Engagement für die KU: Kardinal Marx betont starke Verbindung zur Katholischen Universität

„Wir möchten deutlich unterstreichen, dass wir zu dieser Universität stehen“, sagte Kardinal Reinhard Marx am Montagabend beim Festakt zum Dies Academicus der KU. Die Entscheidung, den Vorsitz des Stiftungsrats zukünftig hauptamtlich mit dem Augsburger Weihbischof Anton Losinger zu besetzen, sei eine Konsequenz aus der Einsicht, dass das Zusammenwirken von Trägerin und Hochschule permanent noch intensiver gestaltet werden müsse. Der Erzbischof von München und Freising bekannte sich im Namen der bayerischen Bischöfe erneut zur KU: „Wir haben Turbulenzen und Diskussionen auch in der Öffentlichkeit erlebt, aber so schnell lässt sich die Freisinger Bischofskonferenz nicht aus der Fassung bringen.“

Kardinal Marx, der Großkanzler der KU ist und derzeit noch dem Stiftungsrat vorsitzt, versicherte, dass sein Ausscheiden aus dieser Funktion keineswegs als sein Rückzug von der Katholischen Universität zu verstehen sei. Vielmehr kündigte er an, er wolle die Entwicklung der KU auch mit Blick auf die Deutsche Bischofskonferenz voranbringen, deren Vorsitzender er ist. Die Stiftung als Trägerin wolle sich fortan „viel intensiver“ um die Hochschule kümmern, versprach Marx: „Wir müssen mit viel mehr Engagement dabei sein als bislang.“ Der Kardinal erklärte, dass in den kommenden Wochen und Monaten mit den Gremien über eine stärkere finanzielle Unterstützung und über erforderliche Änderungen in der Satzung des Stiftungsrats gesprochen werde. Wichtig sei nun, „dass Weihbischof Losinger möglichst schnell in die Entwicklung einbezogen wird“.

Marx dankte der Interimspräsidentin Gabriele Gien: „Ich habe sehr großes Vertrauen in die neue Hochschulleitung. Interim bedeutet, jetzt aktiv eine neue Präsidentschaft vorzubereiten und die im Hochschulentwicklungsplan vorgegebenen Ziele nun zu priorisieren und in einer auch die finanziellen Möglichkeiten beachtenden Strategie umzusetzen.“ Der Kardinal hob hervor, dass dazu „ein konstruktives Gespräch mit dem Präsidium“ geführt wurde. Stiftung und Universität hätten „die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Interimspräsidentschaft auf einen guten Weg kommt.“ Deshalb wollen die bayerischen Bischöfe sich auch finanziell weiter engagieren und diesen Weg begleiten. Dazu sei ein gutes Zusammenwirken von Stiftung und Universität unerlässlich.

In ihrer Rede betonte die Präsidentin der KU, Prof. Dr. Gabriele Gien, dass die Gesellschaft eine Universität brauche, die nicht nur exzellente Forschung und Lehre in ihren Mittelpunkt stelle, sondern der auch der Frage nach der Verantwortung von Wissenschaft und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft nachgehe. Daher stehe der Dies Academicus in diesem Jahr unter dem Leitthema „Gerechtigkeit und Verantwortung“. Die Grundsätze von Personalität und Verantwortung, Subsidiarität, Solidarität und Nachhaltigkeit seien die Säulen der KU in Forschung, Lehre und im Miteinander. „Diese Grundhaltung wollen wir auch unseren Studierenden mitgeben, die sich in diesem Wintersemester so zahlreich wie noch nie eingeschrieben haben“, so Gien.

200 Jahre nach Humboldt sei die Verbindung von Hochschulen und Gesellschaft noch enger geworden: Kommunizieren und Entscheiden ohne Beteiligung der Wissenschaft sei im 21. Jahrhundert in keinem wichtigen gesellschaftlichen Sektor mehr möglich. „Hochschulen und Gesellschaft sind abhängig voneinander und haben wechselseitige wachsende Verantwortung füreinander.“ Für eine katholische Universität liege in diesem Wandel und den damit verknüpften Herausforderungen nicht nur eine große Verantwortung, sondern vor allem auch eine große Chance. „Wenn die KU die an sie gestellten Erwartungen aktiv annimmt, kann sie - auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes - noch mehr als bisher zu einer maßgeblichen Akteurin bei der Bewältigung der großen Zukunftsaufgaben werden“, so Gien.

Als Festrednerin beschäftigte sich Prof. Dr. Elisabeth Kals (Professur für Sozial- und Organisationspsychologie an der KU) mit „Sozialen Engagements und Gerechtigkeiten im Konflikt“. Sie ging darin der Frage nach, mit welchen Motiven sich Bürger sozial engagieren und verwies hier auf umfangreiche Forschungsergebnisse. Demnach spielen neben eigennützigen Motiven vor allem Fragen von Gerechtigkeit eine Rolle. Dies spreche dafür, dass ein Streben nach erlebter Gerechtigkeit ein zentrales Anliegen und eine anthropologische Konstante darstelle. Jedoch herrsche kein pauschaler Konsens darüber, das im jeweiligen Fall gerecht oder ungerecht sei. Bei fast allen sozialen Konflikten gebe es in der Tiefe auch verborgene Gerechtigkeitskonflikte, die es zu lösen gelte.

Beim Festakt des Dies Academicus wurden auch neun Studierende und Nachwuchswissenschaftler für ihre Leistungen geehrt. Detaillierte Informationen zu den Preisträgern und den auszeichnenden Institutionen finden sich in der Programmbroschüre des Dies Academicus. Darüber hinaus findet sich auf der Facebook-Seite der KU eine Bildergallerie mit Impressionen des Tages.