Dies academicus an der KU: „Wo Glaube ist, da ist Bildungshunger“

Bei einem Festakt anlässlich des „Dies Academicus“ der KU, hat der Erzbischof von München und Freising und Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, im Namen der bayerischen Bischöfe unterstrichen, „dass wir zu dieser Universität stehen und sie auch weiter unterstützen“. Marx, der auch Magnus Cancellarius und Vorsitzender des Stiftungsrats der KU ist, stellte klar, dass mit dem aktuell auszuarbeitenden Hochschulentwicklungsplan „kein Sparbeschluss“ verbunden sei, sondern allein „die Bitte, ein zukunftsfähiges Konzept für die Universität zu entwickeln“.

Es gehe bei diesem Konzept um einen „Blick in die Zukunft, abgesichert mit einem guten Fundament“, erklärte Marx in der Aula der Hochschule. Es gelte, langfristige Perspektiven zu entwickeln, in die dann auch investiert werden könnte. Der Kardinal regte eine stärkere Vernetzung auf internationaler Ebene an, aber auch in Bayern, insbesondere mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen der Kirche. 

Wissenschaft und Bildung seien wichtig für die Kirche, so Marx: „Glaube ohne Vernunft läuft Gefahr, pathologisch zu werden. Und umgekehrt.“ Die Kirche brauche die Wissenschaft auch in Form von „reflektiertem Nachfragen und kritischer Wegbegleitung“. Aber auch die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen könnten nur gelöst werden in einem Miteinander von Wissenschaft und einem „Impuls, die Welt soll besser werden“, sagte Marx. „Glaube ist Bildung“, betonte Kardinal Marx zuvor am Nachmittag bei einem festlichen  Gottesdienst zum Dies Academicus in der Schutzengelkirche in Eichstätt: „Wo Glaube ist, da ist Bildungshunger: Gott in allen Dingen suchen“. Der Glaube bedeute für die Bildung „nicht etwas Zusätzliches, sondern eine hilfreiche Perspektive, um das Ganze in den Blick zu nehmen“.

KU-Präsident Prof. Dr. Richard Schenk wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass sich die KU in diesem Jahr in einer wichtigen Phase der Orientierung befindet. „Seit mehreren Monaten sind wir in einem Diskurs über einen Entwicklungsplan, der nach einiger Selbstreflexion und Standortbestimmung die künftige Ausrichtung der Universität weisen wird“, so Schenk. Dies sei ein Gespräch, das die besten Kräfte der Universität fordere – und herausfordere. Es ist zugleich ein Gespräch, das auch mit Kräften außerhalb der Universität stattfindet. „Ein solches Gespräch zwischen innen und außen ist aber ebenso ein Paradigma für gelungene Universität und Gesellschaft überhaupt.“ Schenk erläuterte, dass die KU eine Vereinfachung der Studiengänge anstrebe, die eine klare Gliederung mit ausreichenden Möglichkeiten auch zu interdisziplinärem Diskurs verbinden werde. Vor dem Hintergrund der momentan laufenden Diskussion um den Entwicklungsplan der KU verwies der Präsident auf die Schrift „The Idea of a University“ von John Henry Newman: „Newman sieht die Universität als einen Ort universalen Lernens, also als einen Ort des vernetzten Lernens, in welchem Lehre und Forschung in guter Vernetzung zwischen einzelnen Fächern, Fakultäten und anderen akademischen Einrichtungen stattfindet.“

Die Vorsitzende des Studentischen Konvents, Judith Bürzle, wies aus Sicht der Kommilitonen darauf hin, dass angesichts der aktuellen Prüfungsformen und der Anforderungen, in denen die Zeit zur Vertiefung fehle, die Gefahr besteht, dass „Bulimielernen“ gefördert und die Universität nur noch als „Ausbildungsstätte für Humankapital“ angesehen werde. Das wäre eine „fatale Entwicklung“, warnte sie. Wertevermittlung und Persönlichkeitsbildung dürften gerade an einer katholischen Universität keine reinen Floskeln sein.

