Lernorte wie der neue Outdoor-Campus eröffnen neue Perspektiven und verändern die Formen des Lernens. In diesem Sinne besuchte eine deutsch-französische Studierendengruppe gemeinsam mit Dr. Mariusz Kozerski (Universität Breslau) und Dr. Christina Rüther nun das Figurenfeld bei Eichstätt. Dr. Kozerski lehrt und forscht im Rahmen des DAAD-Projektes "Demokratie(n) in Bewegung: Deutschland und Polen im Vergleich" für drei Monate am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft der KU.
Der Eichstätter Künstler Alois Wünsche-Mitterecker errichtete von 1958 bis 1975 insgesamt 78 Figuren aus Stein in der besonderen Juralandschaft des Altmühltals. Für den Künstler wurde das Figurenfeld zu seinem Lebenswerk. Ungeordnet stehen die Figuren auf dem Feld. Sie stellen fallende, kriechende oder am Boden liegende Soldaten dar und zeigen die Sinnlosigkeit und den Schrecken des Krieges. Es gibt keine Sieger und Besiegten, sondern nur Verlierer.
Dr. Mariusz Kozerski knüpfte an die Besichtigung mit einem Vortrag über die deutsch-polnischen Beziehungen und Versöhnungsgesten nach 1945 an. Er erinnerte an die beispielslose Kluft zwischen Deutschen und Polen, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden war. Nach Angaben des polnischen Instituts des Nationalen Gedenkens (IPN) hatten 5,6-5,8 Millionen Polen, zum großen Teil Zivilisten, ihr Leben im Krieg verloren. Das polnische Territorium schrumpfe durch die Verschiebung nach Westen um 20 Prozent. Die Polen aus den östlichen Gebieten – wie auch die Familie von Dr. Kozerski – wurden in Richtung Westen in die ehemaligen deutschen Gebiete ausgesiedelt. Polen gründete sich, so Dr. Kozerski, als ein anti-deutscher Staat, wie es die kommunistische Propaganda immer wieder unterstrich.
Die Versöhnungsgesten von Bundeskanzler Brandt in Warschau 1970, Carlo Schmid bei seinen Vorlesungen an polnischen Universitäten, Bundeskanzler Kohl und Ministerpräsident Mazowiecki 1989 in Kreisau oder Bundespräsident Rau mit seinem polnischen Amtskollegen Kwasniewski 1999 waren wichtig, um wieder Vertrauen aufzubauen. Erstmals gemeinsam erinnerten im April 2023 die Präsidenten Polens, Israels und Deutschlands an den Aufstand vor 80 Jahren im Warschauer Ghetto. Ist die Versöhnung heute erreicht? Wie die sich anschließende Diskussion mit den Studierenden über das aktuelle deutsch-polnische Verhältnis zeigte, gibt es keinen Schlusspunkt, sondern ein Fundament, auf dem man aufbauen kann und aufbauen muss.
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