„Die umfangreichste mittelalterliche Handschrift ihrer Art“

Die Universitätsbibliothek hat in Zusammenarbeit mit dem Eichstätter Diözesanarchiv das „Pontifikale Gundekarianum“ erstmals online vefügbar gemacht. Die mittelalterliche Handschrift, begonnen im 11. Jahrhundert, ist eine wesentliche Quelle für die Erforschung der Geschichte des Bistums. Die digitale Zugänglichmachung ermöglicht es Forschenden und Interessierten weltweit, das Dokument ohne Einschränkungen einsehen zu können.

Wer etwas über die Geschichte des Bistums Eichstätt wissen will, kommt an einer Quelle nicht vorbei: am Pontifikale Gundekarianum. Es gilt als „die umfangreichste mittelalterliche Handschrift ihrer Art“. Das Bischofsbuch, begonnen von dem Eichstätter Oberhirten, dessen Namen es trägt – Gundekar II. (1019-75) – ist eine Kombination aus Liturgischen Texten mit Bistumschronik und Bischofskatalog. Der umfangreichste Teil, eine Bistumsgeschichte und das eigentliche Pontifikale, das die liturgischen und Weihehandlungen des Bischofs auflistet und ein Rituale, das Segen und Gebete enthält, war sozusagen der Nachlass Gundekars für sein Bistum. Seine Amtsnachfolger ergänzten die Blattsammlung noch über 600 Jahre lang, vor allem um die Viten von Bischöfen und anderen geistlichen Persönlichkeiten, die mit farbenprächtigen Miniaturen ausgestattet wurden. Der Codex B 4, wie die Archivbezeichnung des Gundekarianums lautet, ist „der größte Schatz unseres Archivs“, sagt dessen Leiter, Dr. Ferdinand Sturm, der das Original, das dem Diözesanarchiv vom Domkapitel anvertraut wurde, verwahrt.

Obwohl tatsächlich über Jahrhunderte im Gebrauch, hat sich die Handschrift bemerkenswert gut erhalten, die Illustrationen, die stilistisch drei unterschiedlichen Epochen zugeordnet werden können, haben ihre Farbigkeit bewahrt. Das kann jetzt jedermann überprüfen, denn ab sofort ist das Gundekarianum vollständig, barrierefrei und kostenlos im Internet zugänglich. Eine Kooperation der Eichstätter Universitätsbibliothek mit dem Diözesanarchiv macht es möglich. Die Abteilung Historische Bestände der UB, die unter anderem auch die Bibliothek des Bischöflichen Seminars hegt und pflegt, gibt auf ihren Internetseiten schon länger die Möglichkeit, ansonsten nicht oder nur unter Auflagen zugängliche Originale virtuell durchblättern und studieren zu können. Dr. Heike Riedel, Leiterin der Abteilung, ist begeistert vom Ergebnis des ersten gemeinsamen Projekts mit dem Diözesanarchiv, das in rund einem Jahr zustande gekommen sei. Wer also den Weg ins Altmühltal scheut und nicht auf eine Ausgabe des limitierten (unvollständigen) Reprints des Gundekarianums von 1987 zurückgreifen kann, der geht ins Netz. Die Handschrift hat ihren Platz auf der entsprechenden Seite gleich neben dem weltbekannten Hortus Eystettensis eingenommen.

Das Gundekarianum in der digitalen Sammlung der Eichstätter Universitätsbibliothek findet man unter http://digital.bib-bvb.de/collections/KUEI/#/collection/SOLR-0290