischen Mehrheitskultur ihres Landes.
Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Alexandria zählt heute etwa 1,3 Millionen Gläubige. Ursprünglich umfasste das Patriarchat die griechischstämmigen Christen Ägyptens, die den Beschlüssen des Konzils von Chalkedon (451) folgten. Die Kirche betreibt aktiv Mission im subsaharischen Afrika. Im Mai 2024 hat Erzbischof Serafim von Simbabwe erstmals eine Frau zur Diakonin geweiht, was international Aufmerksamkeit erregte.
Die Handlung des Krimis spielt im christlichen Milieu der Hafenstadt Alexandria. Theo ermittelt in mehreren Mordfällen an Priestern, die in Verbindung zu einem ägyptischen Geheimbund stehen. Unterstützung erhält sie bei ihren Ermittlungen von einem Professor der Bibliotheca Alexandrina, der modernen Nachfolgeinstitution der einst bedeutendesten Bibliothek des Altertums. Gleichzeitig bekommt sie es mit dem unangenehmen französischen Archäologen Jacques Bernheim zu tun. Sein Team will um jeden Preis Kleopatras Grab finden. Doch eben jenes will der Geheimbund schützen - ebenfalls um jeden Preis.
Es wäre übertrieben, zu behaupten, aus dem Krimi ließe sich eine soziologische Studie zum Zusammenleben der Religionen im modernen Ägypten ablesen. Und doch präsentiert Constantin Schreiber die religiöse und kulturelle Vielfalt und auch Widersprüchlichkeit Ägyptens. Der Leser wird mitgenommen in die Audienzhallen bigotter Kirchenmänner und hinter die Wohnungstüren zerrütteter Priesterfamilien.
Wer eine Ägyptenreise plant und auf der Suche nach einem spannenden Buch ist, bei dessen Lektüre man zumindest einen kleinen Einblick in die christliche Gemeinschaft Ägyptens erhält, dem kann "Kleopatras Grab" empfohlen werden. Das Buch ist als Teil einer ganzen Reihe angekündigt. 2025 soll der zweite Band "Echnatons Fluch" erscheinen, in dem Theodora Costanda wieder ermittelt.
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Constantin Schreiber
Kleopatras Grab
320 Seiten
22,00 €
ISBN: 978-3455017632