Freisinger Bischofskonferenz bestellt neuen Stiftungsrat

Die Hochschulleitung der KU am Rande eines Treffens mit Horst Seehofer im vergangenen Sommer
© Christian Klenk

Die Trägerstiftung der KU erhält einen neu zusammengesetzten Stiftungsrat. An dessen Spitze steht künftig der ehemalige bayerische Ministerpräsident und Bundesminister a.D. Horst Seehofer. Er löst Prof. Dr. Peter Beer ab, der dem Gremium seit 2018 vorstand. Künftig gehören dem Stiftungsrat auch zwei Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst an – dies war Anfang des Jahres im Zuge von Verhandlungen über die Finanzierung der KU vereinbart worden. Die Freisinger Bischofskonferenz hat den Stiftungsrat daher schon vor Ablauf der regulären Amtszeit neu bestellt.

Die Stiftung Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt ist der Rechtsträger der einzigen katholischen Universität in Deutschland. Die kirchliche Stiftung kümmert sich insbesondere um die Vermögens- und Wirtschaftsverwaltung der Universität, indem sie im Benehmen mit der Universität den Haushalt aufstellt und sich als Aufsichtsorgan operativ um Themen wie Controlling, Revision und Compliance kümmert. Der Stiftungsrat als Leitungsorgan wird von der Freisinger Bischofskonferenz gewählt – gemäß der Stiftungsverfassung für eine vierjährige Amtszeit. Bei einer Sitzung im Sommer diesen Jahres hatte das Gremium jedoch entschieden, den Weg für eine vorzeitige Neubesetzung freizumachen.

Horst Seehofer

Zum neuen Stiftungsratsvorsitzenden haben die bayerischen Bischöfe und Weihbischöfe Horst Seehofer bestellt. Der Ingolstädter kann auf eine reiche politische Karriere zurückblicken. 28 Jahre lang war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Vier Bundesregierungen gehörte er als Minister an: angefangen im Ressort Gesundheit von 1992 bis 1998, von 2005 bis 2008 dann als Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und schließlich von 2018 bis 2021 als Bundesinnenminister. Von 2008 bis 2018 war der CSU-Politiker Bayerischer Ministerpräsident. Horst Seehofer ist der KU seit langem verbunden, die Entwicklung der Universität, so sagt er, habe er seit ihrer Aufbauphase in den 1970er Jahren „mit Sympathie und Unterstützung“ verfolgt. „Ich bin bis heute von der Idee einer Katholischen Universität begeistert. Die jüngsten Entwicklungen hin zu Exzellenz und Innovation in Forschung und Lehre sowie die starke Vernetzung der Universität in der Region haben mich darin bestärkt, dass ich mich für diese Institution gerne persönlich einsetzen möchte. Hinzu kommt die Bedeutung der KU für die Standortentwicklung: Die Städte Eichstätt und Ingolstadt würden ohne die Katholische Universität heute nicht so gut dastehen.“ Er betrachte es „als große Ehre, dass ich diese Herausforderung annehmen darf. Die neue Aufgabe ist nun eine Krönung in meinem Leben.“

Gemäß der Stiftungsverfassung zählt der Stiftungsrat insgesamt zehn Mitglieder. Neben Horst Seehofer wurden fünf weitere Mitglieder erstmals in das Gremium berufen: Neu ist Prof. Dr. Egon Endres, der seit 1997 Sozialwissenschaften und Sozialmanagement an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München lehrt und von 2006 bis 2014 auch Präsident seiner Hochschule war. Die Ministerialrätin Monika Hoebbel und der Ministerialdirigent Dr. Michael Mihatsch vertreten im Stiftungsrat künftig das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Mihatsch leitet seit 2015 die Abteilung für Universitäten und Hochschulmedizin im Ministerium, Hoebbel das Referat, welches unter anderem für die Anliegen der KU zuständig ist.

