Ein besonderer Ort
Jerusalem galt als Nabel der Welt (Ez 38,12), Ort des Paradieses und Jüngsten Gerichts zugleich. In dieser Stadt wurde orientierungsstiftend um eine angemessene Rede von Gott gerungen und ein großer Teil der biblischen Schriften ausformuliert. Daher bewegen wir uns in unserem theologischen Denken ständig auf diesem Boden.
Seit Joschijas Kultzentralisation wurde Jerusalem zum Ziel von Pilgerreisen, seit konstantinischer Zeit wurde im ganzen Land ein imaginärer Teppich ausgerollt, der die Orte und Wege Jesu zeigt, und in einer jüdischen, christlichen und muslimischen Erinnerungskultur wurden religiöse Vorstellungen so sehr mit diesem Land verbunden, dass es zu einer jüdisch-christlich-muslimischen Erinnerungslandschaft wurde.
Theologie vor Ort
Was liegt also näher, als mit angehenden Religionspädagog*innen in diese Stadt und dieses Land zu reisen und dort zu fragen, was es heißt und heißen muss, Theologie zu treiben? Insgesamt 22 Studierende der Universitäten Bamberg und Eichstätt-Ingolstadt waren vom 1. bis 16. September unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus und Sabine Bieberstein im »Heiligen Land« unterwegs.
Mit dabei waren außerdem in der ersten Woche Pfarrerin Alina Rölver aus Bamberg, die mit ihrer Lizenz für Führungen an christlichen heiligen Stätten die Besichtigungen in Jerusalem rechtlich ermöglichte und als ausgezeichnete Kennerin des Landes substanzielle Impulse gab, sowie in der zweiten Woche Dr. Salah Adameh, Dozent für islamische Philosophie an der al-Quds University in Jerusalem, der als lizensierter Guide die Gruppe bei der Rundreise durch das Land begleitete, viele hilfreiche Informationen zu Land und Leuten einbrachte und den Horizont für interessante Fragestellungen öffnete.
Orte, Wege und Themen der Reise
In der ersten Woche stand Jerusalem im Zentrum. Vom Quartier aus, das inmitten der Altstadt lag, konnte die Stadt zu Fuß erkundet werden – in thematischen Rundgängen, deren Spektrum von den Anfängen der Besiedlung bis zur aktuellen Gestaltung der Erinnerungslandschaften reichte. Besuche in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Wa-Shem und im Israel-Museum durften ebensowenig fehlen wie Ausflüge nach Bethlehem, zum Herodeion sowie eine Wanderung zum Dorf Battir, das interessante Projekte zu einem alternativen Tourismus anbietet. Eine eindrückliche Wanderung führte in der Wüste Juda durchs Wadi Qilt nach Jericho.
In der zweiten Woche führte die Reise über Samaria und die Küstenebene nach Norden, wo wichtige historische Stätten in Galiläa, am See Gennezareth und am oberen Jordan auf dem Programm standen. Über das Jordantal ging die Fahrt zum Toten Meer, bevor die Gruppe über den Negeb nach Jerusalem zurückkehrte.
Selbstverständlich kann man dieses Land nicht bereisen, ohne sich auf Schritt und Tritt auch mit der aktuellen, überaus komplexen und spannungsvollen Situation auseinanderzusetzen. So begleiteten die aktuellen Themen die Reise von Anfang an und boten Stoff für viele Gespräche.
Keine Reise ohne Vorbereitung
Es waren zwei intensive und erlebnisreiche Studienwochen, die durch zwei Blockseminare in Bamberg und Eichstätt vorbereitet wurden. Dafür hatten die Studierenden erstens je einen Beitrag zu einem historischen, theologischen oder archäologischen Thema und zweitens je einen Beitrag zur jüngeren Geschichte des Landes oder zur aktuellen Situation vorbereitet. Vor Ort kam dann noch je ein Beitrag zu einer konkreten Ortslage hinzu, so dass die Studierenden selbst als kundige Fachpersonen fungieren konnten. Die Beiträge der Studierenden und der Seminarleitung fanden Eingang in einen umfangreichen Reader, der während der Reise als »Reiseführer« diente und im Nachklang hoffentlich zu einer »handfesten« und nachhaltigen Erinnerung beiträgt.
Nachhaltige Wirkung
Wenn die Reise Anstöße zu einer geerdeten und kontextsensiblen Theologie gegeben hat, hat sie ein wichtiges Ziel erreicht.
Stimmen zur Reise
»Es war sehr beeindruckend, Inhalte des Studiums und biblische Stätten im Land der Bibel sehen zu dürfen. Zu den Ursprüngen unseres Glaubens (Bethlehem, Via Dolorosa, Anastasis) zu reisen, ist unbeschreiblich und unbedingt zu empfehlen.« Georg Bruckmaier
»Es war eine unglaublich intensive und bereichernde Begegnung mit dem Heiligen Land und seiner reichen Geschichte. Besonders war für mich die starke Gemeinschaft in der Reisegruppe die uns durch die Studienreise getragen hat.« Benedict Dürrlauf
»Es war eine spannende, eindrucksvolle, informationsreiche und vor allem schöne Zeit im Land der Bibel. Immer wenn ein biblischer Ort genannt wird, tauchen sofort die Bilder der entsprechenden besuchten Stätten vor dem geistigen Auge auf.« Julia Schneider
»Nach der zweiwöchigen Reise durch das Land der Bibel habe ich einen völlig neuen Blick auf die Geschichten der Bibel. Für mein weiteres Studium ein voller Gewinn!« Theresa Sorger
»Eine super schöne Reise, bei der alles bis ins Detail organisiert war und ich sehr viele Eindrücke sammeln konnte, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde.« Lea Strobel