Filmprojekt über Bauhaus als Inspiration für zeitgenössische jüdische Kunst

Bis in die Gegenwart hinein wirken die Innovationen der Kunstschule Bauhaus. Dass viele der darin versammelten Künstlerinnen und Künstler aufgrund ihres jüdischen Hintergrundes vertrieben und ermordet wurden, ist jedoch weniger bekannt. Ein Filmprojekt der KU hat das Jubiläumsjahr „321 – 2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ zum Anlass genommen, um das Bauhaus filmisch zu porträtieren sowie mit zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen: Welchen Einfluss hat Bauhaus noch heute auf sie? Was bedeuten ihnen ihre jüdische Identität und das Jubiläumsjahr? Entstanden ist der über 40-minütige Film als Kooperation der Bereiche Kunstpädagogik und Journalistik sowie dem Projekt „Mensch in Bewegung“ mit dem Eichstätter Willibald-Gymnasium. Die Beteiligten knüpfen dabei an ein Ausstellungsprojekt an, das vor zwei Jahren anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Bauhaus“ entstand.

Den Zuschauer führen die beiden Schülerinnen Annika Kolonko und Lara Plank durch den Film. „Ich persönlich finde es rührend, dass die beiden kaum älter sind, als die Kinder aus Theresienstadt, deren Bilder wir im Film zeigen“, sagt Anna Beke, die das Projekt als Mitarbeiterin der Professur für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik konzipiert und geleitet hat. Sie dankt der Leitung des Willibald-Gymnasiums sowie den beteiligten Lehrkräften für die vertrauensvolle Kooperation in Corona-Zeiten. Diese prägten auch den Ablauf der Dreharbeiten etwa durch laufende Testungen oder das Einholen von Drehgenehmigungen in der Pinakothek der Moderne oder der Münchner Hochschule für Musik und Theater. Von Seiten der Studierenden haben unter anderem Maya Spitzer (Master Journalistik) und Klara Leidl (aus dem Fachbereich Kunst / Kunstpädagogik) bei der Entstehung des Films unterstützt, für den Wolfgang Link vom Projekt „Mensch in Bewegung“ technisch hauptverantwortlich war.

Der Beitrag zeigt unter anderem originales Bildmaterial vom Bauhaus Archiv Berlin, dem Jewish Museum in Prag oder des Estates of T. Lux Feininger, Massachusetts / USA, das es aufwändig zu recherchieren galt. Darüber hinaus erhielten die Beteiligten unter anderem auch Bildmaterial vom Bayerischen Junior Ballett München, dessen Leiter Ivan Liška Videomaterial der Rekonstruktion von Oskar Schlemmers „Das Triadische Ballett“ durch Choreograf Gerhard Bohner überlassen hat.

Zudem kommen mit der Schriftstellerin Lena Gorelik und David Grossmann, künstlerischer Leiter des Jewish Chamber Orchestra Munich, eine zeitgenössische Künstlerin bzw. ein Künstler zu Wort. Die Drehorte sind nicht zufällig gewählt: Grossmann sprich im Ambiente der Münchner Hochschule für Musik und Theater. „In diesem Gebäude befand sich der Bunker für die NS-Granden, in dem sie sich bei Gefahr zurückziehen konnten. Auch wenn mich dieser Ort bedrückt, hat er gleichzeitig eine neue Bedeutung bekommen, indem hier junge Musikerinnen und Musiker ausgebildet werden“, schildert Grossmann im Interview. Als er selbst damit begonnen habe, mehr über Bauhaus zu erfahren, sei er über das Ausmaß des Einflusses überrascht gewesen.

Im Vergleich zu klassischer Kunst haben die Bauhaus-Werke wiederum für die Schriftstellerin Lena Gorelik eine neue Welt eröffnet: „Ich habe viel Rebellisches dadurch erfahren.“ Vor diesem Hintergrund ist die Pinakothek der Moderne bewusst als Setting für das Gespräch mit ihr gewählt – umgeben von zwei Werken Oskar Schlemmers. Es tue jeder Kunst gut, den Komfortraum zu verlassen, so wie dies die Künstlerinnen und Künstler des Bauhauses durch ihren gegenseitigen Austausch getan hätten.

Zu sehen ist das Ergebnis des Filmprojektes zum einen im Jüdischen Museum Franken in Fürth. Dieses zeigt zugleich die 2019 von KU und Willibald-Gymnasium erstellte Ausstellung „Bauhaus für alle!“. Zum anderen findet sich der Film online unter https://vimeo.com/576490729. Präsentiert worden ist er erstmals bei einer Tagung der Bayerischen Museumsakademie die die derzeitige Präsentation von drei verschiedenen Ausstellungen in Fürth unter dem Titel „Das Bauhaus am Jüdischen Museum Franken“ aufgegriffen hat. Bei der Veranstaltung sprachen unter anderem die im Film interviewte Schriftstellerin Lena Gorelik sowie Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe.

Bauhaus für alle!

Daniel Grossmann

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