Wissenschaft zum Anschauen und Erleben präsentiert die KU an ihrem neu entstehenden Zukunftscampus in der Ingolstädter Altstadt. Bis zum 8. Dezember lädt die Ausstellung „Ewiges Eis, adé“ alle Interessierten ein, mehr über die Auswirkungen des Klimawandels auf Alpenlandschaften zu erfahren. Die Ausstellung im Georgianum zeigt auch, wie die Folgen der tiefgreifenden Veränderungen unter anderem von Geographen der KU wissenschaftlich untersucht werden.
Die neue Wissenschaftsausstellung rückt insbesondere das Forschungsprojekt „Sensitivität hochalpiner Geosysteme gegenüber dem Klimawandel ab 1850“ (SEHAG) in den Mittelpunkt. Im Rahmen des mehrjährigen Projekts analysiert ein Team aus Forschenden unter der Leitung von Geographen der KU, wie sich hochalpine Landschaften durch den Klimawandel verändern. Das von der DFG finanzierte Projekt rekonstruiert Veränderungen durch das Abschmelzen der Gletscher rückwirkend für die Zeit seit 1850, misst aktuell stattfindende Prozesse und versucht so eine möglichst genaue Prognose für die Zeit bis 2050. Wie der Titel der Ausstellung verrät, geht es dabei auch um abschmelzendes Gletschereis. Doch die Auswirkungen des Klimawandels sind vielschichtiger und betrefen auch Geomorphologie und Landschaftsbild, Gewässer und Vegetation. Historische Fotos und Schaubilder veranschaulichen, wie sich hochalpine Landschaften bereits verändert haben und wie sie sich zukünftig voraussichtlich entwickeln werden.
Besucherinnen und Besucher der Ausstellung erfahren, mit welchen Methoden das SEHAG-Team arbeitet, um die Folgen des Klimawandels im alpinen Raum zu erforschen. So wird etwa ein Experiment beschrieben, mit dem die Forschenden am Gletscher die Auswirkungen von Starkregen auf das Gelände analysieren. Videoaufnahmen aus einem Helikopter, mit dem im Rahmen des Projekts Vermessungen durchgeführt werden, vermitteln ein Gefühl dafür, wie die Untersuchungen im Gelände ablaufen. Andere Aufnahmen zeigen, wie Messinstrumente auf einem Gestell mit Skier über den Gletscher gezogen werden, um mit Hilfe von Radar die Höhe des Eises zu messen. Mit einem Forschungsboot untersuchen die Geographen einen Gletscherstausee auf Sedimentablagerungen.
Experimentierboxen machen den Besuch im Georgianum zum interaktiven Erlebnis für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren. Die Stationen laden die Besucherinnen und Besucher dazu ein, sich praktisch mit dem Ausstellungsthema auseinanderzusetzen. Mittels eines Experiments mit Eiswürfeln können die Besucher zum Beispiel nachvollziehen, wie Gletscher die sogenannte Albedo, das heißt das Rückstrahlvermögen der Erde, erhöhen und somit mehr Sonnenlicht reflektieren als Berglandschaften ohne Eis. Kurz in die Rolle einer Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers schlüpfen und anhand der Größe von Flechten bestimmen, wann sich das Gestein abgelagert hat, auf dem sie wachsen – auch das ermöglicht die Ausstellung. An einer weiteren Station können Besucherinnen und Besucher ihre Erinnerungen an die Alpen und ihre Ideen zum Schutz des Klimas teilen.
Öffnungszeiten und Angebote für Schulklassen und Gruppen
Die Ausstellung im Collegium Georgianum (Hohe-Schul-Straße 5) ist bis 8. Dezember wöchentlich von Donnerstag bis Samstag von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Besonders angesprochen sind auch Schulklassen in der Region sowie andere Gruppen, die die Ausstellung nach Anmeldung auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten besuchen und eine eigene Führung buchen können. Bei Interesse wird um eine E-Mail an Maria Bartholomäus gebeten (m.bartholomaeus(at)ku.de).
