Eichstätter Geographie auf der Suche nach römischen Brücken- und Hafenresten an der Mosel

Der Fachbereich Geographie der KU hilft Archäologen bei der Suche nach alten römischen Brücken- und Hafenresten in Trier. Weil man am Grund der Mosel nicht wie üblich mit Schaufel, Kratzern und Pinseln nach antiken Überresten suchen kann und Taucher im trüben Wasser nichts sehen würden, kam jetzt das KU-Forschungsboot zum Einsatz. Es ist mit hochmoderner Technik ausgestattet: Mit einem Fächer-Echolot kann der Gewässergrund so präzise vermessen werden, dass auch Reste von einstigen Brückenpfeilern oder übrig gebliebene Pfähle als Erhebungen sichtbar werden.

Üblicherweise ist KU-Geograph Prof. Dr. Florian Haas mit dem Forschungsboot auf Bergseen in den Alpen im Einsatz, um dort der Frage nachzugehen, welche Mengen an Geröll der abschmelzende Gletscher ins Tal befördert. Nun war das Motorboot vier Tage im Auftrag des Fachbereichs für provinzialrömische Archäologie der Universität Trier unterwegs auf der Mosel. Gemeinsam mit dem Unterwasserarchäologen Dr. Max Fiederling vom Transmare Institut der Uni Trier und der Archäologin Ronja Fink haben sie mit dem Echolot die Strukturen am Grund beider Flüsse untersucht. 

Forschungsboot
Geograph Florian Haas (rechts) und Archäologe Max Fiederling (im Hintergrund) bei den Vermessungen auf der Mosel

Die Methode heißt Bathymetrie: Dabei entsteht ein topographisches Modell des Gewässergrundes – mit einem Detailgrad von 25 Messpunkten pro Quadratmeter. Dabei wurden Strukturen im Untergrund sichtbar, die auf alte Brückenpfeiler hindeuten. Bei diesen Überresten, die direkt neben der heute existierenden Römerbrücke liegen, könne man davon ausgehen, dass es sich um die Pfeiler der ersten römischen Brücke von 17 v. Chr. handelt, erklärt Florian Haas. Sichtbar wurden mit Hilfe des Echolots auch Reste mutmaßlicher Anlegestellen für Boote. Hier müssten jedoch Detailuntersuchungen am Objekt klären, ob es sich tatsächlich um römische Reste von Hafenanlagen oder Anlegern handelt.

Trier als älteste Stadt Deutschlands war einst Hauptstadt der westlichen römischen Provinzen mit zahlreichen römischen Villen entlang der Mosel. Die Römer trieben dort Handel – auch mit Schiffen. Aber wo lagen die antiken Häfen und Brücken? Einige Brückenstandorte sind bekannt, andere werden lediglich vermutet. Über Anleger und Häfen weiß man bisher nur, dass sie existiert haben müssen. Denn Wein, Steine aus Steinbrüchen und andere Güter sind sicherlich mit Schiffen über die Mosel und weiter zum Rhein transportiert worden. 

Archäologin Ronja Fink
Archäologin Ronja Fink lässt eine Schallsonde in den Fluss

Der Kontakt zwischen den Trierer Archäologen und den Eichstätter Geographen kam über eine Tagung zu römischen Straßen zustande, die an der KU von den Fachbereichen Alte Geschichte und Klassische Archäologie veranstaltet wurde und an der auch Trierer Wissenschaftler teilnahmen. Nach dem Einsatz des KU-Forschungsboots ist der Flussgrund im Stadtbereich von Trier vollständig erfasst. Nun gehe es an die Auswertung der Daten. Bis diese final vorliegen und an die Trierer Archäologen übergeben werden können, dauere es aber noch ein paar Wochen, sagt Florian Haas. „Wir alle sind schon jetzt sehr gespannt, ob dann tatsächlich Funde dabei sind, die die Archäologen in ihrer Erforschung der Handelsrouten der Provinzialrömer weiterbringen.“