Europäisches Studierendentreffen: (Zu-)Stand des Friedens in Europa

Zum 500. Jahrestages des zwischen der Schweiz und Frankreich unterzeichneten "Ewigen Friedens von Fribourg" findet derzeit an der Université de Fribourg ein europäisches Studierendentreffen statt. Mit dabei sind auch vier Studierende des Lehrstuhls für Internationale Beziehungen der KU.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden nicht nur an diversen Festveranstaltungen und Vorträgen teilnehmen, sondern sich mit dem Friedensbegriff und dessen Bedeutung in und für Europa auseinandersetzen. Ergebnis der Arbeit in vier Themengruppen wird eine "Friedensresolution" sein, die die historische Bedeutung des Jubiläums zum Anlass nimmt, um die Kernfrage des Friedens für die europäische Gegenwart neu aufzuwerfen.

Die KU-Teilnehmer haben kurz vor ihrer Abreise berichtet, wie sie über den Zustand des Friedens in Europa denken.

Fabio Jacob: „Die längste Friedensperiode auf dem europäischen Kontinent ist eine der Errungenschaften des vereinten Europas. Dennoch lehrt uns die Internationale Politik jeden Tag, dass es wichtig ist, immer wieder für einen noch stabileren Frieden und damit ein vereintes Europa zu kämpfen. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der die Menschen überall auf der Welt scheinbar kein Vertrauen mehr in die politischen Systeme haben, dürfen wir den Frieden nicht aufs Spiel setzen!“

Julia Wagner: „Innerhalb der Grenzen der Europäischen Union kann ich mir keinen Krieg vorstellen. Allein der Gedanke kommt mir absurd vor. Wir sehen allerdings an den europäischen Außengrenzen, dass Friede trotz der Erfahrungen im letzten Jahrhundert heute keine Selbstverständlichkeit ist und es konstante Bemühungen von allen Beteiligten erfordert, ihn zu erhalten.“

 

Shari Gerlach: „In manchen Dingen bin ich vielleicht sehr idealistisch, aber ich glaube weiterhin an einen beständigen Frieden in Europa. Manche Entwicklungen beunruhigen mich, aber ich hoffe, dass sich diese in den nächsten Monaten oder Jahren wieder legen werden. Denn ich bin davon überzeugt: Wenn es in Europa irgendwann mal krachen sollte, hat es bereits überall auf der Welt gekracht.“

 

Christian Einsiedler: "Fragt man nach einem negativen Frieden, also der bloßen Abwesenheit von Krieg, ist meiner Meinung nach Europa, nicht zuletzt durch die EU, bezüglich zwischenstaatlicher, militärischer Gewalt auf Dauer befriedet. Im Sinne eines positiven Friedens, der neben der Abwesenheit von physischer Gewalt auch die der strukturellen Gewalt meint und damit unter anderem auf soziale Eintracht zielt, kann meiner Einschätzung nach von Harmonie nicht die Rede sein. Dafür sprechen unter anderem die teils hohe Jugendarbeitslosigkeit und finanzielle Probleme in Europa, ein wahrgenommenes Demokratiedefizit in der EU sowie Globalisierungsängste in Teilen der europäischen Bevölkerung, was insgesamt sozialen Unfrieden verursacht und nicht zuletzt im überall erstarkenden Populismus seinen Ausdruck findet."