Rahmenprogramm rund um Klimawandel, Nachhaltigkeit und Zukunft
Nachhaltigkeit ist nicht nur in den Alpen von großer Bedeutung, sondern überall: Der Vortrag „Win-win-win – Nachhaltiges Handeln zahlt sich aus“ zeigt, wie Unternehmen durch nachhaltiges Handeln einen positiven Beitrag zur Entwicklung der Ökosysteme leisten können und gleichzeitig selbst davon profitieren. Welche Vorteile haben nachhaltige Entscheidungen und Geschäftspraktiken für Unternehmen und Organisationen, für die Gesellschaft und für die Umwelt vor Ort? Die Referentin Anna-Lena Höcker, selbstständige Unternehmensberaterin im Bereich Innovation, Mitarbeiterentwicklung und Nachhaltigkeit, stellt unter anderem anhand von Praxisbeispielen vor, wie ein Perspektivwechsel in Unternehmen zu innovativen Ideen führen kann, von denen alle profitieren.
Dienstag, 5.11.2024, 18:30 Uhr: „Die Mathematik des Klimas” – Abendvortrag mit Gespräch
Was hat der Klimawandel mit Mathematik zu tun? Sie hilft bei seiner Erforschung. Wie das funktioniert, veranschaulicht Prof. Dr. Marcel Oliver vom Mathematischen Institut für Maschinelles Lernen und Data Science (MIDS) der KU mit dem Vortrag „Die Mathematik des Klimas“. Der Wissenschaftler gibt einen Einblick in die Grundlagen und Herausforderungen der Klimamodellierung. Er beleuchtet den Unterschied zwischen Wetter und Klima und erläutert, warum die Vorhersage von Klimazukünften auf lokaler Ebene so schwierig ist. Der Kurzvortrag zeigt auf, wie Mathematik zur Verbesserung der Klimamodelle beiträgt und warum diese Modelle unerlässlich für das Risikomanagement und die Anpassung an Klimafolgen sind. Anschließend gibt es Raum für Fragen und Austausch.
Dienstag, 12.11.2024, 18:30 Uhr: „Schnee von Morgen: Die Zukunft der Alpen zwischen Tourismus und Klimawandel” – wissen.schafft.wir. DIALOG
Die Alpen stehen im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichem Nutzen und ökologischer Verantwortung. Während die touristische Erschließung, vor allem für den Wintersport, den Gemeinden vor Ort wertvolle Einnahmen sichert, stellt der Klimawandel die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung in Frage. Im Rahmen der Reihe „wissen.schafft.wir. DIALOG“ sprechen Prof. Dr. Harald Pechlaner, Inhaber des Lehrstuhls für Tourismus an der KU, Bernhard Joachim, Geschäftsführer des Allgäuer Bergbahn- und Skipassverbundes, und Marc Seute, Vorstand des Alpenvereins Ingolstadt, über diese komplexe Thematik. Sie diskutieren Chancen und Risiken weiterer touristischer Expansion in den Alpen und erörtern Wege, um Wirtschaft und Klimaschutz in Einklang zu bringen.
Dienstag, 19.11.2024, 10 bis 19 Uhr: Future Festival „Science in the City“
Die KU und die Stadt Ingolstadt laden dazu ein, Wissenschaft in der Stadt zu erleben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der KU, Vertreterinnen und Vertreter der Stadt und von Unternehmen vor Ort sprechen über wichtige Gegenwarts- und Zukunftsthemen der Region: Nachhaltige Stadtentwicklung spielt dabei ebenso eine Rolle wie Digitalisierung im Gesundheits- und Pflegebereich oder Automatisierung und Fachkräftemangel. Der Vormittag steht im Zeichen neuer Perspektiven für die Wissenschaftsstadt Ingolstadt. Am Nachmittag geht es vor allem um aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung für Kommunen und Unternehmen. Die Teilnehmenden erwarten hochkarätige Keynotes, u. a. von Silke Voigt-Heucke, Leiterin des Citizen-Science-Bereichs des Naturkundemuseums Berlin, und dem international renommierten Nachhaltigkeitsforscher Prof. Dr. Ortwin Renn (RIFS).
An den genannten Tagen, an denen das Rahmenprogramm stattfindet, öffnet die Ausstellung von 17:30 Uhr bis Veranstaltungsende.
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