Ein weiteres neues Mitglied im Stiftungsrat ist Xavier Ros, seit 2022 Personalvorstand der Audi AG. Der gebürtige Spanier ist seit 1994 für das Ingolstädter Automobilunternehmen tätig, zwischenzeitlich war er mehrere Jahre in verantwortlicher Position für das Tochterunternehmen Seat. Neu berufen wurde auch Heinz Weitner, Geschäftsführer der Werner Weitner GmbH aus Eichstätt. Das mittelständische Familienunternehmen entwickelt und fertigt Präzi­sionswerkzeuge und Maschinen für die Automobilindustrie, die Medizin- und Luftfahrttechnik.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke OSB gehört dem Stiftungsrat gemäß der Stiftungsverfassung qua Amt an. Daneben wurden drei weitere Mitglieder bestellt, die dem Stiftungsrat schon zuvor angehörten: Dr. Thomas von Mitschke-Collande, ehemaliger Direktor bei der Unternehmensberatung McKinsey, Markus Reif, Finanzdirektor des Erzbistums München und Freising und Geschäftsführer des Überdiözesanen Fonds Bayern, sowie Dr. Paul Siebertz, langjähriges Vorstandsmitglied der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG.

Der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz und Magnus Cancellarius der KU, Reinhard Kardinal Marx, teilte in einer Pressemitteilung der Freisinger Bischofskonferenz mit: „Wir freuen uns, mit Horst Seehofer einen der bedeutendsten Politiker Bayerns der jüngsten Zeit und engagierten Vertreter der Region für den Stiftungsratsvorsitz gewonnen zu haben, der sich – so bin ich sicher – mit seinen Fähigkeiten, aber auch mit Herzblut für die Katholische Universität einsetzen wird. Horst Seehofer ist mit seiner Erfahrung als ehemaliger bayerischer Ministerpräsident bestens geeignet, um die anstehenden Herausforderungen der Katholischen Universität im Zusammenwirken von Staat und Kirche zu gestalten. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit ihm an einer guten Zukunft der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt weiterzuarbeiten.“

Für die Universität sei es ein Glückfall, dass sie Horst Seehofer für ihre Trägerstiftung habe gewinnen können, sagt Universitätspräsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien. „Er genießt das Vertrauen sowohl in Politik als auch Kirche, er ist ein hervorragender Netzwerker und Stratege und begeistert von der Idee einer exzellenten, katholischen Universität. Von seiner großen und vielseitigen politischen Erfahrung wird die KU in den kommenden Jahren sehr profitieren – vor allem natürlich bei der Aufgabe, weiterhin eine solide finanzielle Basis für die Entwicklung der Universität zu gewährleisten.“ Die Freisinger Bischofskonferenz, der Freistaat Bayern und die Trägerstiftung hatten im Frühjahr vereinbart, dass sie zusammen mit der Universitätsleitung im Rahmen einer Arbeitsgruppe „KU 2030“ gemeinsam Perspektiven für eine verlässliche Finanzierung und Struktur über das Jahr 2028 hinaus erarbeiten wollen.

Zugleich dankte Gien dem langjährigen Stiftungsratsvorsitzenden Prof. Dr. Peter Beer und den ausgeschiedenen Mitgliedern des Stiftungsrats für ihren Einsatz. „Die erfolgreiche Entwicklung der Universität in den vergangenen Jahren beruht auch auf der Unterstützung, die wir durch den Stiftungsrat erfahren haben, und auf der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Peter Beer“, so Gien. Der ehemalige Generalvikar der Erzdiözese München und Freising hatte dem Stiftungsrat seit 2010 angehört, 2018 übernahm er den Vorsitz. Der promovierte Theologe und Pädagoge ist seit vier Jahren Professor am Safeguarding Institut der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Aus dem Stiftungsrat scheiden der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Küpper (München), die Vorsitzende des Sachausschusses Medien des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Dr. Stephanie von Luttitz (München), der Soziologe Prof. Dr. Armin Nassehi (München), der Landrat des Landkreises Kelheim, Martin Neumeyer (Kelheim) sowie die Geschäftsführerin des SKF München, Bettina Nickel (München) aus.

Auch in der Stiftungsverwaltung gibt es personelle Veränderungen: Seit 2021 hatte der Jurist Dr. Roland Molitor als Stiftungsvorstand deren Geschäfte geführt. Er hat seine Tätigkeit in der Stiftungsverwaltung zum 30. September beendet, die Amtsgeschäfte führt nun die stellvertretende Stiftungsvorständin Jana Marlow.