Ein Praxissemester in Ghana

Ghana
© Bild: Privat

Stefan Eberl, Student im vierten Fachsemester des BA Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit, erzählt von seinen Erfahrungen aus dem Praxissemester in Ghana.

Herr Eberl, Sie haben sich dafür entschieden, Ihr Praxissemester nicht in Ihrer Heimatdiözese, sondern in Ghana zu absolvieren. Was genau haben Sie dort gemacht?

Grundsätzlich verlief mein Praxissemester wohl sehr ähnlich, wie es auch in Deutschland gewesen wäre. Sobald man genauer hinschaut, ist natürlich vieles anders. Mein Praxissemester habe ich in der ghanaischen Großstadt Koforidua in der Pfarrei St. George gemacht, die gleichzeitig auch Bischofssitz der Diözese Koforidua ist. Zudem war ich an der kirchlich-privaten Schule „Madonna“ tätig.

In der pastoralen Arbeit in der Pfarrei war mein Aufgabengebiet sehr vielfältig. Meine Aufgaben waren beispielsweise die Betreuung einer der Jugendgruppen der Pfarrei, die Begleitung der Priester bei der Krankenkommunion, die Mitarbeit im Pfarrbüro oder auch die Übernahme des Katechismusunterrichts.

In der Schule habe ich hauptsächlich hospitiert und dabei viele interessante Eindrücke gesammelt. Auch dort durfte ich aber die ein oder andere Unterrichtsstunde durchführen. Alles natürlich in Englisch versteht sich ????

Was hat Sie zu dazu bewogen, sich für Ghana und diese Tätigkeit zu entscheiden?

Ehrlicherweise war das mehr oder weniger ein Zufall. Im September 2022 war ich als Teil einer Delegation des BDKJ Diözesanverbandes Eichstätt beim Fachkräfteaustausch in Koforidua, Ghana. Diese Partnerschaft pflegt der BDKJ Eichstätt seit mittlerweile 25 Jahren – im zweijährigen Rhythmus finden Besuche in Ghana oder Deutschland statt. Am letzten Abend wurden wir vom dortigen Generalvikar zum Abendessen eingeladen, wobei er mit uns allen das Gespräch suchte. Dabei kamen wir irgendwann auch auf mein Studium und dessen Inhalte und Ablauf. Daraufhin fragte er mich, ob ich mein Praxissemester nicht in Ghana absolvieren möchte. Nach einigen Gesprächen und Planungen zurück in Deutschland wurde diese Idee immer konkreter und schließlich in die Tat umgesetzt.

Ich selbst bin seit mittlerweile 12-15 Jahren in verschiedenen Bereichen der Jugendarbeit (Pfarr-, Dekanats- und Diözesanebene) und auch in der pastoralen Arbeit einer Pfarrgemeinde ehrenamtlich aktiv und eingebunden (Musiker, Kantor, Pfarrgemeinderatsvorsitzender, …). Dadurch entstand auch die Überlegung, ob es für mich nicht einmal sinnvoll und eine gute Möglichkeit sei, mein Praxissemester im Ausland zu absolvieren.

Man kann also sagen: Beweggrund war schließlich, meinen bisherigen Erfahrungshorizont durch komplett neue Eindrücke und Herausforderungen in einem eigentlichen bekannten Einsatzgebiet (Pfarrei) zu erweitern.

Inwiefern konnten Sie Ihre Erfahrungen aus dem Studium Religionspädagogik dort einbringen?

In sehr vielen Bereichen!

Das inhaltliche Niveau der Katechismuskurse in der Pfarrei war sehr hoch, davon wurde ich glatt etwas überrascht. Da wurde teilweise der Katechismus 1:1 unterrichtet. Entsprechend waren da meine theoretischen Studieninhalte sehr gefragt und ich konnte vieles einbringen.

Sehr hilfreich war das Studium vor allem aber auch in der methodischen Arbeit. Der Unterricht in Ghana findet vor allem frontal statt – Methodenarbeit ist so gut wie nicht vorhanden. Entsprechend galt es erst einmal zu beobachten und langsam auszutesten, welche (Unterrichts-)Methoden möglich sind, ohne die Schüler*innen damit zu überfordern und dennoch meinen Unterricht abwechslungsreich zu gestalten.

Schließlich kann man sagen, dass ich, aufgrund der vielfältigen Aufgabenbereiche und Herausforderungen, die auf mich warteten, sehr viele Inhalte meines Studiums verwenden, aber teilweise auch noch vertiefen konnte.

Haben Sie Tipps für andere Studierende bezüglich eines Auslandsaufenthalts?

Grundsätzlich gilt es natürlich, sich rechtzeitig darum zu kümmern und vor allem das Gespräch mit allen verantwortlichen Personen zu suchen. Meist bekommt man da noch einen nützlichen Gedanken oder einen Tipp, was man auf keinen Fall vergessen sollte. Persönlich habe ich auch die Erfahrung gemacht, den Gedanken nicht gleich zu verwerfen, sobald man auf Schwierigkeiten oder mögliche Herausforderungen stößt. Oftmals lohnt es sich dranzubleiben und nach Lösungen zu suchen.

Außerdem ein zweiter Tipp: Nach meiner Erfahrung (auch nach Gespräch mit einigen Jugendlichen, die hier als Freiwillige arbeiten) ist die erste Woche oft die schwerste. Also: Kopf hoch und durchhalten!

Vielen Dank, dass Sie Ihre Eindrücke und Erfahrungen mit uns geteilt haben.

 

Das Interview führte Dr. Dorothea Pachale