Rückblick: Elisabeth Beck und Tanja Evers bei Expert:innenrunde zu Bildungsgerechtigkeit in der Migrationsgesellschaft

Auf Einladung des Projekts „Mensch in Bewegung“ im Rahmen der Zukunftswochen der KU haben Elisabeth Beck und Tanja Evers gemeinsam mit Expert:innen aus der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit zum Thema „Bildungsgerechtigkeit in der Migrationsgesellschaft“ diskutiert.

Bildungsgerechtigkeit ist grundsätzlich kein krisengetriebenes Thema, dennoch wird es gerade in gesellschaftlichen Umbruchsphasen besonders sichtbar, zum Beispiel während der Corona-Pandemie, der Fluchtbewegungen in den Jahren 2015/2016 sowie jüngst angesichts des Kriegs in der Ukraine. Bildungsgerechtigkeit wird dabei stets sowohl politisch als auch pädagogisch verhandelt. Beide Dimensionen spielten in der Diskussion mit rund 30 Teilnehmer:innen eine Rolle.

Professor:innen und wissenschaftliche Mitarbeiter:innen der KU mit Expertisen in der Lehrer:innenbildung sowie dem Forschungsgebiet Flucht und Migration wurden eingeladen, miteinander ins Gespräch zu kommen, darunter Prof. Dr. Krassimir Stojanov (Lehrstuhlinhaber für Bildungsphilosophie und systematische Pädagogik), Kristina Löblein (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur) und Judith Bucher (Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt LaeneAs an der Professur für Grundlagen und Theorien Sozialer Arbeit). Die Mitarbeiterinnen des ZFM übernahmen die Moderation des Abends.

Im Rahmen der Fishbowl-Diskussion kamen nicht nur wissenschaftliche Expert:innen zu Wort, sondern auch pädagogische und sozialarbeiterisch tätige Professionals aus der Bildungspraxis sowie politische Akteur:innen der Region 10 (LK Eichstätt, Stadt Ingolstadt, LK Neuburg-Schrobenhausen, LK Pfaffenhofen). In der dynamischen Diskussion wurden vielfältige Fragen aufgeworfen, so zum Beispiel, wie Bildungsgerechtigkeit verstanden werden kann in Abgrenzung zu Chancengleichheit, warum das meritokratische Prinzip in der schulischen Bildung nicht funktionieren kann, warum der Erwerb der deutschen Sprache eine so zentrale Rolle spielt, wenn wir über Bildungsgerechtigkeit in der Migrationsgesellschaft sprechen, und wie Mehrsprachigkeit im Schulunterricht konstruktiv einbezogen bzw. konkret umgesetzt werden kann. Ferner wurde auf intersektionale Verschränkungen verwiesen, denn neben Herkunft spielen weitere Differenzkonstruktionen wie Geschlecht, Behinderung oder auch Alter eine Rolle bei Herstellung von Bildungsgerechtigkeit. –  So können unter anderem auch erwachsene Lerner:innen nach der schulischen und außerschulischen Bildung im Sinne eines lebenslangen Lernens von Bildungsungerechtigkeiten betroffen sein, wenn es z.B. um den Zugang zu universitärer Bildung geht. Schließlich problematisierte die Runde fehlende Bildungsgerechtigkeit, die sich im Rahmen der Corona-Pandemie zeigte, als Kinder und Jugendliche nicht adäquat am digitalen Schulunterricht teilnehmen konnten, wenn z.B. kein Internetzugang oder entsprechende Endgeräte zur Verfügung standen.

Nach 90 Minuten Austausch, in denen sowohl vielfältige Herausforderungen als auch praktikable und visionäre Lösungen diskutiert wurden, endete der Abend mit weiteren informellen Gesprächen und ersten Planungen für Folgeveranstaltungen.