Gäste aus Ägypten und Kuba an der Fakultät für Soziale Arbeit

Im Rahmen des Seminars „Konzeptionen interkultureller/internationaler Sozialer Arbeit“ referierte der ägyptische Priester und Sozialarbeiter Matta Shafik Ayoub an der Fakultät für Soziale Arbeit zum Thema „Kirchliche Sozialarbeit in Ägypten“. Außerdem besuchte die kubanische Sozialwissenschaftlerin Maria Luz Mejias Herrera für zwei Wochen die KU.

Der Kontakt nach Kuba kam durch die Kooperation  mit dem Institut zur interdisziplinären und interkulturellen Erforschung von Phänomenen sozialer Exklusion e. V (ISIS) zustande, deren Kuba-Tagungen, initiiert von Prof. Dr. Raúl  Fornet-Betancourt,  sich seit vielen Jahren in der Fachwelt etablierten.
Neben einem öffentlichen Vortrag zum Thema „Erziehung, Kultur, Werte: eine notwendige Triade angesichts der Herausforderungen unserer Zeit“ gab es für Studierende die Möglichkeit, im Rahmen eines Blockseminars zum Thema „Soziale Arbeit in Kuba“ mit der kubanischen Professorin zu diskutieren, einen Einblick in die Kultur, in historische Aspekte und gegenwärtige Diskussionen zu erhalten. Die kubanische Wissenschaftlerin suchte in Deutschland auch Kontakte zu Institutionen der Sozialen Arbeit sowie das Gespräch mit dem Lateinamerika-Institut der Katholischen Universität.

 

Durch zahlreiche Gespräche mit Dr. Monika Pfaller-Rott, ERASMUS Beauftragte der Fakultät für Soziale Arbeit und Beauftragte für Praktische Studiensemester im Ausland, konnten die Grundlagen einer kontinuierlichen Kooperation gefestigt werden. Geplant ist ein Kooperationsvertrag zwischen den beiden Universitäten, zu dem der Austausch auf Studenten- und  Dozentenebene sowie akademische Veranstaltungen zur Sozialen Arbeit und Bildung gehören.

 

Der zweite Gast - der Sozialarbeiter, Lehrer und Pfarrer Ayoub - informierte über die Situation der Christen in Ägypten. Von heute 82 Millionen Ägyptern seien lediglich 165.000 koptische Christen, eine kleine Minderheit der Bevölkerung also, die immer mehr diskriminiert und verfolgt wird. In einem allgemeinen Teil stellte er den Studierenden des internationalen und interkulturellen Schwerpunkts des Studiengangs Soziale Arbeit zunächst seinen Werdegang, seine derzeitige Tätigkeit, die Situation der koptischen Christen in Ägypten sowie das vierjährige Studium der Sozialarbeit in Ägypten vor. Ayoub arbeitet als Pfarrer und Sozialarbeiter und sammelte viele positive Erfahrungen u.a. in der Kooperation mit Muslimen vor Ort. Er berichtete über die Rolle der Regierung im Konflikt zwischen Muslimen und Christen und die Rolle der Polizei, deren Funktion sich von der in Deutschland (die Sorge für Sicherheit und öffentliche Ordnung sowie der Schutz der Bürger) stark unterscheidet, nicht zuletzt aufgrund der fehlenden formellen Ausbildung. Vorrangige Funktion der Polizisten ist es laut Ayoub, die Macht der Regierung zu stabilisieren.

In einem zweiten Teil stellte Pfarrer Ayoub sein Projekt gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM) vor: Der Zielgruppe (v.a. Teenager-Mädchen) werden die Gefahren einer FGM für ihre eigenen Kinder vermittelt mit dem Ziel, diese Beschneidung für ihre nächste Generation zu vermeiden. Zudem spricht das Projekt Großmütter – mit oft großem Einfluss auf die Entscheidungen innerhalb der Familie – an, die durch verschiedenste Mythen (beispielsweise Abhalten von bösen Kräften von den Mädchen, Unterstützung der Hygiene) auf Genitalverstümmelung beharren. Ayoub versucht, Vertrauen zu diesen Frauen, die ihr Leben innerhalb der eigenen vier Wände verbringen, mittels Ausflügen aufzubauen, um anschließend sensibel das Thema „Genitalverstümmelung“ anzusprechen. Dabei kooperiert er mit einem muslimischen Iman, der diese Ausflüge selbst begleitet. Dadurch kann das Argument vieler Großmütter, die weibliche Genitalverstümmelung werde von Bibel oder Koran vorgeschrieben, durch zwei Geistliche außer Kraft gesetzt werden.