Finanzwissen für alle: Forschungsprojekt zu ethischer KI-Beratung

Anlageberatung per App
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Per App wertvolles Wissen über die eigenen Finanzen erhalten – die automatisierte Finanzberatung macht es möglich. KI-basierte Systeme beraten die Anwender bei Investmententscheidungen und Geldanlagen. Technologisch sind diese Instrumente mittlerweile sehr ausgereift. Noch wenig berücksichtigt ist jedoch, nach welchen ethischen Prinzipien solche KI-unterstützten Systeme arbeiten sollten. Welche Kriterien ein Robo-Advisor erfüllen muss, um finanzielle Entscheidungen ideal zu treffen, hat nun Prof. Dr. Jens Hogreve, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre und Dienstleistungsmanagement an der KU gemeinsam mit einem internationalen Team erforscht.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler machten sechs Schlüsselkriterien fest, die einen ethischen Rahmen bei der Implementierung von KI in der Finanzberatung bilden können. Denn obwohl eine automatisierte, ganzheitliche Finanzberatung technisch bereits möglich ist, verhindern erhebliche ethische Vorbehalte deren Erfolg.

Als Basis für die Schlüsselkriterien evaluierten die Forschenden ethische Prinzipien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der EU und privater Unternehmen. Zum einen führt eine gute automatisierte Finanzberatung nach den Analysen der Forschenden zu einem gesteigerten Wohlbefinden: „Eine Finanzberatung ist gut, wenn sie die Verbraucher glücklich macht und ihr subjektives und objektives finanzielles Wohlbefinden positiv beeinflusst“, schildert Professor Hogreve. Zum anderen ist die Orientierung an den Zielen der einzelnen Person entscheidend; sie soll in der Lage sein, zwischen kurzfristigen und langfristigen persönlichen Zielen abzuwägen.

Jens Hogreve
Prof. Dr. Jens Hogreve

Zentral ist für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zudem das einfache Verständnis der KI-basierten Finanzberatung: „Der Einzelne sollte nicht zu viel Mühe oder Zeit aufwenden müssen, um die Beratung zu verstehen“, führt Hogreve weiter aus. Gleichzeitig sollen die Empfehlungen leicht umsetzbar sein, damit die Nutzerinnen und Nutzer die Ratschläge auch tatsächlich annehmen können. Daher, so betont das Team um Jens Hogreve, muss eine gute automatisierte Finanzberatung auf die eigenen Präferenzen, beispielsweise in Bezug auf Risiken, eingehen.

Als finales Schlüsselkriterium führen die Forschenden schließlich die Transparenz an, die mit über die erfolgreiche Implementierung einer solchen Finanzberatung entscheidet: „Eine Finanzberatung ist dann gut, wenn sie transparent ist. Die Verbraucher sollten der Beratung vertrauen können, und das setzt voraus, dass sie transparent ist.“

Diese erarbeiteten Kriterien sollen dabei helfen, schon eingeführte Robo-Advisors zu überarbeiten und neue so zu gestalten, dass möglichst viele Menschen niedrigschwellige Unterstützung bei Finanzentscheidungen erhalten. „Im Laufe eines Lebens muss der Einzelne viele Entscheidungen treffen, die sich erheblich auf die finanzielle Situation auswirken: Hauskauf, Arbeitsplatzwechsel, Familienzuwachs, mehr oder weniger Arbeitsstunden pro Woche und die Entscheidung, wann man in den Ruhestand geht, sind nur einige Beispiele für wichtige und oft komplexe Ereignisse, die fast jeden treffen. Sie fordern fundierte und zusammenhängende Entscheidungen“, resümiert Hogreve.

Gefördert wird das Forschungsprojekt „Automated financial advice: quality, ethical and design challenges“ durch das renommierte Netspar-Netzwerk. Neben Professor Hogreve von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der KU sind Forscherinnen und Forscher der Universität Maastricht beteiligt.