Den diesjährigen W.-G.-Sebald-Literaturpreis erhält Lena Schätte für ihren Text „Schnapstage“

Die Autorin Lena Schätte (Altena) erhält für ihren Text „Schnapstage“ den diesjährigen W.-G.-Sebald-Literaturpreis, der unter 552 eingereichten anonymisierten Texten von den Jurymitgliedern Hans Jürgen Balmes (S. Fischer Verlag), Heike Gfrereis (Deutsches Literaturarchiv Marbach), Sebastian Guggolz (Guggolz Verlag), Helmut Neundlinger (Archiv der Zeitgenossen Krems) und Friederike Reents (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) ausgewählt wurde.

W.-G.-Sebald-Literaturpreis
© Deutsche Sebald Gesellschaft e.V. Der Schriftsteller W. G. Sebald

 

Der Namensgeber des Preises, der deutsche Schriftsteller und Literaturwissenschaftler W. G. Sebald (1944-2001), der vor allem für seine Werke Die Ringe des Saturn (1995) und Austerlitz (2001) bekannt ist, schrieb über Menschen, die nach traumatischen Erlebnissen – oftmals hervorgerufen durch Fluchterfahrungen – versuchen, Orientierung und Struktur in ihrem Leben zurückzugewinnen. Immer wieder kritisierte der in den 1960er Jahren nach England ausgewanderte Autor in seinen Werken auch das Schweigen über den Holocaust. Für sein literarisches Schaffen als Autor erhielt er Preise, wie beispielsweise den Heinrich-Heine-Preis oder den Heinrich-Böll-Preis.

Seit der Gründung der Deutschen Sebald Gesellschaft e.V. im Jahr 2019 vergibt diese alle zwei Jahre den mit 10.000 Euro dotierten W.-G.-Sebald-Literaturpreis zum Thema Gedächtnis und Erinnerung. In der Vergangenheit erhielten Esther Kinsky 2020 den Preis für ihren Text Kalkstein und 2022 Kirsten Fuchs für Sneaker. Die Jury begründete ihre diesjährige Auswahl mit den Worten:

W.-G.-Sebald-Literaturpreis
© Lena Schätte Die diesjährige Preisgewinnerin des W.-G.-Sebald Literaturpreises Lena Schätte

„Schnapstage entwirft so sachlich wie zärtlich auf wenigen Seiten das Beziehungsgeflecht einer Familie im Schatten der Alkoholsucht, die sich in jeder Generation auf unterschiedliche Weise Bahn bricht. In der präzisen Beschreibung der Komplexität von Suchtverhalten und der Reaktionen darauf verschränken sich gesellschaftliche und emotionale Dimensionen, eindeutige Täter- und Opferzuschreibungen lösen sich auf. Die Wucht des sich behutsam entfaltenden Texts trifft unmittelbar.“

Die Preisverleihung an Lena Schätte wird im Sommer 2025 in Sonthofen stattfinden. Der Text Schnapstage ist Teil des des im Frühjahr 2025 erscheinenden Romans Das Schwarz an den Händen meines Vaters.

Neben den Text von Lena Stätte wählte die Jury noch drei weitere Beiträge als Shortlist aus: Meine Zeit mit Rosa von Katharina Bendixen (Leipzig), Die Himmelsstriche der Seeschwalben von Bernhard Malkmus (Oxford) und Tagebau betreiben von Florian Veelmann (Wuppertal).