Elisa Pfeiffer übernimmt Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

Prof. Dr. Elisa Pfeiffer
© Christian Klenk

Prof. Dr. Elisa Pfeiffer hat an der KU den Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie übernommen. Der neue Lehrstuhl ist Teil des erweiterten Studienprogramms für die Ausbildung von Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen. Pfeiffer, die zuvor in verschiedenen Forschungsprojekten an der Universität Ulm tätig war, beschäftigt sich vor allem mit der Diagnostik von Psychotraumata, der Entwicklung und Erprobung neuer Behandlungsmethoden sowie der Versorgung von traumatisierten Geflüchteten und Menschen in Krisengebieten.

Die Klinische Psychologie ist an der KU mit der Einführung des Masterstudiengangs Klinische Psychologie und Psychotherapie auch personell ausgebaut worden. Als Ergänzung zum Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie, den Professorin Rita Rosner seit 2011 innehat, wurde der Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie mit einem eigenen Lehrstuhl gestärkt und dieser zu Beginn des Wintersemesters mit Elisa Pfeiffer besetzt. Über das Forschungsprojekt „Better-Care“ hatten Rosner und Pfeiffer bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet. Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt verfolgt das Ziel, die psychotherapeutische Betreuung für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge zu verbessern. Daran ist unter anderem auch das Ulmer Uniklinikum beteiligt, wo Pfeiffer die Arbeitsgruppe leitete. Auch über mehrere Lehraufträge kannte Elisa Pfeiffer bereits vor ihrem Ruf an die KU die Eichstätter Psychologie.

Die Behandlung von Traumata und die Entwicklung und Erprobung neuer Methoden ist ein Schwerpunkt in der bisherigen Tätigkeit von Elisa Pfeiffer. Ein derzeit laufendes Forschungsprojekt fokussiert beispielsweise auf Kinder und Jugendliche, die in Wohngruppen oder Pflegefamilien leben. Studien zufolge berichten etwa drei Viertel der Kinder und Jugendlichen in Kinder-​ und Jugendhilfeeinrichtungen davon, mindestens einmal ein traumatisches Ereignis wie körperliche Gewalt, Missbrauchserfahrungen oder Vernachlässigung erlebt zu haben. Im Rahmen des Projekts werden Kinder und Jugendliche aus mehreren Einrichtungen aufsuchend behandelt und die Wirksamkeit der Behandlung überprüft. Andere Projekte, an denen Pfeiffer beteiligt ist, zielen darauf ab, geflüchteten Familien, Kindern und Jugendlichen psychologische Stabilisierung und Hilfe anzubieten, nachdem sie traumatische Kriegs- und Fluchterfahrungen durchlebt haben. Im Rahmen von Projekten wurden geflüchtete Jugendliche, Kinder und deren Familien behandelt, aber auch Informationsmaterialien für Fachkräfte und Ehrenamtliche entwickelt. In den vergangenen zwei Jahren wurden im Rahmen ihres Forschungsprojektes „TF-CBT Ukraine“ 130 ukrainische Therapeuten und Therapeutinnen im Rahmen eines von der Porticus-Stiftung geförderten Projekts geschult, diese Therapeuten haben bereits mehr als 300 ukrainische Kinder während des Krieges behandelt, berichtet Pfeiffer.

Ein weiteres Forschungsfeld von Elisa Pfeiffer ist die Misophonie. Dabei handelt es sich um eine übermäßige Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Geräuschen. Pfeiffer nennt als Beispiele Kau- oder Atemgeräusche, die bei den Betroffenen zu starken emotionalen Reaktionen oder gar Stress führen. „In der Psychologie ist das ein noch kaum erforschtes Gebiet und daher auch in der Behandlung Neuland“, sagt Pfeiffer. Dass sich Menschen etwa von einem Schnarchen gestört fühlten, sei an sich normal und ein weit verbreitetes gesellschaftliches Phänomen. In ihrer Forschung wolle sie hingegen der Frage nachgehen, ab wann die Reaktion auf solche Geräusche krankhaft ist, wie Misophonie die Lebensqualität der Betroffenen beeinflusst und wie man diese behandeln kann. Hierzu seien auch Untersuchungen in der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz der KU geplant. Im Rahmen ihrer Professur wird sie eine Hochschulambulanz speziell für Kinder und Jugendliche aufbauen.

Elisa Pfeiffer hat in Konstanz Psychologie studiert, 2019 promovierte sie an der Universität Ulm mit einer Studie zur Wirkung von traumafokussierten Interventionen auf posttraumatische Belastungsstörungen bei Kindern (“The Effect of Trauma-focused Interventions on Pediatric Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) and Posttraumatic Cogni­tions”). 2020 folgten die Approbation zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und anschließend die Übernahme der Leitung einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe am Ulmer Universitätsklinikum. Forschungsaufenthalte führten Pfeiffer nach Norwegen und Belgien, mehrere Lehraufträge übernahm sie in Konstanz und Eichstätt. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit war sie an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm stets auch klinisch tätig, beispielsweise zuletzt in der Leitung der Tagesklinik. Seit September 2024 ist Elisa Pfeiffer nun Lehrstuhlinhaberin an der KU.