Felicitas Hoppe erkundete die Variationen des Vertrauens

Zahlreiche Literaturinteressierte wollten Felicitas Hoppe auf den Spuren des Vertrauens in ihrem Werk folgen und waren der Einladung der Professorin für Pastoraltheologie Katharina Karl und Literaturwissenschaftsprofessorin Friederike Reents in den Holzersaal gefolgt. Unter dem Titel „Pfeifen im Wald? Unterwegs zwischen Zweifel und Vertrauen.“ offenbarte die Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe das große Spektrum des Vertrauensbegriffs in ihrem Werk: Hier finden sich Variationen des Vertrauens, des Vertrauten, des Sich-Anvertrauens oder des Verlassens von vertrautem Terrain.

Felicitas Hoppe, im Hintergrund Friederike Reents und Katharina Karl

Hoppe hatte drei Textpassagen aus ihrem umfassenden, über drei Jahrzehnte umspannenden literarischen Werk mit nach Eichstätt gebracht, die auch die Vielfalt ihres Schaffens zeigten. Trotzdem haben ihre Werke einen gemeinsamen Kern: In allen drei ausgewählten Stücken streifte sie unterschiedliche Konzepte und Formen von Vertrauen. Denn auch wenn dieses Wort in ihren zahlreichen Romanen, Erzählungen und Essays kaum direkt vorkomme, seien doch ihre Helden immer wieder mit verschiedenen Formen von Vertrauen konfrontiert – oder vertraut, erklärte die Autorin.

In ihrem kinderliterarischen Roman „Iwein Löwenritter“ von 2008 etwa gebe es, so Hoppe, einen Helden, der im Verlauf der Handlung sein überbordendes Selbstbewusstsein verliert, dafür aber gesundes Selbstvertrauen findet. Immer wieder verlässt Iwein bekannte Ordnungen und sucht das Abenteuer. Er findet ihm Fremdes, Gefährliches und Unbekanntes, das er sich erst einmal „vertraut machen“ müsse. 

Felicitas Hoppe bei der Lesung

In ihrem Roman „Pigafetta“, der 2006 erschien, verarbeitete Hoppe eine eigene Reise auf einem Containerschiff rund um die Welt literarisch.  Sie schreibt von Havarie-Übungen und dem Vertrauen darauf, dass „alles gut gehe“, trotz und angesichts unkontrollierbarer Naturgewalten. Dabei ginge es immer wieder um Vertrauen auch in Fremde, etwa in die Crew oder den Kapitän, in die Technik, beispielsweise verschiedener Verkehrsmittel. Das werde beim Reisen besonders deutlich, erklärte Hoppe. 

Das Vertrauen auch in den eigenen Schreibprozess und die eigenen literarischen Mittel thematisierte Felicitas Hoppe in den Gesprächen mit den beiden Professorinnen der KU, Literaturwissenschaftlerin Friederike Reents und Pastoraltheologin Katharina Karl, die sich jeweils an die Lesesequenzen anschlossen. Insbesondere ging es um die für Hoppes Literatur typischen Schwellenmomente, in denen eine scheinbar reale Handlung plötzlich ins Surreale, ins Fantastische abdriftet. Hoppe beschreibt Momente, in denen das Vertraute verlassen wird, in denen das Sichere, Erwartete zur Disposition gestellt wird. So wie im dritten Roman, aus dem Hoppe in Eichstätt las: „Paradiese, Übersee“, 2003 erschienen, ist ihr persönliches Lieblingsbuch. Hier kam Hoppe außerdem auf das Urvertrauen, auf familiäre Räume und Überlegungen zu paradiesischen Konzepten zu sprechen. 

Nach ihrer Lesung signierte Hoppe die Bücher des interessierten Publikums und war lange im Gespräch mit den Besucherinnen und Besuchern der Lesung. Möglich wurde die Veranstaltung durch die Unterstützung des KU Zentrums Religion, Kirche, Gesellschaft im Wandel