Auf das Wesen einer katholischen Universität ging als Festredner auch der Inhaber des Guardini-Lehrstuhls an der LMU, Prof. Dr. Remi Brague, in seinem Vortrag ein. Geschichtlich sei das Phänomen der Universität eine Schöpfung des Mittelalters, einer Epoche also, die vor der Kirchenspaltung gestanden habe. Jede Universität sei damals katholisch gewesen. „Warum lehrt man hier Mathematik, Geographie, Volkswirtschaft?“, fragte Brague. Das Christentum habe das Besondere an sich, um nicht zu sagen das Bizarre, dass es nie einen Zweig des Wissens oder der Praxis bezeichnet habe. Es gebe zum Beispiel keine„christliche Erdkunde, keine christliche Medizin oder auch kein christliches Recht, da das Kirchenrecht keinen Anspruch erhebt, die Ganzheit der menschlichen Verhältnisse zu umfassen.“ Es gebe „im Westen“ eine jahrhundertelange Tradition darin, „Leute von Staatsgeldern zu bezahlen, um eine geistige Tätigkeit auszuüben“, um zu beten oder zu lernen. Dabei seien profane Wissenschaften an christlichen Hochschulen kein Widerspruch. Die Fachleute profaner Wissenschaften und die Theologie lebten an Katholischen Universitäten nebeneinander, „wenn es hochkommt, miteinander“. Allerdings gebe es auch westliche Länder in denen die profanen Wissenschaften die Theologie aus der Universität ausgewiesen hätten. Dabei sei die Theologie eine der selbstkritischsten Wissenschaften, weil sie das Dasein ihres Gegenstands als beweisdürftig betrachte. Während sich Philosophen gelegentlich als Dienstboten der Naturwissenschaften andienten, sei Theologie als Vorbild eines Wissens, das keinem zu Diensten stehe. 

Universitätsmedaille für Alt-OB Kärtner

In Anerkennung seiner Verdienste um die KU zeichnete Präsident Schenk beim Festakt den ehemaligen Eichstätter Oberbürgermeister Ludwig Kärtner mit der Universitätsmedaille aus. Kärtner war von 1985 bis heuer Vorsitzender der Eichstätter Universitätsgesellschaft. Diese fördert wissenschaftliche Vorhaben in Forschung und Lehre sowie kulturelle Veranstaltungen der KU.

Auszeichnungen für herausragende Absolventinnen und Absolventen

Ausgezeichnet wurden beim Dies academicus der Katholischen Universität außerdem wieder herausragende Absolventinnen und Absolventen. Für seine Magisterarbeit zum Thema „Schloss Hofstetten. Vom Ministerialsitz zum bischöflichen Jagdschloss und Kulturdenkmal des 20. Jahrhunderts“ erhielt Juri Leuschner einen Preis der Maximiliana-Kocker-Stiftung. Diese würdigte damit Leuschners mikrogeschichtliche Analyse eines herrschaftlichen Gebäudes vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit, die sowohl Bauforschung als auch Landes- und Kunstgeschichte umfasst.

Dr. Christian Klenk erhielt einen Preis der Eichstätter Universitätsgesellschaft für seine Dissertation zur Sitation katholischer Medien in Deutschland. Darin zeichnet er ein facettenreiches Bild des komplexen Zusammenhangs von Religion, Medien und Kommunikation. Die Eichstätter Universitätsgesellschaft zeichnete außerdem Privatdozent Dr. Kurt Hahn für seine Habilitationsschrift aus. Darin widmet sich der Literaturwissenschaftler der ausgeprägten Wertschätzung für Frankreich im nachkolonialen Lateinamerika und stellt deren kulturgeschichtliche Auswirkung für die Erzählliteratur dar.

Vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD wurde die aus Italien stammende Miriam Elisabeth Fogarty ausgezeichnet, die sich in ihrer Magisterarbeit mit der emotionalen Beziehung zur deutschen Sprache und der darauf resultierenden Fähigkeit, Emotionen auszudrücken, befasste.

Mathias Pöschk erhielt für seine wirtschaftswissenschaftliche Masterarbeit einen Preis der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte e.G. Er beschäftigte sich darin mit weltweiten Datenstandards bei der Veröffentlichung von Unternehmensdaten und als Grundlage zur Besteuerung. Die Maximilian-Bickhoff-Universitätsstiftung zeichnete die theologische Masterarbeit von Martin Willebrand aus, der darin die Erzählerinstanz im Markusevangelium anhand dreier Wundererzählungen analysiert. Stellvertretend für Willebrand nahm Prof. Dr. Lothar Wehr (Lehrstuhl für Neutestamentliche Wissenschaft) entgegen. Der Preis der Sparkasse Eichstätt für genderspezifische Forschungsarbeiten ging in diesem Jahr Julia de Gregorio. In ihrer Diplomarbeit ging sie Alltagsinnovationen von Unternehmerinnen – von der Betreiberin eines Museumscafés bis hin zu Marketingmaßnahmen der Inhaberin eines Bekleidungsgeschäftes.